Das Pontifikat von Papst Nikolaus V.

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Die Auflehnung gegen die Statthalter Jesu Christi

Das Pontifikat von Papst Nikolaus V. (regierte von 1447-1455)

Die Bitte des sterbenden Eugen, einen guten Papst zu wählen, sollte in glänzender Weise in Erfüllung gehen. Die Stimmenmehrheit fiel auf Thomas Parentucelli und sofort traten die übrigen Kardinäle bei. Er war der jüngste Kardinal, noch nicht drei Monate mit dem Purpur geschmückt. Eine glücklichere Wahl hätte kaum getroffen werden können, wie der weitere Verlauf der Geschichte zeigt; sie wurde daher von allen Seiten mit ungeheurem Jubel aufgenommen. Er legte sich zur dankbaren Erinnerung an seinen großen Wohltäter, den Kardinal d`Albergati, den Namen Nikolaus V. bei. Er war ein vortrefflicher Papst, wie sein Leben, sein kirchliches Wirken, seine Begeisterung für Kunst und Wissenschaft beweisen. (*)

(*) Es wird erzählt, daß die Rede, welche er bei der Leichenfeier des Papstes Eugen IV. hielt, seine Wahl zum Papst veranlaßt habe.

Nikolaus hatte als der Sohn eines rechtschaffenen, aber armen Arztes aus Sarzano, einem Fleckchen an der ligurischen Küste, am 15. November 1397 das Licht der Welt erblickt. Wegen seiner Mittellosigkeit war er genötigt, die Studien an der Universität von Bologna zu unterbrechen und eine Hauslehrerstelle in Florenz anzunehmen. Nach zwei Jahren kehrte er wieder nach Bologna zurück und konnte mit den gemachten Ersparnissen seine Studien vollenden. Als Priester stand er zwanzig Jahre in den Diensten des Bischofs und späteren Kardinals Albergatti, begleitete ihn auf seinen Legationen und verließ ihn bis zu dessen Tod nicht. Seine Liebe zu den Wissenschaften war so groß, daß er schon als junger Mann sein Geld fast nur für Bücher ausgab. Durchs seine hervorragenden Kenntnisse im Griechischen leistete er auf dem Konzil von Florenz bei den Verhandlungen mit den Griechen wichtige Dienste. Ebenso zeichnete er sich durch einen sittenreinen Wandel und innige Frömmigkeit aus. Von Eugen IV. zum Bischof von Bologna ernannt, wurde er als solcher in der Eigenschaft eines Legaten nach Deutschland geschickt und hierauf für seine glückliche Dienstleistung gegen Ende des Jahres 1446 Kardinal. Im Äußeren war er unansehnlich, klein und schwächlich, von bleicher Gesichtsfarbe, aber in dem schwachen Leibe wohnte eine starke, edle Seele, die sich in seinen blitzenden schwarzen Augen und in der Lebhaftigkeit seiner Bewegungen kund gab. Freundlich gegen alle war er zu jeder Tageszeit zugänglich, Feind aller Verstellung und Heuchelei, abhold jedem Nepotismus, enthaltsam und mäßig, ungemein gastfrei. Von seiner Freigebigkeit zeigt das Armenhaus, das er neben der Peterskirche gründete, in welchem jede Woche an zwei tagen Unbemittelte Brot und Wein, alle Tage aber 13 Arme ein Mittagsmahl erhielten. Daß einem solchen Mann die Herzen freudig entgegen schlugen, ist nicht zu wundern.

Wiederherstellung des kirchlichen Friedens

Als Papst hatte er sich kein anderes Ziel gesetzt als: „Gottes Ehre und Ruhm zu wahren und das Heil der Seelen zu fördern“. Von einer fast unbegrenzten Friedensliebe beseelt, sprach er sich schon gleich nach dem Antritt seiner Regierung dahin aus:

„Ich bitte Gott, er möge mir die Gnade geben, das auszuführen, was meine Seele erfüllt; nämlich den Frieden herzustellen und während meines Pontifikates keine andere Waffe zu gebrauchen, als welche mir Christus gegeben hat, sein heiliges Kreuz.“

Durch diese Friedensliebe und Nachgiebigkeit erzielte er große Erfolge. In einer äußerst gefahrvollen zeit nahm er das Ruder des Schiffleins Petri in die Hand. In Italien herrschten Unruhen, die Fürsten und Republiken waren feindselig gegen einander gesinnt, die Verhältnisse im Kirchenstaat unsäglich elende, Rom verarmt, die Kassen leer. In der Christenheit hielt es noch ein Teil mit dem Gegenpapst und dem Basler Konzil. Im Osten die furchtbare Türkengefahr. Durchs eine Milde und sein Entgegenkommen suchte der Papst Ruhe und Ordnung in Stadt und Land wieder herzustellen und sicherte sich den Frieden von außen, indem er den gefährlichsten Gegner, den König von Neapel, gewann.

Die Schwierigkeiten in Deutschland hob er durch die Bestätigung der bereits mit Eugen IV. abgeschlossenen Konkordate und durch die weitere Vereinbarung, die er mit Friedrich III. durch das Aschaffenburger oder Wiener Konkordat getroffen. Dadurch verlor Felix V. immer mehr an Anhang, so daß er, als ihm die Resignation von den Fürsten nahe gelegt wurde, darauf einging und sich in die Einsamkeit am Genfer See zurückzog, wo er 1451 starb. So war das Schisma gänzlich beseitigt. Auch in andern Ländern war Nikolaus für den Frieden mit Erfolg tätig, nur in Böhmen schlugen alle Einigungsversuche fehl.

Nikolaus glaubte die Wiederherstellung des kirchlichen Friedens nicht würdiger feiern zu können, als durch die Verkündigung eines allgemeinen Jubiläums für das Jahr 1450. Es war das sechste große Jubiläum. Es war eine förmliche Völkerwanderung nach Rom, auf allen Wegen trafen sich Scharen von Pilgern. Ein Bericht sagt, daß während der günstigen Jahreszeit täglich 40000 anwesend gewesen seien. Der Papst selbst machte mit bloßen Füßen die vorgeschriebenen Kirchenbesuche. Um das kirchliche Leben zu erneuern, dehnte Nikolaus das Jubiläum für das folgende Jahr auf die andern Länder aus und sandte Legaten ab, welche die eingerissenen kirchlichen Missbräuche beseitigen, eine regere Verbindung mit Rom, dem Mittelpunkt der Einheit, herstellen und den Gläubigen die Gnadenschätze der Kirche eröffnen sollten. Für Deutschland war Nikolaus von Cusa, der spätere Kardinal und Bischof von Brixen, bestimmt…

Anm.: Aus Deutschland erschien im Jahre 1452 König Friedrich III., um am Grab des heiligen Petrus aus der Hand des Papstes am 19. März die Kaiserkrone zu erhalten. Dies war die letzte feierliche Kaiserkrönung in Rom. Von da an erblaßte der Glanz der kaiserlichen Krone, bis endlich im Jahre 1806 das einst so herrliche römische Reich deutscher Nation unterging. Es bleibt ewig denkwürdig, daß die letzte feierliche Krönung des römischen Kaisers in das Jahr fiel, in dem das oströmische Reich unterging, welches den obersten Hirten der Christenheit so lange die schwersten Sorgen bereitet hatte. (Stangl, S. 5 81)

Teilen fast alle Päpste mit Nikolaus den Ruhm eines sittlich reinen Lebens und tiefer Frömmigkeit, übertreffen ihn viele an Einfluss auf die Weltereignisse, so hat doch keiner ihn übertroffen an Begeisterung und Eifer für Kunst und Wissenschaft. Mit ihm trat die neue Richtung auf dem gebiet der Kunst und Wissenschaft in den Dienst der Kirche. Das Papsttum feierte da neue Triumphe. Die Verherrlichung der Kirche durch Werke der Kunst war das höchste Ziel seines Pontifikates. Rom, der kirchliche Mittelpunkt der Welt, sollte auch zum Zentrum für Literatur und Kunst, zu einer monumentalen Stadt mit der ersten Bibliothek der Welt erhoben werden., das war der große Plan Nikolaus` V. Als armer Magister tat Nikolaus den Ausspruch: „All mein Geld möchte ich für Bücher und Bauten ausgeben.“ Dies Wort hatte er als Papst nicht vergessen.

Die Bautätigkeit des Papstes

Was die Bautätigkeit des Papstes betrifft, so ward dieselbe sehr weitgreifend, und bezog sich teils auf Wiederherstellung und Restaurierung zahlreicher alter, teils auf Ausführung neuer Werke. Die Peterskirche und der Vatikan erfuhren bedeutende Veränderungen. Dann faßte er den Riesenplan, die neue Peterskirche und die Leostadt umzubauen, sowie einen neuen Papstpalast auszuführen. An der Ausführung dieser großartigen Pläne hinderte ihn der Tod. Um die geplante Werke zur Ausführung zu bringen, zog Nikolaus von allen Gegenden und Ländern Architekten, Maler und Vertreter der Kleinkünste nach Rom. Unter ihm arbeitete Angelico da Fiesole, der seine Gestalten aus dem Paradies geholt zu haben scheint, ein Dominikaner-Bruder.

Ebenso eifrig förderte der Papst auch die Wissenschaft. Die Gelehrten und Literaten, sowohl griechische als auch lateinische, waren seine Lieblinge. Der päpstliche Hof war ein Musenhof geworden. Leider ließ die Liebe zu den Wissenschaften Nikolaus an den Trägern der Wissenschaft manches übersehen und Männer in seine Nähe ziehen, die des päpstlichen Hofes unwürdig waren. Es waren darunter nicht wenig habsüchtige, liederliche und sittenlose Subjekte. Sie bewiesen, daß Geistesbildung noch nicht das Herz veredle und neben einem gemeinen Charakter bestehen könne. Ja, einer dieser Humanisten, Porcaro (**), bezahlte die Wohltaten, mit denen Nikolaus ihn und seine Zunftgenossen überhäufte, damit, daß er eine Verschwörung gegen den Papst anzettelte, die ihn und das geistliche Regiment beseitigen sollte. Das einseitige Betreiben der heidnischen Literatur entfremdete nicht wenige dieser Literaten dem Christentum, machte sie zu Schwärmern für die Republik und zu Feinden der Priesterschaft.

(**) Er war der Meinung, daß die Menschen erst dann ihr Glück auf Erden finden würden, wenn alle Fürsten vertrieben und die Königreiche in Republiken verwandelt wären. Er hielt begeisterte Reden, schilderte die Glückseligkeit der alten heidnischen Republiken in den lebhaftesten Farben und führte viele Italiener ins Verderben. Sein Treiben bewirkte im Jahre 1450 einen Volksaufstand, gegen den die Gewalt einschreiten musste. Mehrere hundert Menschen verloren dabei das Leben. Der Anführer Percaro ergriff die Flucht, wurde aber gefangen und im Januar des Jahres 1453 hingerichtet. (Stangl, S. 578) –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907

Gründung der Vatikanischen Bibliothek

Mit großen Kosten gründete gründete Nikolaus V. die vatikanische Bibliothek, die bei seinem Tod 1160 wertvolle Handschriften und 5000 Bände zählte. Der Schmerz über den Fall von Konstantinopel, über die Verschwörung Porcaros, ferner die Unruhen im Kirchenstaat, sowie wiederholte Krankheitsanfälle zehrten an den Körperkräften des Papstes. Gott ergeben, ohne einen Klagelaut über seine heftigen Schmerzen, ertrug der Papst seine letzte Krankheit. Er ließ zwei fromme Karthäuser-Mönche kommen, die ihm in der schwersten Stunde beistehen sollten. Als er das Ende nahe fühlte, hielt er an die versammelten Kardinäle eine erhebende Ansprache, erhob dann seine Hände gen Himmel und sprach: „Allmächtiger Gott, gib der heiligen Kirche einen Hirten, der sie erhalte und vermehre. Euch aber bitte und ermahne ich so eindringlich wie möglich, daß ihr meiner im Gebet vor dem Allerhöchsten gedenkt.“ Dann sprach er die Segensworte. Kurz darauf gab Nikolaus, dessen Augen bis zuletzt auf ein Kruzifix gerichtet waren, seine edle Seele dem zurück, dessen Stelle er auf Erden vertreten hatte, in der Nacht vom 24. auf den 25. März 1455. Er wurde beim Grab seines Vorgängers in St. Peter bestattet. –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, III. Band, 1907, S. 502 – S. 507

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