Im Rosenkranz ist die ganze christliche Religion
Der Graf Chambord, der wohl der würdigste König unserer Zeit gewesen sein würde, wenn er als Heinrich V. auf den französischen Thron gekommen wäre, ließ keinen Tag vorüber gehen, ohne den Rosenkranz zu beten.
Zeugnis des Rechtsgelehrten Dr. Jarcke
Der berühmte Rechtsgelehrte Dr. Jarcke, der im Jahre 1825 zur katholischen Kirche zurück kehrte, gab auf dem Sterbebett folgende Erklärung ab: „Wenn ich gestorben bin, so möge man es jedem sagen, der es hören will, daß ich mein höchstes Glück in der katholischen Kirche gefunden habe, und daß jedesmal mein Zorn entbrannt ist, wenn man ihr etwas anhaben wollte. Da mag es nun sein, daß ich die Personen oft nicht genug von der Sache unterschieden und jene, welche die Kirche angetastet, zu scharf und eckig beurteilt habe. Es tut mir dies von Herzen leid.“ Es ist aber, fügt sein Biograph bei, einer der schönsten und nachahmungswürdigsten Züge aus dem Leben des herrlichen Mannes, daß er nicht bloß gegen die Irrtümer geschrieben, sondern auch, und dies noch weit mehr, für die Irrenden gebetet hat. Das liebste Gebet aber, das er verrichtet, war ihm der Rosenkranz. Mit der rührendsten Kindesliebe hing er an der Gottesmutter Maria; ihr Name wich nie aus seinem Herzen, noch aus seinem Munde; ihr klagte er alle seine Leiden, ihr erzählte er alle seine Freuden; sie hat er an allen ihren Gnadenorten besucht und ihrem Schutz sein Leben und Sterben empfohlen. Mit dem Rosenkranz in der Hand fand er gewiß auch gute Aufnahme bei der Königin des Himmels. Also mit dem Vorurteil, das aus allerlei Vornehmtuerei gegen den Rosenkranz entspringt, ist es eitler Wind.
Zeugnis des Arztes Recamier
Von dem berühmten französischen Arzt Recamier, der 1852 zu Paris starb, schreibt der Freidenker Macé: „Einst gewahrten meine Kollegen und ich bei einer Beratung an Recamier – was? Einen Rosenkranz! Ich muss gestehen, wir waren alle verblüfft. Der gelehrte Recamier, der berühmte Professor, die höchste Autorität in der Heilkunde, der Arzt der Fürsten und Könige, dessen Ruf ganz Europa erfüllt, betet den Rosenkranz! Als Recamier unser Staunen wahrnahm, sagte er in aller Einfalt: „Ja, ich bete den Rosenkranz. Wenn ich für einen Kranken ängstlich besorgt bin, und bereits alle Arzneimittel an ihm erschöpft sind, wende ich mich an den, der allein alles heilen kann. Weil ich aber selbst nicht immer soviel Zeit habe, Gott meine Bitten vorzutragen, bete ich zur seligsten Jungfrau, als meine Vermittlerin, ein oder zwei Gesetze vom Rosenkranz, und ich gestehe, ich habe wunderbare Erfolge gesehen!“ Dieses Zeugnis eines Freigeistes ist doch aber gewiß nicht beschämend für den gelehrten Mann, dem es gilt, wohl aber für jenen, der da wähnt, die Gelehrsamkeit passe nicht zum Rosenkranz.
Zeugnis des Grafen von Franckenstein
Georg Freiherr von Franckenstein, an Charakter das, was die Devise auf seinem blanken Ahnenschild besagt: „treu und wahr“, allen deutschen Katholiken unvergeßlich, lieb und wert, hatte auf die Mitteilung, daß seine Krankheit bedenklich sei, nichts zu erwidern als: „Wie Gott will!“ Was ihm aber in der schweren Stunde Trost und Freude bereitete, war, die Seinen um sein Sterbebett knien zu sehen und für ihn den Rosenkranz beten zu hören; er betete denn auch still und andächtig mit, um der schmerzenreichen Mutter des Herrn seine letzte Stunde anzuempfehlen. Von diesem Mann war also auch nichts anders zu erwarten, als daß er, das Kruzifix in der einen und die Sterbekerze in der andern Hand, gottergeben und mutig von der Erde abschied.
Papst Pius IX. über den Rosenkranz
Auf der Katholiken-Versammlung zu Münster in Westfalen (1885) hat nicht ein Bischof, nicht ein Priester, sondern ein weltlicher, hochgestellter Herr, der Graf von Galen, eine Rede über den Rosenkranz gehalten. Er hat im Eingang seiner Rede an eine Audienz erinnert, welche der hochselige Papst Pius IX. den Malteser-Rittern, die während der allgemeinen Kirchenversammlung 1870 gemeinsam mit der Päpstlichen Nobelgarde den Ehrendienst versehen, am Schluß des Konzils gewährt hat.
Dabei habe der Papst gesagt:
wenn sie, die Malteser-Ritter, nach Hause kämen, würden sie die bürgerliche Gesellschaft noch geradeso krank, so schwer krank finden, wie sie war, als sie nach Rom gegangen. Dazu eine Menge Doktoren und Heilkünstler, von denen jeder glaubt, das Universalmittel für die Schäden und Leiden gefunden zu haben. Mit dem Universalbalsam aber, den diese Doktoren den Kranken verschreiben, sie wenig oder gar nicht geholfen. Er habe nichts von der erlösenden und heiligenden Kraft des Blutes Christi in sich. Daher wolle er ihnen zum Abschied dasjenige Heilmittel angeben, welches wahrhafte Heilung in sich schließt; wenn sie es benützten, wolle er ihnen sogar garantieren, daß sie das ewige Leben erlangten. Dieses Mittel aber, so habe der Heilige Vater gesagt, bestehe darin, daß sie und ihre Familien einen lebendigen Glauben haben und die Gebote Gottes und der Kirche sich und den Ihrigen zur Lebensregel, zur Richtschnur ihres Handelns setzten; mehr verlangt Gott nicht, das aber verlangt er. Dann also werde die kranke Welt wieder gesund werden, wenn sie dieses erkannt habe, eher nicht. –
Solch ein Wort aber – aus dem Munde desjenigen, der von sich sagen kann: „Ich bin aufgestellt von ihm als König, als sein Stellvertreter auf seinem heiligen Berg Sion, praedicans praeceptum Domini, um das Gesetz des Herrn zu verkünden“, ist für gläubige Katholiken immer wie das fernhin leuchtende Licht eines Leuchtturms, woran sich alle, die auf dem Meere des Lebens in Nacht und Nebel herum fahren, zurechtfinden. Hat doch unser Heiland von jedem Kranken, den er geheilt, Glauben verlangt, und wenn er diesen gefunden, hat er gesagt: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen. Daß dies aber kein leerer, toter Glaube sein dürfe, wenn er Heilung und Gesundheit bringen solle, geht aus dem Wort hervor, das er zu dem reichen Jüngling gesagt: „Wenn du zum Leben eingehen willst, so halte die Gebote!“ Der Universalbalsam also, das Heilmittel womit allein der kranken Welt noch zu helfen ist, ist der Glaube, und zwar jener Glaube, der alles für wahr hält, was Gott geoffenbart hat, alle Gebote beobachtet, die Gott zu halten befohlen hat, und alle Gnadenmittel gebraucht, die Gott zu unserem Heile verordnet hat.
Dieser heilende, rettende und allein seligmachende Glaube aber ist der Eckstein, auf dem sich der Rosenkranz aufbaut, oder vielmehr der treibende Keim, aus dem er im Gebet hervor sproßt; denn im Rosenkranz ist die ganze christliche Religion, das ganze gloriose Geheimnis der Erlösung in seinem Anfang, seiner Durchführung und seiner Vollendung enthalten; darin ist alles, was wir glauben, hoffen und lieben, ausgesprochen; darin alles, was uns helfen und trösten, stärken und ermutigen, zufrieden und selig machen kann, zusammen gefaßt, um den ganzen Geist des Beters, seinen Verstand und sein Gedächtnis, seine Phantasie und sein Gemüt, vor allem aber sein Herz zu ergreifen, zu erfrischen und in würdigster Weise zu beschäftigen. Der Heilige Vater wußte also recht wohl, was er tat, als er die ganze Christenheit aufforderte, den Rosenkranz zu beten; ihn einen ganzen Monat lang Tag für Tag zu beten; er wollte eben der Welt das Universalmittel verraten, das ihr allein noch helfen kann; das ist aber der Rosenkranz, genauer ausgedrückt, die Zuflucht zu Jesus und Maria durch den Rosenkranz.
Jedenfalls macht der Rosenkranz Ernst mit der an allen Tagen zeitgemäßen Mahnung:
Sagt, wem soll der Taumel frommen,
Daß so lang ihr sucht und – irrt?
Wollt ihr nicht zur Einsicht kommen:
Jesus ist der gute Hirt?
Ach, wie werdet ihr`s ertragen,
Daß er euer Richter ist,
Der einst aller Kinder Klagen
Nur nach gleichem Rechte mißt!
aus: Philipp Hammer, Der Rosenkranz, eine Fundgrube für Prediger und Katecheten, ein Erbauungsbuch für katholische Christen, I. Band, 1896, S. 19 – S. 28
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