Die drei Hauptteile der heiligen Messe

Von der Bestimmung des Priesters: Er steht in der heiligen Messe vor dem Hochaltar

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung

§ 2. Das heilige Messopfer

Welches sind die drei Hauptteile der heiligen Messe?

Die Hauptteile der hl. Messe sind: 1. die Opferung, 2. die Wandlung, 3. die Kommunion.

Diese drei Teile bilden die eigentliche Opferfeier. Die Gebete und Lesungen aus der Hl. Schrift, die der Opferung vorangehen, pflegen als Vorbereitung zur eigentlichen Messe betrachtet zu werden. Wie oben erwähnt, wurde dieser einleitende Teil in früherer Zeit „Messe der Katechumenen“ genannt, weil die Katechumenen derselben beiwohnen durften. Nachdem das Evangelium verlesen und erklärt worden war, verabschiedete der Diakon alle Ungetauften sowie auch die öffentlichen Büßer; darauf begann die eigentliche Opferfeier.

1. Den ersten Hauptteil derselben bildet die Opferung. Dabei werden die zum heiligen Opfer bestimmten Gaben, nämlich Brot und Wein, welche demnächst in den Leib und das Blut des Herrn verwandelt werden sollen, vorläufig geheiligt und Gott aufgeopfert. Zu diesem Ende hält der Priester zunächst die auf der Patene liegende Hostie zum Himmel empor und spricht zugleich das folgende Gebet: „Nimm an, heiliger Vater, allmächtiger, ewiger Gott, diese unbefleckte Opfergabe, die ich, dein unwürdiger Diener, dir, meinem lebendigen und wahren Gott, darbringe für meine unzähligen Sünden, Fehler und Nachlässigkeiten und für alle Umstehenden, sowie auch für alle Christgläubigen, lebende und verstorbene, auf daß sie mir und ihnen zum Heil des ewigen Lebens gereiche. Amen.“ Darauf gießt er Wein in den Kelch, mischt ein wenige Wasser bei und opfert dies in ähnlicher Weise Gott auf mit den Worten: „Wir opfern dir auf, o Herr, den Kelch des Heils und flehen deine Güte an, daß er vor dem Angesicht deiner göttlichen Majestät für unser und der ganzen Welt Heil mit lieblichem Wohlgeruch empor steige. Amen.“ Die Ausdrücke „unbefleckte Opfergabe“ und „Kelch des Heiles“, deren der Priester sich hier schon bedient, deuten an, daß er im Geist gleichsam schon den Leib und das Blut Christi vor sich sieht, in welche dies Brot und dieser Wein alsbald verwandelt werden sollen. –
Obschon nun diese Opferung, wodurch Brot und Wein zum hochheiligen Opfer ausgewählt und abgesondert werden, einen wichtigen Teil der Opferfeier ausmacht, so gehört sie doch nicht zur Opferhandlung im strengen Sinne, sondern ist bloß die nähere Vorbereitung derselben.

2. Der zweite Hauptteil der heiligen Messe ist die Wandlung. Hier geht die geheimnisvolle Verwandlung des Brotes und Weines in den Leib und das Blut Christi vor sich, jene Verwandlung, die nach der Lehre der Theologen den eigentlichen Opferakt bildet. Sie schließt die geheimnisvolle Schlachtung des unbefleckten Gotteslammes in sich, indem durch sie Jesus Christus unter den Sinnbildern des Erlösungs-Todes gegenwärtig wird. Die Wandlung ist demnach der allerwichtigste Teil der heiligen Messe, ja ohne die Wandlung gibt es kein Messopfer. Deshalb ist die sogenannte Karfreitags-Messe, bei der eine am vorhergehenden Tage konsekrierte Hostie verwendet wird, kein eigentliches Opfer.

3. Der dritte Hauptteil der heiligen Messe besteht in der Kommunion, die zur Vervollständigung des hochheiligen Opfers gehört. Gleichwie der menschliche Leib in Wahrheit ein solcher bleibt, auch wenn er ein Hauptglied, z. B. eine Hand verliert, so könnte zwar auch die Messe dem Wesen nach ein wahres Opfer sein ohne die Kommunion; allein wie im obigen Fall der Körper mangelhaft und verstümmelt wäre, so auch die Messe ohne die Kommunion gleichsam verstümmelt. Christus wollte nämlich, daß das hl. Messopfer nicht bloß eine unblutige Erneuerung des Kreuzesopfers, sondern wie sein Opfer beim letzten Abendmahl auch ein gnadenvolles Speiseopfer sei. Die Opferhandlung bei der hl. Messe ist zugleich die Zubereitung eines Opfermahles. Es gehört aber zur Vollendung des Mahles, daß es genossen wird. Daher muss in jeder hl. Messe wenigstens der opfernde Priester kommunizieren. Daß die mitopfernden Gläubigen gleichfalls die hl. Kommunion empfangen, ist zwar lobenswert, aber nicht notwendig.

Ist es nun geziemend, ja heilige Pflicht, allen Teilen der hl. Messe mit Aufmerksamkeit, Ehrfurcht und Andacht beizuwohnen, so gilt dies doch ganz besonders von den besprochenen drei Hauptteilen, die durch ihre hervorragende Wichtigkeit mehr als die andern zur Andacht auffordern. –
aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 3. Band Lehre von den Gnadenmitteln, 1912, S. 181 – S. 182

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