Von der Wesenheit der heiligen Messe – Die Einsetzung des Altarsakramentes
Nun aber ist die Frage, wann Christus sein priesterliches Amt nach der Ordnung des Hohenpriesters Melchisedech vollbracht habe? Ich antworte: In den Evangelien liest man nirgends etwas von einem Opfer in Brot und Wein, außer nur bei der Beschreibung des letzten Abendmahles. Dort heißt es: „Da sie zu Nacht aßen, nahm Jesus das Brot, dankte, segnete es, brach es, und gab es ihnen, indem er sprach: Nehmet hin und esset, das ist mein Leib, der für euch dargegeben wird, das tut zu meinem Andenken. Desgleichen nahm er auch den Kelch, dankte und gab ihnen denselben, und sprach: Trinket alle daraus; denn dies ist mein Blut des neuen Testamentes, das für viele wird vergossen werden zur Vergebung der Sünden.“
In diesen Worten steht zwar nicht ausdrücklich, dass Christus Brot und Wein geopfert habe, doch es ist so klar im ganzen Zusammenhang, dass es einer ausdrücklichen Erwähnung gar nicht bedurfte.
Ferners sagen wir: wenn Christus damals nicht Brot und Wein geopfert hat, so hat er es niemals getan, und so wäre er auch kein Priester nach der Ordnung des Melchisedech gewesen, da doch der heilige Paulus sein Priestertum so herrlich beschreibt, indem er Hebr. 7 spricht: „Jene sind ohne Eidschwur Priester geworden, dieser aber mit Eidschwur durch den, der zu ihm sprach: Der Herr hat geschworen, und es wird ihn nicht gereuen: Du bist Priester in Ewigkeit nach der Ordnung des Melchisedech. Denn weil er ewig bleibt, so hat er auch ein ewiges Priestertum.“
Es bleibt demnach wahr, was die katholische Kirche in dem Concilium zu Trient Sess. 22 c. 1. beschlossen hat, indem es sagt: „Er hat am letzten Abendmahl seinen Leib und sein Blut unter den Gestalten des Brotes und des Weines Gott dem Vater aufgeopfert, und seinen Aposteln, wie auch ihren Nachfolgern im Priestertum befohlen, dass sie ihn unter denselben Gestalten opfern sollten, sprechend: „Dies tut zu meinem Andenken“, welche Worte die kath. Kirche stets auf diese Weise verstanden und ausgelegt hat. Und dies ist jenes reines Opfer, welches durch keine Unwürdigkeit noch Bosheit der Opfernden befleckt werden kann, und das der Herr durch Malachias (I,11) als ein reines, seinem Namen überall darzubringendes Opfer vorher verkündet hat.“ …
Christus allein ist ja der vornehmste und oberste Priester, die gewöhnlichen Priester aber sind nur seine Diener, und leihen ihm ihre Hände und ihren Mund zur Vollbringung dieses sichtbaren Opfers. Weil nämlich Christus unsichtbar ist, das Opfer aber sichtbar sein muss, damit es die Menschen sehen und hören können, deswegen hat er die Hilfe der Priester zur Verrichtung seines Opfers vonnöten. Dieses Opfer wird auch bis zum Ende der Welt fortdauern, und alsdann erst von dem Antichrist, wie aus der Weissagung Daniels am 11. und 12. K. abzunehmen ist, abgeschafft werden. …
Dass auch die heiligen Apostel dieses Opfer dargebracht haben, ist in ihren Legenden zu lesen. Der heilige Matthäus ist am Altar unter dem Amt der heiligen Messe erstochen worden. Vom heiligen Andreas sagt die Legende, dass er zu dem Richter Aegäas gesprochen habe: „Ich opfere dem allmächtigen wahren Gott täglich, nicht das Fleisch der Ochsen, noch das Blut der Böcke, sondern das unbefleckte Lamm Gottes auf dem Altar.“
Von den Heiligen Jakobus und Markus haben wir noch Messliturgien, d. h. die Zeremonien und Gebete beim Opfer der heiligen Messe, welche im I. Band der Biblioth. PP. zu finden sind, von denen die eine zu Jerusalem, die andere zu Alexandria in Ägypten gebraucht wurde. Vom heiligen Petrus wird der Kanon der Messe, d. h. der Teil vom Sanctus bis zur Kommunion abgeleitet; nur wenige Zusätze, die zum ursprünglichen Kanon als Ergänzung gemacht wurden, rühren von späteren heiligen Päpsten her. Daher folgt denn, dass die heilige Messe vom Anfang der Kirche in Übung gewesen, und allzeit für das wahre Sacrificium des neuen Testamentes gehalten worden sei. –
aus: Martin von Cochem, Erklärung des heiligen Messopfers, 1875, S. 6f.
siehe auch den Beitrag: Feinde des Altarssakramentes