Marienandacht Die erste Rose des Ave

Zwei himmlische Wesen mit Flügeln, das eine mit Palmzweigen in den Händen, das andere läßt aus dem Gewand Rosen nieder fallen

Die sieben Rosen des Ave Maria

Der heilige Geist als Taube schwebt über dem Engel und über Maria, der Engel schwebt auf einer Wolke, eine Lilie in der Hand, Maria steht demütig, die Hände über der Brust gekreuzt, vor dem Engel, statt Rosen sieht man Lilien vor ihr

(Auf die sieben Wochentage eingeteilt)

Hilf, o heilige Maria! auch mir nachdenken über die sinnreiche Bedeutung dieses Grußes und über die geheimnisvollen Wahrheiten, welche darin enthalten sind, damit ich diesen Gruß fürder mit einer größeren Andacht beten lerne und also der Tröstungen teilhaft werde, die derselbe in sich schließt.
Ich beginne die heilige Woche unter deinem Schutze, o heilige Maria! Zur größeren Verherrlichung Gottes, Jesu zu Liebe und dir zur Ehre. Amen.

Marienandacht – Die erste Rose des Ave

(Für den Sonntag)

„Gegrüßet seist du, Maria!“

So grüßte einst Gabriel, der hohe Abgesandte des Himmels, dich, Jungfrau Maria! In deinem stillen Kämmerlein zu Nazareth, als er dir das hohe Geheimnis unserer Erlösung vortrug und dich als die auserkorene Mutter des allmächtigen Erretters und Erlösers der Menschheit, Jesu Christi, des Sohnes Gottes, bezeichnete. Und seit dieser Zeit widerhallt dieser Gruß als eine himmlische Stimme durch alle Jahrhunderte fort und ist gleichsam das erste und sich immer erneuernde Erinnerungs-Zeichen jener gesegneten Stunde, wo der beleidigte Himmel sich mit der sündigen Erde auszusöhnen begann.

Wenn daher frühe Morgens die Sonne an unserm Himmel erscheint und mit ihrem Lichtmeer die Schatten der Nacht zerstreut; wenn sie am Mittage in ihrer ganzen Pracht und Majestät im hohen Süden prangt und uns die Wirkungen ihrer wohltätigen Kraft am Lebhaftesten empfinden läßt; wenn endlich am Abend, umglänzt von ihrem Purpurrot, sie im Westen sich unseren Blicken entzieht und Alle, die des Tages Last und Mühe getragen, zur Erholung und Ruhe mahnt: so erschallt jedes Mal von den Türmen sämtlicher katholischen Kirchen herab der Glocke heiliges Zeichen zum englischen Gruß, und Millionen Häupter entblößen sich, Millionen frommer Blicke erheben sich zu dir, o Himmelskönigin Maria! Und von Millionen Lippen schweben die Worte:

Ave Maria!

Gegrüßet seist du, Maria!

O Worte voll Süßigkeit, Worte voll Trost und voll Freude enthält dieser Gruß, und hohe Ehre wird dadurch dir, o gnadenvolle Jungfrau! Erwiesen.

Bei diesem Gruße frohlocken die Himmel, es zittert die Hölle, und gesegnet wird der Erdkreis. Durch ihn empfängt der Sünder Hoffnung, der Gerechte Freude, der Bedrängte Zuversicht, der Betrübte Trost, der Kranke Heilung, der Sterbende Begnadigung.

Nicht auszudrücken ist mit Worten die Süßigkeit und Seligkeit, welche eine andächtige und liebende Seele in diesem Gruße findet. Die Wonne, welche er enthält, läßt sich nicht schildern, sondern nur empfinden, und wer sie empfindet, der hat einen Vorgeschmack von der Seligkeit derjenigen, die gleich dem Erzengel Gabriel gewürdigt, dein holdseliges Antlitz, o heilige Maria! zu schauen!

Möchte daher stets mein Herz von Liebe überströmen und meine Lippen gereinigt sein, wie die Lippen eines Propheten Isaias, so oft ich Augen und Hände zu dir, erhabene Jungfrau! Erhebe und dich mit den Worten des Engels begrüße: ‚Gegrüßet seist du, Maria!‘

Sei gegrüßt, du Gottgeweihte,
Milder Stern in Graus und Nacht!
Sei gegrüßt, Gebenedeite,
Die das Heil uns hat gebracht!
Sei gegrüßt zu jeder Stunde,
Sei gegrüßt mit Herz und Munde!
Sei gegrüßt, gebenedeit,
Mutter der Barmherzigkeit!
Sei gegrüßt in Glück und Freuden;
Sei gegrüßt in Kreuz und Leiden;
Sei gegrüßt zu aller Zeit,
Sei gegrüßt in Ewigkeit! Amen.

Eine Rose aus dem Leben.

Ein frommer Dominikaner-Mönch, mit Namen Leonhard, war, wie uns die Annalen dieses Ordens berichten, so sehr in der Andacht zu Maria gegründet, daß er fast bei jedem schritte, den er tat, oder bei jeder Bewegung, die er machte, sie mit den Worten: „Ave Maria!“ oder „Salve Regina!“ begrüßte und durch Alles sie zu verherrlichen suchte. Als derselbe krank war und dem Tode nahe kam, sieh, da erblickte er auf einmal zu seiner Seite eine wunderschöne Frau voll Majestät und Milde, welche ihn auf das Huldreichste mit den Worten begrüßte: „Ave Leonharde!“ „Salve, mi Filii!“ „Sei gegrüßt, mein Sohn!“

Entzückt und erstaunt fragte der fromme Bruder: „Wer bist du, hehre Frau! Und warum begrüßest du mich Armen so freundlich und huldvoll!“

„Wohlan“, erwiderte die Milde und Gütige, „ich bin die Königin und Mutter der Barmherzigkeit, die du so oft begrüßt und der du so treulich gedient hast! Sieh, ich bin gekommen, dich nun aufzunehmen in das Reich meines Sohnes und dir zu zeigen Jesus die gebenedeite Frucht meines Leibes! … Willst du mir nun jetzt folgen?“

Das Angesicht des Kranken strahlte nun vor Freude; er neigte ehrerbietigst mit dem Haupte und antwortete mit Entzücken: „O ja, ich folge!“ Darauf verschied er im seligsten Frieden.

Gewöhne dir an, mein Christ, die deinen Aus- und Eingängen, vor und nach deinen Arbeiten, sowie bei jeder Sache von Wichtigkeit Maria, deine Herrin, Königin und Mutter, mit einem herzlichen Ave Maria! Zu begrüßen und dadurch dein ganzes Tun und Lassen ihr anzuempfehlen! Verrichte auch mitunter in besonders andächtiger Weise ein Grußgebet zu ihr und erneuere darin deinen Vorsatz, ihr in unwandelbarer Treue zu dienen bis an`s Ende. Dann wird dein Leben glücklich und gesegnet, und dein Tod einst schön und selig sein.

Es folgt das Grußgebet zu Maria.

Zwei Engel sitzen auf einer Wolke, zwischen ihnen ist eine Sonne mit Strahlen, in der die Buchstaben M und A stehen

Zur Erweiterung der Andacht kann man den heiligen Rosenkranz nebst der Litanei anschließen, falls man noch Zeit und Neigung dazu hat. –
aus: Joseph Kremer, Eucharistische Liebesblumen mit Marianischen Rosen, 1900, S. 113 – S. 117

Tags: Maria

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