Heiligenkalender
4. Februar
Heiliger Johannes de Britto SJ, Missionar und zweimal Märtyrer
(1. März 1647 bis 4. Februar 1693)
Heilig gesprochen am 22. Juni 1947
Johannes de Britto hat seine 46 Lebensjahre mit solchem Eifer der Liebe und des Mitwirkens mit Gottes Gnade gelebt, daß man ihn wohl auch als „Bekenner“ hätte heilig sprechen können, selbst wenn er eines natürlichen Todes gestorben wäre. Er hat aber überdies zweimal, soweit dies möglich ist, ein blutiges Martyrium erduldet, wonach schon immer die Sehnsucht seiner Gott liebenden Seele gegangen war.
Das Leben von Johannes Britto in Portugal.
Kaum dreijährig verlor der kleine Johannes durch den Tod seinen Vater, der in Rio de Janeiro Gouverneur der damaligen portugiesischen Kolonie Brasilien gewesen war. So kam das jüngste der vier Kinder der adeligen Witwe Donna Beatriz de Britto Pereira bald an den königlichen Hof in Lissabon und wurde dort den Pagen oder Edelknaben eingereiht, die als Gefährten des jungen Prinzen und späteren Königs Pedro II. eine Schule des Ansporns und Wetteifers für diesen bilden sollten. Johannes tat sich nicht bloß durch sein tugendhaftes Verhalten unter allen hervor; er ertrug auch die dadurch veranlaßten Anfeindungen Mißgünstiger mit solcher Geduld und Selbstbeherrschung, daß er am Hofe bald den Beinamen „Kleiner Märtyrer“ erhielt.
Wie sehr aber die göttliche und allmächtige Weisheit und Güte schon damals dieses Leben auf das höchste Ziel hinlenkte, zeigte sich in einer den Ärzten unerklärlichen Krankheit des Knaben. Die Mutter des Kranken machte nämlich das Gelöbnis: wenn er wieder genese, werde sie ihn ein ganzes Jahr lang zu Ehren des heiligen Franz Xaver das Kleid der Gesellschaft Jesu am Hofe in Lissabon tragen lassen. Der elfjährige Johannes wurde tatsächlich gesund und trug dann ein Jahr lang das schwarze lange Kleid mit Gürtel, wie es die Jesuiten hatten. Als er es dann wieder ablegen musste, tat er es mit dem Entschluss, später für immer nicht bloß das Kleid des heiligen Franz Xaver anzuziehen, sondern auch möglichst vollkommen seinen Spuren zu folgen. So trat er mit siebzehn Jahren (an Weihnachten 1662) in die Gesellschaft Jesu ein. Er ragte auch hier durch seinen Eifer im Streben nach Vollkommenheit und durch seine Begabung nicht weniger unter seinen Mitbrüdern hervor als einst unter den Pagen am Hof, und er bat mehrmals inständig den Ordensgeneral Pater Oliva „um den Wunden Christi und der Verdienste des heiligen Franz Xaver willen“, in die Mission nach Indien gesandt zu werden.
Seine Fahrt in die indische Mission
Die Erlaubnis des Ordensoberen traf schließlich ein, aber noch waren manche Widerstände gegen den Entscheid zu überwinden, nicht zuletzt jene, die auf den Einfluss der Mutter, Donna Beatriz, zurück gingen. Johannes de Britto aber erklärte selbst dem Apostolischen Nuntius, an den sich seine Mutter gewandt hatte: „Wer mich von Portugal nach Indien ruft, ist kein anderer als jener, der mich von der Welt in den Orden berief… Wenn Euer Exzellenz befehlen wollen, daß ich nicht gehe, so mögen Sie die schwere Verantwortung bedenken, die Sie damit auf Ihr Gewissen nehmen. Ich habe den Weg beschritten, den Gott mich führt, und ich bin entschlossen, das Ziel zu erreichen um jeden Preis.“ – Übrigens hatte die Mutter des Heiligen noch den Trost, ihren Sohn als Neupriester am Altar zu sehen, bevor er die Fahrt in die indische Mission antrat.
Auch in der Folgezeit blieb Pater de Britto immer sich selber treu, das heißt, er überragte immer weit das Mittelmaß. So schon auf der sechs Monate dauernden Seefahrt von Lissabon nach Goa, wo er der Tröster und priesterliche Beistand vieler Kranker und Sterbender war, die einer Epidemie zum Opfer fielen; so in dem Starkmut, mit dem er sich in die Schickungen Gottes ergab, als der Tod auch dreizehn von den 25 Missionaren dahin raffte, darunter auch den Führer der ganzen Schar, Pater Balthasar da Costa, der schon dreißig Jahre in der Mission von Maduré gewirkt und sie geleitet hatte. So in dem Glaubensgeist und Vertrauen, mit dem er seine Gefährten zum Gebet ermunterte und tatsächlich durch eine Novene zum heiligen Franz Xaver das Aufhören der Krankheit und von da an günstige Fahrt erreichte; so auch in dem Eifer und Erfolg, mit dem er in Goa zunächst seine theologischen Studien ohne Lehrer beendete und mit einem glänzenden Examen abschloss. Er musste aber dann seine Bestimmung zum Philosophie-Professor durch den überzeugten und überzeugenden Hinweis rückgängig machen lassen, daß er durch offensichtliche, besondere Vorsehung und Berufung Gottes nur deshalb nach Indien gekommen sei, um viel für Christus und die unsterblichen Seelen zu leiden und „dort den Tod aus Liebe zu seinem Herrn und Gott zu suchen“, wie er in seinem letzten Brief schrieb.
Seine Missionsarbeit in der Mission.
So begann er denn im Jahre 1674, also mit 27 Jahren, seine eigentliche Missionsarbeit im südöstlichen Indien. Ähnlich wie einst und als erster der römische Pater Roberto de Nobili die äußere Lebensweise und die Gepflogenheiten der Brahmanen angenommen hatte, um diese einflussreichste der indischen Kasten für Christus zu gewinnen, so nahm de Britto die für einen Europäer nicht leichten Lebensgewohnheiten eines indischen Büßers auf sich, um damit bei allen Kasten wirken zu können. Dies bedeutete aber beispielsweise, daß er stets auf dem Boden schlief und daß er im Tag nur einmal, gegen Abend, eine Mahlzeit zu sich nehmen durfte, und zwar gewöhnlich nur gekochten Reis und Gemüse. Er trug auch die Tracht der indischen Büßer, die „Pandarám Swami“ genannt wurden, ein gelbes Gewand mit roter turbanartiger Kopfbedeckung. Zur damaligen Zeit waren ähnliche Anpassungen an die Gebräuche der östlichen Völker nicht wenig umstritten; sie setzten sich aber doch durch und wurden in unserer Zeit offiziell als berechtigt und dem apostolischen Zweck dienend anerkannt.
Pater de Britto blieb aber nicht an einem Ort, sondern durchzog unablässig das weite Missionsgebiet mit den etwa 80000 Christen und den Millionen von Ungetauften. Ungemein groß waren die Mühen, Leiden und Beschwerden, die Aufgaben und Gefahren, die er dabei zu bestehen hatte; ungewöhnlich groß waren auch seine Erfolge, da er im ganzen mehrere Tausende taufen konnte (während früher ein Missionar hatte gestehen müssen, daß er in zwölf Jahren auch nicht einen Erwachsenen hatte taufen können). Gott selber antwortete auf seinen selbstlosen Eifer und sein ständiges Gebet zuweilen durch Wunder, die er durch ihn wirkte. Noch größer aber war das Verlangen des Missionars, nicht bloß seine Mühen und Arbeiten, sondern sein ganzes Leben und Dasein zu einem Ganzopfer der Liebe für Christus und die von Ihm erlösten Seelen machen zu dürfen.
Sein Wunsch zum Ganzopfer der Liebe für Christus
Die Aussicht auf Erfüllung dieser Sehnsucht mehrte sich, als er im Jahre 1685 zum Oberen der ganzen Mission von Maduré mit ihren zwölf Stationen ernannt wurde. Noch im gleichen Jahre dachte er daran, sich auch in das Gebiet von Marava zu wagen, das den Missionaren seit der Verfolgung des Jahres 1669 verschlossen war. Heimlich strömten die lange verwaisten Christen zu ihm in seine Verstecke in den Wäldern, und innerhalb zweier Monate konnte er dort auch 2070 Heiden taufen. Doch bald war der Hass der Brahmanen hinter ihm her, und im Juli 1686 wurde er von ihren Truppen gefangen genommen und ungefähr drei Wochen in unbeschreiblicher Weise gemartert und gequält, nicht nur blutig geschlagen, sondern mehrmals, an Händen und Füßen gebunden, ins Wasser geworfen und untergetaucht, dann entkleidet, auf brennend heißes Steingeröll gelegt; acht Mann trampelten auf ihm herum und ließen ihn dann mit seinen Wunden stundenlang in der sengenden Julisonne liegen, bis sie ihn schließlich wieder ins Gefängnis zurück brachten. Dort schloss der Heilige einen in seiner Schlichtheit ergreifenden Abschiedsbrief an seinen Pater Provinzial mit den Worten: „… wir (in ähnlicher Weise wie er wurden auch sechs eingeborene Christen gemartert, von denen einer im Übermaß der Qualen den Namen des heidnischen Gottes „Siva“ aussprach und daraufhin frei gelassen wurde), wir machen uns in allem den göttlichen Willen gleichförmig und hoffen, die Gnade zu haben, unser Blut für den heiligen Glauben vergießen zu dürfen.“ Durch außergewöhnliche Fügungen wurde aber diesmal das Todesurteil vom obersten Häuptling nicht bestätigt, und es bewahrheitete sich, was dem Heiligen im Gefängnis ein Kind in prophetischem Ton erklärt hatte: „Weder Ihr, geliebter Meister, noch ich werden diesmal sterben; ihr werdet zuerst nochmal eure Heimat aufsuchen; nach eurer Rückkehr in dieses Land wird man euch enthaupten.“ –
Rückkehr nach Portugal und Märtyrertod in Indien
Viele Heiden sahen etwas Unerklärliches und Wunderbares darin, daß die Lebenskraft des Heiligen standhielt trotz so vieler Wunden, die vielfach den Tod hätten verursachen müssen, und daß die Wunden so unerklärlich schnell sich schlossen und heilten; manche, auch aus den höheren Kasten und selbst Brahmanen, äußerten den Willen, eine Religion anzunehmen, die so starkmütig und so freudig solche Qualen zu tragen und zu überwinden lehre. Es läßt sich denken, mit welcher Begeisterung de Britto nach diesem ersten, nicht durch den Tod vollendeten Martyrium in Portugal aufgenommen wurde und welchen Eifer er dort für die Missionen weckte, als ihn die Oberen zur Berichterstattung in die Heimat riefen. Doch alle noch so geschickten Versuche, ihn dort festzuhalten, waren vergeblich. Nach zweijährigem Aufenthalt in Portugal fuhr er im September 1688 neuerdings nach Indien und erreichte dort die Bekehrung eines einflußreichen Fürsten, der tatsächlich bereit war, vor seiner Taufe vier von seinen fünf Frauen zu entlassen. Nach der Taufe des Fürsten und vieler aus seinem Gefolge erklärte aber de Britto den Christen: „In zwei oder drei Tagen werde ich von Soldaten des Königs von Marava ergriffen werden; flieht ihr und rettet euer Leben!“ –
Die Vorahnung täuschte nicht. Eine der entlassenen Konkubinen war eine Nichte des Königs und hetzte diesen gegen den Pandarám Swami auf. Nach längerer Gefangenschaft wurde er am 4 Februar 1693 bei dem Hügel von Urgur enthauptet, während er kniend und mit gefalteten Händen betete. Der Hügel wurde ein Wallfahrtsort und eine Gnadenstätte für viele. Die Mutter aber, die sich einst so sehr dem Missionsberuf ihres Sohne widersetzt hatte, beging – bei der Nachricht von seinem Tod – sein Gedächtnis in festlicher Weise im reich geschmückten Palast und in Festgewändern der Freude darüber, daß Gott der Kirche in ihrem Sohn einen Märtyrer geschenkt hat. –
aus: Ferdinand Baumann SJ, Pius XII. erhob sie auf die Altäre, S. 35 – S. 39