Größter avignonesische Papst Johannes XXII.

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Der größte avignonesische Papst

Johannes XXII. (1316-1334)

Den Heiligen Stuhl bestieg er (Jakob von Cahors) in seinem zweiundsiebzigsten Lebensjahre. Durch seine Klugheit und Gelehrsamkeit, durch freundschaftliche Beziehungen zu den Fürstenhöfen von Paris und Neapel schien Johann am besten geeignet zu sein, in schwieriger Zeit die Kirche zu regieren. Er entfaltete eine bewunderungswürdige Tätigkeit. Man erzählt von ihm, er habe seinen Palast fast nur verlassen, um sich in den anstoßenden Dom zum Gebete zu begeben.

Gleich nach seinem Regierungsantritt sprach der Papst den gelehrten Thomas von Aquin und Bischof Ludwig von Toulouse heilig. Eine ebenso große Sorgfalt, wie er der Hebung der Frömmigkeit unter den Gläubigen schenkte, widmete er auch der Wissenschaft. Die Tätigkeit der Lehrer und Schüler auf den Universitäten wurde geregelt, eine neue Hochschule in England errichtet und die Beobachtung der kirchlichen Ordnungen besser eingeschärft. Auch die auftauchenden Irrlehren entgingen der Wachsamkeit des obersten Hirten der Kirche nicht. Die Diözesen machte er kleiner, damit das Volk leichter mit den Bischöfen verkehren konnte.Trotz seiner vielen Regierungsgeschäfte studierte der Papst doch noch mit allem Eifer und las die wichtigsten Bücher, die damals geschrieben wurden.
Die Missionen lagen dem heiligen Vater besonders am Herzen. In seinem Auftrage gingen die Franziskaner als Missionare nach Persien, Indien, China und Äthiopien. In Armenien errichtete er eine Dominikaner-Mission mit einer eigenen Schule.

Dennoch ist das Andenken dieses Papstes sehr geschmäht worden. Die Ursache war sein langjähriger Streit mit dem deutschen König Ludwig dem Bayer. Es ist schon oben gesagt worden. Daß das ehemalige so glänzende Deutsche Reich wenige Jahre nach dem Tode des Papstes Bonifaz VIII. in einen unheilvollen Bürgerkrieg verwickelt wurde, der während der Regierung des Papstes Johann furchtbar wütete…

Im Jahre 1327 unternahm König Ludwig einen Römerzug, ließ sich die lombardische Krone aufsetzen, ernannte eigenmächtig neue Bischöfe, und drang weiter gegen Rom vor. Mehrere mit dem Papst unzufriedene Römer öffneten Ludwig die Stadt. Hier ließ er sich die Kaiserkrone aufsetzen von einem Bischof, der aus der Kirche ausgeschlossen war. Für Rom bestellte er einen Vikar, und forderte vom Volke große Summen Geldes; ebenso trug er auf den Sturz des Papstes an und dachte sogar an die Einverleibung des Kirchenstaates mit seinem Kaiserreich.

Kaiser Ludwig machte dem heiligen Vater den Prozeß und lud ihn vor unter dem Titel „Priester Jakob von Cahors, der sich Papst nennen läßt.“ Der rechtmäßige Hirte der Christenheit wurde sogar als Irrlehrer und Bedrücker der Kirche der päpstlichen Würde entsetzt. Eine Strohpuppe, die den Papst vorstellen sollte, wurde im April des Jahres 1328 in Rom öffentlich verbrannt.

Um seinem Werke die Krone aufzusetzen, ernannte Kaiser Ludwig in dem Witwer Pater Rainallucio, einem Italiener aus Corbara in den Abruzzen, im Mai des Jahres 1328 einen neuen Papst, der den Namen Nikolaus V. annahm. Damit hatte aber auch Ludwigs Herrlichkeit in Rom ein Ende; denn er musste unter dem Hohn der Römer mit seinem Papst sehr bald die Stadt wieder verlassen…

Der unglückliche Priester Petrus von Corbara, welcher sich erboten hatte, als Gegenpapst aufzutreten, konnte keine Achtung erlangen und wurde vom empörten Volke verjagt. Auch Kaiser Ludwig vermochte ihn nicht zu schützen. Daher eilte Petrus im Jahre 1330 nach Avignon, warf sich dort dem rechtmäßigen Papst zu Füßen und erlangte Gnade und Vergebung. Er durfte im päpstlichen Palast zu Avignon wohnen und starb daselbst nach drei Jahren voll bußfertiger Gesinnung. Papst Johannes erlebte das Ende des Streites mit Ludwig dem Bayer nicht mehr.

Nach einer mehr als achtzehnjährigen Regierung starb nämlich Papst Johannes in einem Alter von neunzig Jahren am 4. Dezember des Jahres 1334. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden 1907, S. 541 – S. 545

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