Unsere Liebe Frau von Loreto zu Bühl

Eine Prozession christgläubiger Katholiken zu einem Gnadenort der Muttergottes Maria

Gnadenorte unserer himmlischen Himmelskönigin

Unsere Liebe Frau, die Gottesmutter Maria, sitzt, umringt von vielen Heiligen, in der Mitte, ihren Sohn Jesus auf dem Schoß, eine Lilie in der linken Hand; unter ihr ist das Häuschen zu sehen, daß von Engeln zum Gnadenort Loreto getragen wird

Unsere Liebe Frau von Loreto zu Bühl im Allgäu

Im schönen Gebirgsland des Allgäus`s, nahe an dem 6000 Fuß hohen Grünten und dem Alpsee liegt in einem anmutigen Tal das Dorf Bühl, eine halbe Stunde von Immenstadt entfernt, mit zwei von Ferne sichtbaren , am Abhang eines Hügels gelegenen Kirchen; die eine ist dem heiligen Erlöser und dem heiligen Stephan geweiht, die andere aber U. L. Frau.

Im Jahre 1665 an einem lieblichen Sommertag ergötzte sich der damals regierende Graf Hugo von Königsegg-Rothenfels mit einer Schifffahrt auf dem Alpsee. Sein Sohn Leopold Wilhelm, der kurz zuvor von einer Reise aus Italien zurück gekehrt war, und der Kapuziner Pater Kornelius waren bei ihm im Schiff. Wie sie auf dem See gegen Bühl hin ruderten, sagte Graf Leopold, die Kapelle des heiligen Stephan auf dem Hügel (Bühle) hätte auffallende Ähnlichkeit mit der Lage der Loreto-Kirche in Italien. – Bei diesen Worten seines Sohnes kam dem Vater der Gedanke, auf diesem Bühle oder Hügel eine Loreto-Kapelle erbauen zu lassen. Sein Wunsch kam bald in Ausführung. – Er erhielt alsbald hierzu die Erlaubnis. Im Frühjahr 1666 ward die alte Kapelle abgebrochen und im darauf folgenden Sommer war die neue Kirche durch dem emsigen Betrieb des Reichsgrafen und seines Sohnes und durch Mitwirkung des Paters Kronelius vom Grund aus auferbaut. Am 8. September konnte schon der erste heilige Gottesdienst darin abgehalten werden. –

Das Gnadenbild der heiligen Jungfrau hatte Graf Hugo ganz genau nach dem Bild im heiligen Haus zu Loreto in Italien auf seine Kosten von einem dortigen Bildhauer verfertigen lassen.
Am 9. Mai des Jahres 1670 wurde die Kirche vom Bischof von Konstanz geweiht. – Der Altar ist von Alabaster und in Gold gefaßt; hinter demselben steht unter einem Baldachin das Gnadenbild; ein einziges Fenster wirft einen mattenSchimmer auf Altar und Bild, und versetzt durch die milde Dämmerhelle jeden Eintretenden in ehrfurchts- und andachtsvolle Stimmung.

Die Verehrung des schönen Muttergottes-Bildes hat gleich nach der Erbauung der Kirche begonnen. Alsbald nach deren Eröffnung kam die Wallfahrt zu demselben in Aufnahme. Zahlreich strömten Andächtige von allen Seiten herbei. Noch größer ward der Zulauf, als durch Fürbitte Mariens ein großes Wunder geschah.

Der Schlossvogt von Rothenfels, Georg Friedrich Christmann, lag schwer krank und rettungslos darnieder. Schon glaubte man ihn tot, als er plötzlich wieder zu sich kam und völig gesund wurde. Es hatte nämlich seine Ehegattin in ihrer größten Angst und Not zu der Gnadenmutter in der Loretokapelle ihre Zuflucht genommen und sich dahin verlobt. Und ihr Gebet fand Erhörung. – Fortwährend fanden auch viele Gläubige, welche sich ihrem Vertrauen zu U. L. Frau in Bühl wandten, in ihren Bedrängnissen Trost und Hilfe, wie die zahlreichen Votivtafeln und schriftlichen Urkunden besagen. – Die Herren von Königsegg-Rothenfels und ihre Ehegattinnen blieben der Loretokirche in Bühl immer vom Herzen zugetan. Graf Leopold sandte ein schönes Gemälde, Mariä Verkündigung darstellend, und genau nach dem berühmten Gnadenbild in der Annunziata zu Florenz (eine prachtvolle Kirche, welche den Dienern U. L. Frau zu Florenz gehört, und von Nah und Fern besucht wird.) gemacht, als Weihegeschenk nach Bühl; sein Sohn Sigmund ließ aus seiner prachtvollen Kleidung einen Ornat machen, und verehrte ihn der Mutter Gottes. –

Derselbe wurde in Folge eines Gelübdes von einer Todesgefahr errettet und sandte nach seiner Vermählung mit einer Gräfin von Salm die beiden Vermählungs-Ringe zur Anheftung an das Gnadenbild. –

In allen Gefahren wendete sich der fromme Sinn dieser Herrschaft, der edlen Grafen von Königsegg, mit Gelöbnissen und Opfern an die Himmelskönigin, die sie in dieser, von ihren Vätern erbauten Kirche ganz besonders verehrten, und wo immer etwas einen glücklichen Ausgang genommen, oder ihnen Heil widerfahren war, kamen sie mit Dank und Freude an diesen Ort der Gnade und erfüllten ihr Gelübde. Und wie die Herrschaft, so waren auch die Untertanen, Auch jetzt noch währen die Wallfahrten zu der Gnadenkirche von Bühl fort. Im Frühjahr und Spätherbst ist an den Samstagen nicht allein die Kirche, sondern selbst der schöne Platz zwischen den beiden Kirchen von Andächtigen gefüllt, welche die Mutter des Herrn um ihre Fürbitte anrufen.

Am Fest Mariä Geburt aber ist die Menge der Wallfahrer so groß, daß die Predigt im Freien gehalten werden muss. So findet Maria, die hoch begnadigte Jungfrau, in dens tillen Tälern des Gebirges und an ihren tiefen, blauen Seen ihre Verehrer, welche bei ihrem mütterlichen Herzen jenen Trost und jenen Frieden finden, den die Welt niemals geben kann! – (Kathol. Kalender.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 530 – Sp. 531

Tags: Maria

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