Zwei Ordensbrüder von Duns Scotus

Zum Entwicklungsgang der Lehre von der Unbefleckten Empfängnis Mariä

Zwei Ordensbrüder von Duns Scotus im Eifer für die Lehre der Immaculata

Unter seinen (Duns Scotus) gelehrten Ordensbrüdern war es vor allem sein eigener Schüler Franz Mayron aus Digne in Südfrankreich, der nach ihm selbst an der Pariser Universität Theologie vortrug und wegen seines Scharfsinnes und seines theologischen Wissens als einer der hervorragendsten Geister seiner Zeit ebenso wie wegen seiner innigen Verehrung und Andacht zu Maria gefeiert ward.

Dieser wackere Streiter wies in seinem Traktat über die Unbefleckte Empfängnis Mariä nach, wie sich aus der Leugnung dieses Ehrenvorzuges Mariä eine dreifache Unzukömmlichkeit ergeben würde: Erstens wäre in diesem Fall die Mutter Gottes einmal eine Tochter des Teufels gewesen, zweitens wäre es dann nicht wahr, was die Heiligen Väter so oft aussprechen, daß Maria die Engel an Reinheit übertroffen, und drittens dürfte ihr dann nicht mehr das Prädikat einer an Seele und Leib gleich unbefleckten Jungfrau beigelegt werden. Wer aber möchte so etwas von der seligsten Jungfrau zu behaupten wagen!

Zugleich bringt er große Klarheit in die Frage durch eine philosophisch genaue Erörterung des Begriffes Erbsünde. Die Erbsünde in uns, führt er aus, ist ihrer Form nach nichts anderes, als das einfache Beraubtsein der ursprünglichen Gerechtigkeit, die wir kraft der ursprünglichen Veranstaltung Gottes haben müßten, die aber wegen der Übertretung des Gesetzes für alle Nachkommen verloren ging. Wenn nun Gott die allerseligste Jungfrau wegen der Verdienste Christi vor der Erbsünde bewahrte, so hat er einfach ihre Seele mit einem so reichen Maße von Gnade begabt, daß es der ursprünglichen Gerechtigkeit gleich kam und hat nicht zugelassen, daß diese so geheiligte Seele durch ihre Vereinigung mit dem Leib befleckt wurde, wie das bei allen Menschen außer ihr der Fall ist. Mayron war es auch, der mit mit großer Gründlichkeit die Stellen der Heiligen Väter, besonders des heiligen Augustin, wo von der Sündenlosigkeit des seligsten Jungfrau die Rede ist, behandelt.

Seinen beiden Ordensbrüdern ebenbürtig zur Seite steht, gleich groß an Eifer in Begründung und Verteidigung der Unbefleckten Empfängnis Peter Oriol aus der Pikardie. Er war ebenfalls ein Schüler des großen Duns Scotus (siehe den Beitrag zu seiner Lehre von der Immaculata), lehrte ebenfalls in Paris Theologie und wurde später Erzbischof von Aix in der Provence. Dieser ebenso gelehrte wie fromme Bischof und Ordensmann hatte sich bei vier verschiedenen Gelegenheiten eingehend über die Unbefleckte Empfängnis ausgesprochen, zuletzt und am gründlichsten gegen Ende seines Lebens – er starb 1345 – in einem Kommentar zu den vielbesprochenen 174. Brief des heiligen Bernhard.

Das war das berühmte Kleeblatt des Franziskanerordens, das für die Stellungnahme der Wissenschaft zu Gunsten der Lehre von der Unbefleckten Empfängnis eine so hervorragende Rolle spielte. Nicht nur der ganze Orden des heiligen Franziskus, nicht nur zahlreiche Theologen aus anderen Orden und aus dem Weltklerus traten nun als eifrige Verteidiger der Unbefleckten Empfängnis auf, sondern, was für die Entwicklung des Dogmas von großer Bedeutung war, die Universität von Paris ward nun zu einer der mächtigsten Stützen dieser Lehre beim weiteren wissenschaftlichen Austrag der Meinungen… –
aus: Alois Jos. Schweykart SJ, Die Verehrung der Unbefleckten Empfängnis Mariä in der Geschichte der Kirche, 1905, S. 88 – S. 90

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