Kreuztitel König der Juden für den Heiland

Das Leben und Leiden und der Tod am Kreuz, das kostbarste Blut Jesu am Kreuz vergossen; Jesus hängt, halb nackt und mit einer Dornenkrone "geschmückt", mit ausgebreiteten Armen am Kreuz, geschunden durch die Marter der Geißelung und verspottet

Das Leben und Leiden und der Tod Jesu

Der Kreuztitel König der Juden für den Heiland

Joh. 19,19. Pilatus aber hatte eine Überschrift geschrieben und auf das Kreuz gesetzt. Es war nämlich geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden. – 20. Diese Überschrift nun lasen viele von den Juden; denn der Ort, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben auf hebräisch, griechisch und lateinisch. – 21. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: „Schreibe nicht: der König der Juden, sondern daß er gesagt habe: Ich bin der König der Juden.“ – 22. Pilatus antwortete: „Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.“

Luk. 23,38. Es war aber auch die Überschrift über ihm geschrieben mit griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: Dieser ist der König der Juden.

Mark. 15,26. Und die Überschrift enthielt die Ursache des Todes Jesu: Der König der Juden.

Matth. 27,37. Oben über dem Haupte Jesu hefteten die Soldaten schriftlich die Ursache seines Todes an: Dieser ist Jesus, der König der Juden.

Es war gewöhnlich der Brauch, den verurteilten Verbrechern den Grund ihrer Verurteilung auf einer Tafel voran zu tragen und auf das Kreuz zu heften. Manchmal mussten die Verbrecher selbst die Tafel am Halse zur Richtstätte schleppen.

1. Der Titel

Pilatus ließ den Titel in drei Sprachen abfassen: in der amtlichen, in der sehr gebräuchlichen Verkehrssprache und in der Landessprache (Joh. 19,19). Lateinisch hieß der Titel wohl: König der Juden (Mark. 15,26); griechisch: Dieser ist der König der Juden (Matth. 27,37; Luk. 23,38); hebräisch: Jesus von Nazareth, König der Juden (Joh. 19,19).

Warum wählte wohl Pilatus diesen Titel? Erstens wohl, weil er ziemlich den Inbegriff der Anklage zusammenfaßt (Luk. 23,2) und den Hauptgegenstand der Verhandlung bezeichnet (Luk. 23,3; Joh. 19,15); zweitens, um von sich selbst die Anklage wegen Teilnahme am Hochverrat abzuwälzen; drittens, um die Juden zu ärgern, weil sie ihn wider Willen und gegen seine bessere Erkenntnis zur Verurteilung Jesu gezwungen hatten. Viertens waltete dabei der Finger Gottes.

2. Die Einsprache der Juden gegen diesen Titel

Wie es scheint, sahen die Juden den Titel erst, als er auf das Kreuz gesetzt wurde oder gesetzt werden sollte. Vielleicht hatte ihn Pilatus gar nicht voraus tragen lassen, oder der Heiland selbst trug ihn am Halse, so daß man ihn nicht gut lesen konnte, oder die Juden hatten ihn übersehen. Als sie ihn aber zu Gesicht bekamen, ärgerten sie sich, daß Pilatus ihnen solchen Schimpf antat, und liefen zu ihm mit der Bitte, den Titel anders zu stellen, nämlich: „Er sagte, ich bin der König der Juden“ (Joh. 19,21). Da offenbart sich so recht wieder der Haß der Juden gegen Jesus, ihr böses Gewissen und die Halbheit und Unvollständigkeit ihres Sieges. Den Bösen gelingt eben nicht alles, was sie wünschen.

3. Erfolglosigkeit der Einsprache

Dieses Mal aber war Pilatus nicht nachgiebig. Und warum nicht? Er war es müde, wie es scheint. Endlich will er stark sein und sich an den Juden rächen. Eigentlich aber war er nur ein Werkzeug Gottes. Er führt den Gedanken Gottes aus, das Königtum Jesu amtlich auszusprechen in allen Weltsprachen und ihn als König allen Völkern zu verkünden; und gerade der römische Landpfleger muss es tun, der Stellvertreter der regierenden und alles beherrschenden Weltmacht. Damit prophezeite er selbst den Heiland als Erben und künftigen Beherrscher des Römerreiches. So weiß Gott den Spott und die bösen Absichten der Menschen sich zu Ehren zu wenden. Wie wunderbar! Jetzt, wo der Heiland stirbt, läßt er sich zum König ausrufen. Es ist also der Kreuzestitel die Verkündigung des Königtums Christi und das Verdammungs-Urteil der Juden. Er ist ihr König, obgleich sie ihn nicht wollen, ihn verleugnen, verwerfen und zum Tode führen. Sie sprechen sich damit selbst das Urteil. Sie lesen es im Titel, und deshalb bäumen sie sich dagegen. Es ist dieses der Anfang der Reichsherrlichkeit Christi auf Erden.

Wir sahen Maria und die heiligen Freunde Jesu aber den Titel an? Mit welchen Gefühlen erblickte die Mutter Gottes diese süßen Namen „Jesus“ und „Nazareth“, und welche Quellen von Schmerzen eröffneten nicht diese lieblichen Erinnerungen in ihrem Herzen? Jesus in Nazareth und hier! Welch gräßliche Veränderung! Dazu drücken die Worte noch die Blutschuld ihres armen Volkes, dessen Verdammung aus. Aber gewiß waren sie auch die ersten, welche diesen Titel anerkannten und begrüßten. In ihren Herzen war er schon lange König, und nur ein Mensch beseelte sie, daß er König aller Herzen werden möchte. –
aus: Moritz Meschler SJ, Das Leben unseres Herrn Jesu Christi des Sohnes Gottes in Betrachtungen Zweiter Band, 1912, S. 391 – S. 393

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