Klage unseres Herrn Jesus Christus

Die Liebe zu Jesus Christus: Zwei Engel halten das Schweißtuch Jesu in den Händen

In der Mitte steht der halb entblößte und schwer mißhandelte Jesus, mit Dornenkrone und einem Rohr in der Hand, die Hände gebunden, von einem Schergen am Seil geführt, links steht Pilatus und zeigt auf den Herrn, im Hintergrund sieht man römische Soldaten

Was habe ich dir getan, dass du so grausam zu Mir bist?

Ein Wort der Klage unseres Herrn Jesus Christus

Dagegen kam der gute Heiland in seiner Betrübnis, unter dem Hagel grimmiger Streiche, in all seinem Blute, bei den unwürdigen Misshandlungen und auf seinem harten Todesbett die bittersten Klagen wider uns führen. O Mensch! so ruft er uns zu, was hab´ ich dir getan, daß du so grausam gegen mich bist? Welch Leid und Unrecht hab´ ich dir zugefügt, daß du mich also schlägst und mißhandelst? Ich habe dich mit ewiger unendlicher Liebe geliebt, und darum lohnst du mir mit so heftigem Hasse? Zu meinem Freunde hab` ich dich erhoben und alle erdenklichen Proben einer vollkommenen Freundschaft dir gegeben, und du überlieferst mich dafür in die Hände meiner Feinde und Henker! Meine Augen habe ich geöffnet, dich mit Huld anzuschauen: und zur Vergeltung umhüllst du sie mit einem Schleier, als wäre ich des Lichtes des Tages unwürdig! Ich bin bereit, dich zu umfassen und zu küssen, und für dieses Wohlwollen, welches ich zu dir hege, bindest du mir die Arme und schlägst mich ins Angesicht! Alle Freuden des Himmels und der Erde gehören dein, dir habe ich die Güter der Natur und der Gnade verliehen, und bereite dir jene der Glorie, und zum Dank bringst du die Geißeln und Dornen und Nägel und die furchtbarsten Schmerzen, die je gelitten worden, über mich! Du beladest mich mit Unbilden und überschüttest mich mit Schmähungen und Hohn, da ich doch der höchsten Ehre dich würdigte, indem ich deine Natur annahm und dich zum Gefährten der Engel dort oben im Himmel machen wollte. Und für das unsterbliche, selige Leben, wozu ich dich zu erheben beschloß, lässest du mich an einem Kreuze in der Gesellschaft von Räubern sterben! – Was vermögen wir auf solche Klagen zu erwidern? Was solchen Vorwürfen entgegen zu halten? Wohl nichts anderes, als ein demütiges Bekenntnis unserer Ungerechtigkeit, Reue und Tränen. –
aus: de Saint-Jure SJ, Das Buch der Auserwählten oder Jesus der Gekreuzigte, 1851, S. 121 – S. 122

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