Heiliger Klaus von Flüe Einsiedler

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

25. September

Der heilige Bruder Klaus von Flüe

Familienvater und Landesvater

21. März 1417 – 21. März 1487

Heilig gesprochen am 15. Mai 1947

Vor einem halben Jahrtausend lebte Nikolaus von Flüe im Kanton Obwalden in der Schweiz, doch der Segen seines heiligen Lebens wirkt heute noch weiter, wie dies übrigens von allen heiligen gilt. Es scheint in den geheimnisvollen Absichten Gottes gelegen zu sein, daß seine Heiligsprechung erst unserem Jahrhundert vorbehalten blieb.

Der heilige Nikolaus von Flüe steht mit einem Stab in der linken und dem Segenszeichen der rechten Hand vor der Türe seiner Einsiedelei; er trägt lange Haare und einen Bart

In seinem Leben waltete offensichtlich eine besondere Fügung und Fülle der Gnade, ohne die es unerklärlich wäre. Hat doch der Heilige selbst später erzählt, daß seine Seele bei der Taufe schon durch besonderes Licht das gnadenvolle Geschehen begriff und den Priester, die Taufpaten und die Eltern erkannte und nach Jahren darüber Auskunft geben konnte. Ja, schon im Mutterschoß erschien ihm seine Seele wie ein Stern, der heller war als die anderen Gestirne. Als Knabe unterschied er sich von seine Gefährten durch sein gütiges, mildes und liebenswürdiges Wesen. Er war zudem schon damals ein eifriger Beter, der gern ein abgelegenes Plätzchen aufsuchte, um mit Gott allein zu sein. Auch tat er sich viel Abbruch an Speise und Trank, denn er war überzeugt: Gott wollte es so von ihm.

Doch stellte er in allen Aufgaben, die dann im Leben an ihn heran traten, voll und ganz seinen Mann. Als Soldat brachte er es bis zum Hauptmann. Im bürgerlichen Leben war er schon mit 29 Jahren Bürgermeister, mit 36 Kantonsrat, und mit 38 Jahren war er als „Ständerat“ der Vertreter des Kantons bei der Eidgenössischen Tagsatzung. Das Amt des Landammanns wurde ihm mehrmals angeboten, doch er schlug es immer aus, denn er betrachtete auch die Politik als eine Verantwortung vor Gott. Er konnte später von seiner politischen Tätigkeit bekennen: „Ich war mächtig im Gericht und Rat und in den Regierungs-Geschäften meines Vaterlandes, doch erinnere ich mich nicht, mich jemals so benommen zu haben, daß ich vom Pfad der Gerechtigkeit abgewichen wäre.“

Familienvater. –

Wahrscheinlich mit dreißig Jahren reichte er, dem Wunsch seiner Eltern gemäß, Dorothea Wißling die Hand zum ehelichen Bund, den Gott mit zehn Kindern segnete. Zwei der Söhne hatten später das Amt des Landammannes inne, einer studierte in Basel und Paris, trat in den geistlichen Stand und war 28 Jahre lang hoch geschätzter Seelsorger in Sachseln. Vater Nikolaus mühte und sorgte sich um die Seinen. Er war ein tüchtiger Bauer und verstand es, das Besitztum der Familie zu mehren. Hatte er doch vor seinem Weggang dreißig Stück Vieh und einige Pferde, dazu Felder und im Gebirge drei Almen.

Bei all der Arbeit wirkte die Gnade des Heiligen Geistes unermüdlich in der Seele des Familienvaters. Wenn die Ruhe der Nacht sich nieder gesenkt hatte über die Schluchten und Berge und wenn auch in dem aus Holz gebauten Haus in Flüe alles schlief, erhob sich, dem Zug der Gnade folgend, Vater Klaus in aller Stille und Heimlichkeit und verbrachte die Stunden bis zum Morgengrauen im Gebet. Und Gott, der unbedingte Herr, dem alles zu eigen ist, der alles fordern kann und es auch fordert, wenn er eine Seele zu besonderer Vereinigung mit ihm und damit zu entsprechender, ewiger Teilnahme an seinem seligen Leben führen will: er ließ seinen Diener zunächst noch unklar, aber dann immer deutlicher seinen Wunsch und Willen erkennen, daß Vater Klaus aus Liebe zu ihm das Liebste verlasse, was es auf dieser Erde geben kann: sein Haus und Heim, seine Frau und seine Kinder. Der Heilige besprach sich mit seinem priesterlichen Freund und Vertrauten, dem Pfarrer Heimo Amgrund von Stans, der ihm den Rat gab, viel über das Leiden Christi zu betrachten. Er gestand auch seiner Frau Dorothea, was nach seiner Überzeugung Gott von ihm verlangte. Diese bat sich Bedenkzeit aus und fand im Gebet die Kraft, ihr Jawort zu geben, falls Gott der Herr ihr nun wirklich den Mann nehmen wollte, den er ihr vor zwanzig Jahren gegeben hatte. Ja, sie brachte es fertig, mit eigenen Händen, wenn auch mit blutendem Herzen, ihrem Gemahl das Eremitenkleid zu nähen.

Der Abschied. –

Es war ein erschütternder Augenblick, als Vater Klaus am 16. Oktober 1467, am Fest des heiligen Gallus, mit einer armen Einsiedler-Kutte bekleidet, barhaupt und barfuß, mit Rosenkranz und Pilgerstab vor seiner Familie stand, um Abschied zu nehmen. Nochmals segnete er jedes seiner Kinder und nahm das jüngste, das erst sechzehn Wochen alt war, aus der Wiege und legte es seiner Frau in die Arme, ihr nochmals für alles dankend. Das Opfer, das Vater Klaus brachte, erinnerte an jenes, das Gott der Herr einst vom Patriarchen Abraham verlangte, der seinen geliebten Sohn Isaak als Opferlamm auf den Altar legen sollte. – Um das Opfer voll zu machen, wollte Klaus auch die Schweizer Heimat verlassen und zu den Gottesfreunden ins Elsaß gehen. Bevor er jedoch die Grenzen der Eidgenossenschaft überschritt, tat ihm der Heilige Geist durch den Rat eines Bauern und auch innerlich durch eine Vision und besondere Erleuchtung kund, er solle nicht in die Fremde gehen, wo man ihn als Spion betrachten könnte, sondern in der Schweizer Heimat bleiben. Durch eine weitere Offenbarung wurde er schließlich in die waldige Ranftschlucht gewiesen, wo er noch zwanzig Jahre lang ein Leben immerwährenden Gebetes und der Buße führte, um die ihm in der Taufe geschenkte Anteilnahme am göttlichen Leben bis zu größtmöglicher Fülle sich entfalten zu lassen. Und wo immer dieses übernatürliche Leben zur Reife, „zum Vollmaß der Lebenshöhe Christi“ (Eph. 4, 13) gelangt ist, da ist es auch apostolische fruchtbar und wirksam, selbst wenn hienieden diese Wirksamkeit zuweilen nur Gott allein bekannt ist: „Wer in mir bleibt und ich ihn ihm, der trägt viele Frucht“, sagte der Heiland (Joh. 15, 5).

Landesvater. –

Klein war die Klause, in der Bruder Klaus noch zwanzig Jahre lebte: Zweieinhalb Schritte lang, anderthalb Schritte breit, und so niedrig, daß sein Scheitel die Decke berührte. Es fanden sich darin „nur ein Sack, ein Bußgürtel, die Einsamkeit und unerhörtes Fasten. Sommer und Winter war der Klausner mit dem einfachen, rauhen Habit aus Wolle bekleidet“. Und doch „hat die Schweiz viele herrliche Plätze, aber der wertvollste ist wohl diese Klause“ (1) in der Schlucht des Melchabaches. Schon zu Lebzeiten des Heiligen wurde der Ranft gleichsam zu einem Wallfahrtsort; denn viele Menschen klopften an die Zelle des Einsiedlers und fragten um Rat und baten um Gebet, um Hilfe und Trost. Es waren nicht bloß die Landsleute des Heiligen, die zu ihm kamen, Bürger und Bauern aus allen Kantonen; es erschienen auch Besucher vom Ausland, Gelehrte und Professoren, geistliche Würdenträger und Alien mit berühmten Namen. Es hatte sich bewahrheitet, was Klaus von Flüe einmal in einer Vision geschaut hatte: Vom Ranfttobel sah er einen hohen Turm gen Himmel ragen, und es wurde ihm erklärt: dieser Turm sei er, der Einsiedler, Beter und Büßer. –

In Wahrheit wurde er zum „festen Turm“ und zum Retter seines Landes. Der Familienvater, der Gott das Teurste zum Opfer gebracht hatte, wurde zum Landesvater und zum Friedensstifter, weil Gott in besonderer Weise mit ihm war. Durch seinen Einfluss hat Bruder Klaus einmal den Erzherzog Sigismund von Österreich vorn einem Angriff gegen die Eidgenossen abgehalten; ein zweites Mal verhinderte er einen Kriegszug der Schweizer gegen die Stadt Konstanz. Sein größtes Werk aber war der „Friede von Stans“ am 22. Dezember 1481. Die Stadt- und Landkantone der Schweiz waren in Streit geraten, und der Bürgerkrieg schien unvermeidlich. Da wandte sich in letzter Stunde der alte Pfarrer von Stans, Heimo Amgrund, an seinen Freund, den Bruder Klaus, um Hilfe. Dieser betete eine Weile, gab dann dem Pfarrer eine Botschaft an die Streitenden und betete weiter. Der Name und die Botschaft des heiligen Bruders Klaus haben sozusagen in letzter Minute den Frieden gerettet.

Es ist nicht zu verwundern, daß Satan wütend war auf den Gottesmann und ihm in vielfacher Weise nachstellte, ja, ihn sogar einmal einen Abhang hinunter schleuderte. Bruder Klaus hielt sich um so mehr an jene, die immer noch der höllischen Schlange den Kopf zertritt und die er innig verehrte und liebte. Maria ist ihrem treuen Diener einmal auch sichtbar und gnadenvoll erschienen an der Stelle, wo heute die untere, größere Ranftkapelle steht. Im Jahre 1469 wurde an die Zelle des Klausners eine Marienkapelle angebaut, und zwar zu seiner großen Freude so, daß er durch ein kleines Fenster von seiner Zelle gerade auf den Marienaltar schauen konnte.

Nicht weniger groß war seine Andacht zum bitterenLeiden des Erlösers und zu dessen geheimnisvoller Vergegenwärtigung in der heiligen Messe und Eucharistie. In einer Vision bekundeten Gottvater und Maria, die heilige Mutter Jesu, ihm ihren Dank für seine innige Anteilnahme am Leiden des Erlösers. – Sein herzliches Mitopfern mit dem unblutigen Opfer Christi, des Hauptes der Menschheit, und sein tiefes verlangen nach der Vereinigung mit dem eucharistischen Heiland wurden für ihn zur Quelle eines fortwährenden Wunders: daß er nämlich zwanzig Jahre lang ohne Speise und Trank lebte. Der Heilige selbst hat für diese Tatsache, die von zuständiger Seite geprüft und anerkannt wurde, nur die eine Erklärung gegeben: Wenn er sehe, wie der Priester in der heiligen Messe das Allerheiligste empfange, so erfahre er davon eine solche Wirkung, daß er „ohne Essen und trinken sein mag“.

In seiner überaus schmerzlichen Todeskrankheit verlangte Bruder Klaus mit heißer Sehnsucht nach der heiligen Wegzehrung und empfing sie mit größer Ehrfurcht am Tage seines Todes, dem 21. März 1487. Am Tage danach zeigte er sich seiner Frau, wie er, mit einer Siegesfahne in der Hand, zum Himmel empor schwebte. – Auch nach seinem Tode, und besonders während der beiden Weltkriege, hat er sich offensichtlich als Landesvater und Retter seines Vaterlandes erwiesen. Mit seiner Verkündigung als Heiliger der Kirche scheint noch mehr „seine Stunde gekommen zu sein; denn die Welt braucht einen Friedensheiligen“ (2), ihn, der schon auf Erden immer wieder gemahnt hat: „Friede ist allwegen in Gott, und Gott ist der Friede.“

Sein Leben aber war und ist ein eindringlicher Hinweis auf den Wert des Opfers und Gebetes, der sich besonders in seinem Einsiedler-Dasein zeigte; eine Betonung der wunderbaren Kraft der Gnaden der Erlösung und des heiligsten Sakramentes, die sein Dasein zu einem fortwährenden Wunder machten; und nicht zuletzt eine Mahnung zum Streben nach dem einen Notwendigen, worum er immer wieder betete:

Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir, was mich hindert zu dir.
Mein Herr und Gott,
gib alles mir, was mich fördert zu dir.
Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir und gib mich ganz zu eigen dir.

Anmerkungen:

(1) Dr. A. Stiefvater, Klaus von Flüe, der Friedensheilige. Augsburg 1955, S. 26.
(2) Stiefvater, a.a.O., S. 34.-
aus: Ferdinand Baumann SJ, Pius XII. erhob sie auf die Altäre, S. 31 – S. 35

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