Erlösung geschieht durch das Blut Jesu

Christus hängt, halb nackt und mit einer Dornenkrone "geschmückt", mit ausgebreiteten Armen am Kreuz

Von dem kostbaren Blut Jesu allein kommt die Erlösung

Durch die Unermesslichkeit seiner Verdienste, durch die unerschöpflichen Schätze seiner Genugtuungen, im Hinblick auf die unwiderstehliche Macht seiner Schönheit über die Gerechtigkeit und den Zorn Gottes, im Hinblick auf jene köstliche Verbindung seines unschätzbaren Wertes mit seiner liebreichsten Verschwendung werden wir elende Sünder aus den Tiefen unseres Elendes empor gehoben und wieder in den Frieden und in die Gunst unseres himmlischen Vaters eingesetzt.
Ist die Hoffnung süß, wo Verzweiflung beinahe angefangen zu herrschen? Ist es eine Freude einer schimpflichen Sklaverei entledigt oder aus einem dumpfen Kerker in Freiheit gesetzt zu werden? Ist es eine Wonne wie durch ein Wunder aus zehrendem Siechtum zu plötzlicher Gesundheit und augenblicklicher Kraft erhoben zu werden?

Was für eine Wonne muss dann die Erlösung sein! Denn wie es kein irdisches Elend gibt gleich der Sünde, so gibt es keine Befreiung gleich derjenigen, womit Jesus uns frei gemacht. Worte können es nicht sagen, der Gedanke allein kann es denken, und es muss gedacht werden aus einem erleuchteten Geist, aus einem flammenden Herzen, die lange, lange dabei verweilen.
Der erste Augenblick nach dem Tode ist ein Augenblick, der jeden aus uns unfehlbar treffen muss. Die Erde liegt hinter uns und rollt still und folgsam ihres Wegs dahin durch den finsteren Raum. Die unermesslichen Räume der Ewigkeit dehnen sich vor uns aus. Die Worte unseres Urteils sind kaum verklungen. Es ist ein Urteil des Heiles. Die große Gefahr ist vorüber, wir sind gerettet. Gottes Macht hält unsere Seele, damit sie nicht stirbt vor Freude. Sie kann das Ganze ihrer Ewigkeit nicht in sich fassen. Die geringste zufällige Freude ist an sich selbst eine Welt voll Seligkeit. Der Glanz der ewigen Anschauung ist überwältigend. Dann die Wahrheit, daß die Wahrheit ewig ist, – dies ist so schwer zu begreifen.
Aber dies alles ist nur, was wir meinen, wenn wir das Wort Erlösung aussprechen.

Wie häßlich wäre der Unterschied in jenem Augenblick nach dem Tode, wenn wir nicht erlöst worden wären! Es schaudert uns bei dem Gedanken.
Aber o Freude der Freuden! Wir haben das Antlitz Jesu gesehen, das Licht in seinen Augen und das Lächeln auf seinem Angesicht und die Worte auf seinen Lippen waren Erlösung.
Aber es gibt manche, die nicht fühlen, daß die Sünde eine solche Abscheulichkeit oder Knechtschaft ist. Sie sagen, sie lege keine Last auf ihr Herz. Sie sagen, ihr Leben sei voll Sonnenschein, die Zeit fließe ihnen dahin, wie das lustige Bächlein im Sommer mit sanftem Murmeln über farbige Steine rauscht, während seine Wasser in der Sonne glitzern. Sie sagen, es sei so mit ihnen, und sie sollten es wirklich am besten wissen; allein ich glaube ihnen kaum.
Wenn sie glücklich sind, dann sind sie es nur auf Augenblicke und auch dann sind sie nicht vollkommen glücklich. Immer läßt sich eine Stimme des Vorwurfs in ihnen hören.
Ein Gewohnheits-Sünder hat immer das Aussehen eines ermatteten, in seinen Hoffnungen getäuschten Menschen. Der Überdruss blickt ihm aus den Augen, der Ärger liegt im Ton seiner Stimme. Warum ist er so mürrisch gegen andere, wenn er in sich so glücklich ist?
Gibt es dann nicht auch schreckliche Zeiten, Zeiten der Einsamkeit, wenn niemand als Gott ihn sieht, wenn er von Furcht durchbebt wird, wenn er lebensmüde ist, weil so unglücklich, wenn die Vergangenheit auf ihm lastet wie ein Alp und die Zukunft ihn schreckt wie ein herankommendes wildes Tier? Wenn der Tod auf ihn losspringt, wie will er sterben? Wenn das Gericht kommt, was will er antworten?

Allein selbst wenn der Sünder mit der fröhlichen Gleichgültigkeit durch`s Leben gehen könnte, die er vorgibt, wäre er doch nicht zu beneiden. Es ist nur ein Schlaf, eine Lethargie, ein Wahnsinn, eines oder das andere dieser Dinge, je nach seiner natürlichen Gemütsanlage. Denn es muss zuletzt ein Erwachen sein, aber wann und wo wird es sein?
Die im Schlaf wandeln, werden zuweilen aufgeweckt, wenn sie ihren Fuß in kaltes Wasser setzen. Wie, wenn des Sünders Erwachen von der ersten Berührung des Feuers kommen sollte, das jenseits des Grabes brennt?

Doch wir begehren für uns keinen Anteil an dem törichten Glück der Sünde; wir stehen auf Gottes Seite, wir gehören Jesu an. Die Sünde ist unsere große Feindin und auch unser großes Übel. Wir wollen ganz mit ihr brechen, wir schämen uns ihr früher untertan gewesen zu sein, wir fühlen uns unbehaglich bei unserer gegenwärtigen unvollkommenen Trennung von ihr. Unser erster Gedanke, nein, nicht bloß unser erster Gedanke, unser einziger Gedanke ist unser Seelenheil.
Wir kümmern uns um keine Wissenschaft als um die Wissenschaft der erlösenden Gnade. Das Kreuz Christi ist unsere einzige Weisheit. Einst wünschten und erstrebten wir manche Dinge, aber jetzt sind wir verändert. Unser Leben ist zum Erstaunen einfach geworden, einfach aus Furcht vor der Sünde und aus Liebe zu Gott.
Unsere ängstliche Sorge ist nun, daß dies alles bleiben möchte. Wir fürchten eine Veränderung, namentlich eine Veränderung, die uns wieder rückwärts führte. Wir können mit Ruhe an keine Änderung denken als eine von geringer Liebe zu viel Liebe und von viel Liebe zu mehr Liebe.

Das Recht Jesu auf unsere Liebe, auf unsere beste Liebe, auf unsere ganze Liebe wird uns immer klarer und klarer. Seine ausnehmende Liebenswürdigkeit wird immer anziehender für uns, weil sie sich uns wie eine neue Offenbarung enthüllt.
Was für Tiefen sind in Jesus, wie wunderbar erleuchtet Er sie mit dem Glanz seiner ewigen Liebe! Fühlen wir nicht jeden Tag stärker, daß wir mehr für Jesus sein müssen, als wir sind, daß unter allen Dingen, die zunehmen, die Liebe am meisten zunimmt, daß jeder Gedanke an eine Grenze unserer Liebe zu Jesus oder an Mäßigung in unserm Dienst für Ihn ebenso Torheit wie Untreue ist?
Er war die Freude unzähliger Leben und der Trost unzähliger Sorgen, als Er erst die Erwartung Israels war, das Ihn ersehnte. Was muss Er jetzt sein, da er gekommen ist, da Er gelebt und sein Blut vergossen hat, da er gestorben und auferstanden ist, in den Himmel aufgefahren und dann wieder zurück gekommen ist in all den unaussprechlichen Liebreizen des heiligen Sakramentes?

Warum sind unsere Herzen so kalt? Warum ist unsere Liebe so glaubenslos und unser Glaube so ohne Liebe?
Wir versuchen es und doch lieben wir nicht, wie wir lieben möchten. Wir versuchen es wieder und lieben mehr, und doch ist es leider nicht die Liebe, die wir haben sollten. Wir streben und streben, und doch schmachten wir nur, wenn wir brennen sollten.
Er verlangt nach unserer Liebe, der heiße Liebhaber der Seelen. Er verlangt nach unserer Liebe, und wir verlangen nichts so sehr als Ihn zu lieben.
Wahrlich es muss eine Zeit und einen Ort geben, wo sowohl Er als wir und werden befriedigen können; aber der Ort wird der Himmels ein und die Zeit nichts anderes als die große Ewigkeit, wo keine Zeit mehr ist.
Die Erlösung geschieht durch das kostbare Blut. –
aus: Fredrick W. Faber, Das kostbare Blut oder der Preis unserer Erlösung, 1920, S. 3 – S. 7

siehe auch: Rosenkränzlein zum kostbaren Blut Christi

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