Die reichen Prasser und Magdalenen

Die reichen Prasser und Magdalenen der Welt

Jesus Christus erzählt uns von einem reichen und angesehenen Manne (Luk. 16,19), der nach seinem Tode in die Flammen der Hölle begraben wurde. Gleichnisse von dieser Gattung, sagen die Ausleger der heiligen Schrift, sind wahre Geschichten; und Menschen, die in die Flammen der Hölle begraben werden, müssen Sünder gewesen und als Sünder gestorben sein. Und welches waren die Sünden dieses adeligen und reichen Mannes? Er kleidete sich in Purpuri und feine Leinwand, er aß und trank täglich an prächtigen, reich besetzten Tafeln, hielt Gesellschaften, scherzte, spielte und verkürzte sich die Zeit durch Lustbarkeiten und Ergötzungen. – Und dies waren all` seine Sünden? – Diese und nicht eine einzige andere finde ich im heiligen Evangelium aufgezeichnet: daß ein armer Bettler an seiner Türe gelegen und um Brosamen seines Tisches geseufzt hat, die er aber nicht erhielt. Dieser Unglückliche in seinen heißen Flammen nun, der umsonst um einen Tropfen Labung geseufzt, wurde vom Mitleid gegen seine noch lebenden Brüder gerührt. Vater Abraham! schrie er wehmütig, ich bitte dich sehr, schicke doch den glücklichen Bettler Lazarus in das Haus meines Vaters! (Der Verstorbene war also noch in der Blüte seiner Jugend in die Hölle hinab gestiegen.) Ich habe noch fünf Brüder, laß ihnen doch das Zeugnis der Wahrheit von diesem Elend geben, damit sie ihr Leben ändern und nicht an diesen Ort der Qualen kommen mögen! – Was braucht es dieses? Sagt Abraham; sie haben Moses und die Propheten, diese können sie hören, diese können sie lesen, mehr bedürfen sie nicht. – O nein, Vater Abraham! Entgegnet der Unglückliche; wenn Einer aus der andern Welt zu ihnen kommen wird, werden sie ein anderes Leben beginnen und Buße tun. – Du irrst dich, erwidert Abraham; wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht glauben, wenn Einer aus der andern Welt zu ihnen kommen wird. –

Das Leben des Prassers ist der Weg zur Hölle

Man vergebe mir hier einen Zweifel. – Wie paßt die Antwort Abrahams auf die Bitte des Reichen? Letzterer sagt: seine Brüder werden Buße tun; und Abraham sagt: sie werden nicht glauben. Was werden sie nicht glauben? Daß es eine Hölle gibt? Daß die Sünde zur Hölle verdammt? Nichts weniger als dieses; denn sie glaubten an Moses und die Propheten, und dieses sind ja die ersten Gründe seines Gesetzes und ihrer Predigten. Was werden sie also nicht glauben? Daß dieser Lazarus, daß dieses freie und nur den gesellschaftlichen Vergnügungen gewidmete Leben, daß diese Lebensart und Ergötzungen zur Hölle führen.

Zweifelt ihr noch, meine Zuhörer, daß dieses der wahre Sinn des Ausdruckes der heiligen Schrift sei? Macht selbst die Anwendung; sagt mir, leben nicht die meisten der Reichen und Vornehmen unserer Zeit, wie dieser Unglückliche nach dem Zeugnis des Evangeliums gelebt hat? Leben nicht die meisten Personen des andern Geschlechts wie Magdalena, die Sünderin der Stadt Jerusalem? – Nun trete ich auf die Kanzel, die Gesetzestafeln Mosis in den Händen, die Zeugnisse und Predigten der Propheten im Munde, und sage: Dieses Leben ist der Weg zur Hölle, dieser Putz, diese Gesellschaften, diese Ergötzungen und Ausschweifungen sind Sünden, und diese Sünden führen zur Hölle. Glaubt ihr es, meine Zuhörer? –

Moses und die Propheten, antwortet ihr, reden von einem ganz andern Leben, von einem ganz andern Putz, von einer ganz andern Gesellschaft, von ganz andern Lustbarkeiten, als die in unsern aufgeklärten und gesitteten Zeiten gewöhnlich und üblich sind. – Habe ich nun nicht Ursache, zu seufzen, daß in unsern Zeiten bei Vielen weder Glaube, noch Religion, noch Sitten mehr herrschen, die uns das Evangelium Jesu Christi vorschreibt? Doch nein; so unbescheiden, so streng will ich nicht handeln, daß ich sie ungehört verdamme. Sagt mir also, was soll den eitlen Putz, das prasserische Wohlleben, die bösen Gesellschaften und die Sünder von der Furcht vor der Hölle freisprechen? Der Unglaube an die Sünde und Hölle? Nein, nein! Ich rede zu Christen, die an Moses, an die Propheten und das Evangelium Jesu Christi glauben; und diese Bücher, die uns von der Sünde und der Strafe der Hölle reden, sind unendlich mehr bewährt, als alle Bibliotheken der Freigeister, die keine andern Beweise, als ihre grundlosen Leugnungen aufzeigen können. Allein sie sind vernünftige, sie sind aufgeklärte Geister, sie müssen mir also die Gründe ihres Unglaubens angeben können. – Hier sind sie, werden sie sagen: den Putz bringt die unschuldige Mode mit sich, die Zusammenkünfte sind Gebräuche und Verbindlichkeiten des gesitteten, gesellschaftlichen Lebens, und die Ergötzungen und Lustbarkeiten sind edle Zeitvertreibe des erwachsenen Alters. – Wenn diese Entschuldigungen, meine Christen (denn nur zu diesen rede ich heute), dem Evangelium gemäß sind, so sollen eure Magdalenen keine Sünderinnen und eure Prasser keine Opfer der Hölle sein.

Lustbarkeiten, Ergötzungen, Müßiggang

Ich will es gelten lassen, daß der Putz und Anzug einiger Magdalenen eine unschuldige Mode des heutigen Geschmackes sei; aber so viel weiß ich aus der heiligen Schrift, daß die Tracht und Mode der sichemitischen Weiber die Stadt Sichem mit Blut und Mord und das Haus Israel mit Schande und Verwirrung angefüllt hat. Ich will zugeben, daß die Gesellschaften moralische Schulen der feinen Sitten und der anständigen Lebensart seien; aber so viel lehrt mich die Erfahrung, daß so Viele mit dem Verlust der Freiheit, der Unschuld, des Glaubens und der Religion aus solchen Gesellschaften nach Hause gekehrt sind. Ich will zugeben, daß die Lustbarkeiten und Ergötzungen Zeitvertreibe des schädlichen Müßigganges, der verdrießlichen Langeweile und Erholungen des von Geschäften ermüdeten Geistes seien; aber die traurigen Folgen sind zeugen, daß die Kette der Lustbarkeiten schon Viele in Schwachheit und Krankheit, in Armut und Elend versetzt hat; und so viel weiß ich überhaupt, daß von diesem Putz, von diesen Gesellschaften, von diesen Ergötzungen kein Wort im Evangelium steht, wohl aber, daß sie den Vorschriften eines evangelischen, abgetöteten und christlichen Lebens schnurgerade widersprechen. Doch ich habe einen ganz anderen Prüfstein, durch welchen ich dergleichen schönes, geschmücktes, gesellschaftliches und fröhliches Modeleben prüfen und fühlen muss. Hält es die Probe aus, so werde ich es für unschuldig, für sündenfrei und, wenn ihr wollt, für heilig von dieser Kanzel erklären.

Nach den Grundsätzen des heiligen Evangeliums und nach den Lehren der christlichen Moral hat Gott dem Menschen die Zeit zu den Geschäften des Heils, den Geist zur Erkenntnis Gottes und seines Dienstes und die zeitlichen Güter zur Erfüllung der zeitlichen und geistlichen Pflichten als eben so viele Talente zu einem würdigen Wucher erteilt (Matth. 25). „Einem zehn, einem fünf, einem ein Talent; je mehr er aber dem Menschen gegeben hat, desto strengere Rechenschaft wird er von jedem fordern“, sagt der heilige Gregorius (S. Gregor. Hom. IX. in Evang.)

Vergeudete Zeit für Eitelkeiten

Nun sagt mir, ihr hoffärtigen Töchter, welche Zeit gewinnt ihr für die Geschäfte eures Heils? Etwa die Morgenstunden, die ihr in den weichen Flammen verträumt, und hernach am Putztisch und vor dem Spiegel unter den geschäftigen Händen der Aufwärterinnen, unter eitlen Gesprächen und Erzählungen zubringt? Sind die Mittagsstunden dem Dienst eures Heiles gewidmet, die ihr an Tafeln und Kaffeetischen vergeudet? Sind es die Nachmittags-Stunden, die ihr entweder mit Visitengeben, oder mit Annahme von Besuchen und während denselben mit Gesprächen von Moden und Neuigkeiten, von den Mängeln des Nächsten und vielleicht von noch schlimmeren Dingen verlebt? Sind es die Abendstunden, die ihr entweder im Schauspielhaus, oder an den Spieltischen, oder auf dem Sofa, oder bei einem Abendessen, oder auf einem Ball bis über die Hälfte der Nacht, ja oft bis zum Erscheinen der Morgenröte zubringt, wonach ihr dann matt und müde, schläfrig und gähnend euch zu Ruhe begebet? Bestimmt also (nicht ich, sondern Gott (Job 14,13) stellt die Frage an euch), bestimmt also die Zeit, die Stunde des Tages, den Augenblick der Stunde, in welcher ihr an mich, euren Gott, und an das Geschäft eures Heiles denken wollt und könnt! Sind es vielleicht die wenigen Minuten des Morgens, da ihr an den von der Kirche gebotenen Tagen in den Tempel eilt, wo ihr unter tausend Gedanken zerstreut, verdrießlich, ungeduldig, oder umher schauend und schwätzend dem Opfer der heiligen Messe beiwohnet? Wann? Bestimmt die Zeit, wann denkt ihr an euren Gott, an euer Heil? Die Mittel, um die Zeit zum Gewinn des Heils anzuwenden, sind das Gebet, die Anhörung des Wortes Gottes, der öftere Genuss der heiligen Sakramente, die Erfüllung der beschwerlichen Standespflichten; denn Niemand ist – täusche sich Keiner hierüber – Niemand ist, der nicht beschwerliche Standespflichten hat, wenn er nach der allgemeinen Bestimmung der Menschen und nach seinen eigenen Verhältnissen ihren Umfang recht einsehen will. Aber wann betet ihr? Ohne Gebet legt ihr euch schlafen, ohne Gebet steht ihr auf, ohne Gebet setzt ihr euch zu Tische, ohne Gebet geht ihr von ihm hinweg; und den ganzen übrigen Tag und die ganze oft schlaflose Nacht gibt es keine Zeit, zu beten, weil unzählige Hindernisse, unzählige wichtige Geschäfte und Zerstreuungen das Herz davon abhalten. Die Predigten sind bei euch nur Zeitvertreib für den gemeinen Pöbel, oder höchstens geeignet, den Vorwitz zu sättigen; und der Same, der von ungefähr in eure Herzen fällt, kommt unter die Dornen der Sorgen, der unnützen und oft sündhaften Gedanken und Begierden; er erstickt, vertrocknet, stirbt und trägt keine Früchte. Das heilige Sakrament der Buße ist ein Schrecken für eure Seelen, eine Folter für eure Gewissen; und das Brot der Engel verursacht euren kalten und geschmacklosen Seelen Ekel und Abscheu. Genug, wenn die Kirche ihre widerspenstigen Kinder im Jahre einmal mit dem ganzen Ernst ihrer gebieterischen Gewalt zum Beichtstuhl ziehen muss!

Wuchert ihr vielleicht besser mit eurem Geist, den Gott mit Verstand, Willen, Gefühl und so vielen Kenntnissen bereichert hat, um ihn und den Endzweck eures Heiles zu erkennen und die Mittel zur Erreichung eurer wahren Glückseligkeit zu wählen und zu benützen? Und womit beschäftigt ihr euren Geist? Mit dem Dienst Gottes, mit den Geschäften eures Heiles? Es gibt so träge, so untätige Geister, die mit dem eitlen Wahn zufrieden sind, daß sie keine Laster begehen, und in trägen Müßiggang versunken, niemals zu jenem Ursprung sich aufschwingen, von dem sie das Dasein, das Leben und die Wohltaten empfangen haben, mit denen sie sich in ihren im Müßiggang verlebten Tagen mästen, und ihrem Gott die Tage stehlen, die ihnen seine unendliche Güte zur Wirkung ihres Heiles bestimmte. Wie sie gelebt, so sterben sie dahin, unbesorgt, welches Schicksal sie in der anderen Welt erwarte. –

Vergeudung der Talente

Es gibt feine und durchdringende Geister, die zu erhabenen Kenntnissen geboren sind; und wozu verwenden sie die Kräfte und Stärke ihres Geistes? Zur Erfindung neuer Moden, zur Ersinnung neuer Ergötzungen und Belustigungen, zur Verführung der Unschuld, zur Ausführung ihrer bösen Anschläge, zur Betörung der Einfalt, zur Berückung der Klugheit. – Es gibt feurige und aufbrausende Geister: sie suchen einen Gegenstand, um ihre Leidenschaften zu beschäftigen, und finden ihn leicht; sie werden Sklaven ihrer Leidenschaften, Knechte ihrer Begierlichkeiten, und verlieren sich in kindische Tändeleien und lächerliche Torheiten, in welchen sie oft mehr den Tieren, als den Vernünftigen gleichen. –

Es gibt aufgeklärte, es gibt erleuchtete Geister, die unter dem Vorwand, ihren Geist zu bilden und mit erhabenen Kenntnissen zu bereichern, mit Lesung von Büchern sich beschäftigen; aber mit was für Büchern? Mit Büchern, die verderbliche Romane, erdichtete Geschichten, ärgerliche Lust- und Trauerspiele enthalten, die ihr Gedächtnis und ihre Seele mit weichlichen Bildern, ja oft mit gefährlichen und sündhaften Gedanken anfüllen, und so ihr Herz entzünden. Sie suchen die Schriften der Freigeister, sie lesen dieselben und saugen das verborgene Gift ein; ihr Verstand wird mit Zweifeln und Irrtümern umstrickt, und da ihr stolzer Geist den Entscheidungen des Evangeliums und der Kirche sich nicht unterwerfen will, so verlieren sie den Glauben, verachten die Religion, spotten des Heiligtums, machen Proselyten ihres Frevels und streuen den Samen des Unglaubens in ihren Gesellschaften aus; noch mehr, vielleicht üben sie selbst ihren Geist und Verstand in ärgerlichen Aufsätzen, verführerischen Schriften, schamlosen Gedichten und satirischen Werken und werfen sich zu Lehrern der neuen Weltweisheit auf. Himmel und Hölle sind ihnen Träume der Pfaffen, Gott ist ein Phantom, und die Seele eine Fabel der verdorbenen Schulphilosophie. So nun gehen die Freigeister in der Nacht des Unglaubens und in den Finsternissen der Gottlosigkeit zu Grunde; so wird nach und nach durch eine eitle Wißbegierde, die nicht die echte Vollkommenheit der menschlichen Erkenntnis zur Absicht hat, der Geist verführt; so werden die an sich edlen Gaben und Talente, mit welchen für das Heil gewuchert werden sollte, der Seele zum Untergang und Verderben.

Unzufriedenheit mit seinem Stande

Und wie? Wenn man erst von diesen Prassern, von diesen Magdalenen Rechenschaft über die Güter und Talente, die ihnen zum Gewinn des Heils von der Vorsehung verliehen worden sind, fordert? Wie werden dieselben nach dem Modeleben der Welt verwendet? Alles wird zur Pracht, Alles zum Putz, Alles zum Wohlleben, Alles zur Ergötzung und Lustbarkeit verschwendet. Keiner ist zufrieden mit seinem Stande; Jeder will mehr sein, als er ist; Keiner will geringer sein, als Seinesgleichen, und der Geringere will noch die Größeren in Kleidung und Putz, in Essen und trinken, in Bedienung und Aufwand übertreffen, und da die Einkünfte nicht hinreichen, werden Schulden auf Schulden gehäuft, Kaufleute, Gläubiger und Wechsler nicht bezahlt, Handwerker, Diener und Tagelöhner nicht befriedigt, die Kassen geplündert, die Herrschaft betrogen; die Kinder bleiben ohne Erziehung und Versorgung, die Ämter und Pflichten werden schlecht verwaltet, Testamente und Vermächtnisse nicht erfüllt und zuletzt bleibt nicht so viel übrig, daß man damit beerdigt werden könnte. Und was tun diese Schlemmer für ihre Seele und ihr Heil? Welche Frage ist das in unsern Zeiten, wo man bald nicht mehr weiß, was eine milde Stiftung für Spitäler, für Armenhäuser und für die Gebrechlichen ist? Und wer sind diese ihres Gottes, ihrer Seele, ihres Heils vergessenen Menschen? Eben die reichen Prasser, die sich täglich in Gold und Silber, in Purpur und Seide kleiden, an reich besetzten Tafeln schmausen und schwelgen, und täglich nach der Mode unserer feinen und gesitteten Welt in Lustbarkeiten und Ergötzungen dahin leben. Und diese Menschen, deren Gemälde ich nur dem Schatten nach gezeichnet habe, sollen keine Sünder sein?

Der Strahl der göttlichen Gnade

Doch hierzu gehört ein Strahl der göttlichen Gnade, ein Licht des Glaubens, um mit Magdalena in Mitten dieser Laufbahn einzusehen, oder es gehört eine Qual der Hölle dazu, um mit dem reichen Manne in der Hölle zu erkennen, daß, wer so lebt, ein Sünder, und wer so stirbt, ein unglückliches Racheopfer der Hölle sei. Vor dem Letzteren bewahre uns seine Güte!

Woher aber erhalten wir diesen Strahl der göttlichen Gnade? Woher dieses Licht des Glaubens? Von keinem andern, als dem Urheber der Gnade und dem Spender alles Lichtes, von Jesu Christo, der Magdalena erleuchtet hat. Werfet also mit mir einen Blick auf unsern blutschwitzenden Jesus; betrachtet die ersten Tropfen seines heiligsten Blutes, das er für unsere Sünden und für die Sünden der ganzen Welt in seiner heiligsten Beschneidung vergossen hat. Und für welche Sünden meinet ihr, daß dieses zarte, dieses unschuldige Kind sein erstes heiligstes Blut in der schmerzlichen Beschneidung vergossen habe? Jenes Kind, das ohne Sünde empfangen, ohne Sünde geboren war, wozu hat es sich diesem harten Gesetz des alten Bundes unterworfen? Der heilige Augustin sagt: Für die Sünden des Hochmuts und der Hoffart; und dieses sind eben die Sünden der Eitelkeit, der Pracht, des Putzes und der Modesucht. Beschneidet, ihr Prasser und Magdalenen, eure Kleiderpracht, beschneidet euren Aufwand und die Verschwendung, beschneidet eure Lustbarkeiten und Ergötzungen, beschneidet eure Gesellschaften, beschneidet die Auswüchse eures Verstandes und Geistes. Beschneidet nicht euer Fleisch, rufe ich euch mit Paulus zu, sondern eure Herzen, aus welchen nach der evangelischen Lehre Jesu Christi alle Sünden, Leidenschaften und Begierlichkeiten, unordentlichen Affekte und Neigungen zur Welt, zur Pracht, zur Verschwendung, zur Eitelkeit und Torheit dieses heutigen Modelebens entspringen. Beschneidet den Überfluss, der die Quelle der Sünden und das Hindernis des beschaulichen Lebens und der zum Heil so nötigen guten Werke ist. Ihr sollt nicht Blut vergießen, wie das alte jüdische Volk, nein, euer Gott, euer Heiland hat für euch sein Blut vergossen; ihr sollt euch nur reinigen mit diesem heiligsten Blut, eure noch blinden Augen der Seele sollt ihr mit demselben waschen, damit ihr, wie der Blindgeborene, von diesem lebendigen Brunnen Siloe das Licht der Augen empfanget, um mit Magdalena, der Sünderin, der Sünderin der Stadt, eure Sünden in der nächsten Rede zu erkennen. Erhalten wir von unserm blutenden Jesu dieses Licht der Gnade der Erkenntnis, so verspreche ich es mir, daß eure Tränen fließen, ja daß eure Lustbarkeiten in den heiligen Tagen in Trauer- und Bußtränen sich verwandeln werden. –
aus: M.F. Jordan Simon, aus dem Eremitenorden des hl. Augustin, Die heilige Büßerin Magdalena In neun Reden, 1851, S. 14 – S. 25

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