Das Fest der unschuldigen Kinder

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

28. Dezember

Die heiligen unschuldigen Kinder sind die Märtyrerblüten, die im Auftrag von Herodes durch seine Schergen den Müttern entrissen und getötet werden; die Mütter versuchen, die Mörder abzuwehren oder ihre Kinder vor ihnen zu schützen

Das Fest der unschuldigen Kinder – Märtyrerblüten

Die Wiege des Jesus-Kindes ist heute von einer lieben Schar kleiner Kinder in schneeweißen Gewändern umgeben, welche grünende Palmzweige in ihren Händlein tragend ihrem König in den Windeln lobsingen. Diese Kinder schmückt die ganz besondere Ehre, für Jesus geopfert und nach einem nur minutenlangen Leiden von diesem Jammertal, das sie nicht einmal kannten, in den wonnigen Schoß Abraham`s versetzt worden zu sein. Ihr Tod war ein wirkliches Martyrium, und die heilige Kirche ehrt sie mit dem schönen Namen „Märtyrerblüten“, der so recht ihrem zarten Alter und ihrer Unschuld entspricht. „Oder wer möchte daran zweifeln“, fragt der hl. Bernhard, „daß diese Kinder die Märtyrerkrone erlangt haben? Fragt ihr nach ihren Verdiensten? – Fragt lieber den Herodes um das Verbrechen, wofür sie den Tod erleiden mussten? Soll die Güte Christi hinter der Grausamkeit des Herodes zurück stehen? Dieser gottlose Tyrann konnte die Unschuldigen töten; und Christus sollte diejenigen nicht krönen können, die Seinetwillen gestorben sind? … Es ist ja der Mund der Unmündigen, der Mund der Säuglinge, von welchem nach deinem Wohlgefallen, o Gott, dein Lob ausgehen soll. Und welches Lob? Die Engel sangen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen, die eines guten Willens sind! – Das ist wohl unstreitig ein erhabenes Lob; aber vollständig ist es erst dann, wenn Der, der da kommen soll, gesagt haben wird: Lasset die Kleinen zu Mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich! (Luk. 18) Friede den Menschen, auch denen, die noch nicht im Besitz des Willens sind; denn das ist das Geheimnis meiner Barmherzigkeit. – Gott hat sich gewürdigt, für diese, seines Sohnes wegen geopferten, unschuldigen Kindlein das zu tun, was Er durch das Sakrament der Taufe alle Tage tut.“

Herodes hatte die Weisen aus dem Morgenlande, welche, von einem wunderbaren Stern geführt, in Jerusalem angekommen waren, den neu geborenen König der Juden anzubeten, in arger Heuchelei gebeten: „Zieht hinab nach Bethlehem und forscht fleißig nach dem Kinde, und wenn ihr Es gefunden, so sagt es mir, damit auch ich hingehe und Es anbete“; – der Bösewicht! Das Erscheinen der Weisen mit großem Gefolge, ihr zuversichtliches Erzählen von dem Stern des neuen Königs, die Kunde von gar seltsamen Vorkommnissen in Bethlehem und bei den dortigen Hirten machte in Jerusalem bei dem unzufriedenen Volk peinliches Aufsehen und ließ wohl einen Aufstand befürchten.

Herodes wartete mit Sehnsucht auf die Rückkehr der Weisen, um Genaueres von ihnen zu hören; aber diese waren im Schlaf durch eine Offenbarung gewarnt worden, nicht mehr zu Herodes zurück zu kehren, und sie zogen auf einem andern Wege wieder in ihr Land zurück. Als sich der König in seiner Erwartung getäuscht und seinen Plan vereitelt sah, steigerte sich sein Schrecken zum Ingrimm, und er beschloß eine Gräueltat, die ihn sogar unter den Heiden brandmarkte. Er gab den Befehl, daß in Bethlehem und in der ganzen Umgegend alle Knäblein von zwei Jahren und darunter, gemäß der Zeit, die er von den Weisen erforscht hatte, ermordet werden sollten. Und die rohen Schergen des Tyrannen, ans Blutvergießen gewöhnt, stürmten gewaltsam in die friedlichen Wohnungen der geängstigten Einwohner, rissen erbarmungslos die schreienden Kleinen aus den Armen der jammernden Mütter, stießen zurück die Hände der abwehrenden Väter und durchstachen die Herzen der wimmernden Unschuld. Es war ein entsetzlicher Kampf, ein gräßliches Trauerspiel, Blut floß in den Häusern, Blut rötete das Straßenpflaster des Städtchens, Blut rauchte in der Umgegend: es war das Blut der Unmündigen, und die Verzweiflung der Mündigen rief die Rache Gottes auf das Haupt des Tigers herab, der den Namen „König“ schändete.

Furchtbar erfüllte sich so die Weissagung des Propheten Jeremias: „In Rama hat man ein Geschrei gehört, lautes Weinen und klagendes Geheul; Rachel weinte über ihre Söhne und nahm keinen Trost an; denn sie sind nicht mehr.“ (Jer. 31) Rachel war die Mutter des ägyptischen Joseph und des Benjamin, die Ahnfrau eines vorzüglichen Teiles des jüdischen Volkes und vertritt beim Propheten das gesamte Volk. Ihr Grab befand sich an der Straße von Bethlehem nach Rama unter Ölbäumen. So wurden diese Kindlein – eine reiche Ernte für den Himmel – abgemäht und ihre blutigen Leichen gesammelt in eine Felsengrotte neben dem Stalle, in welchem die Wiege Jesu stand. Die christliche Frömmigkeit hat jene Grotte in eine schöne Kapelle umgewandelt, unter deren Altar die ehrwürdigen Gebeine dieser kleinen Märtyrer ruhen.

Doch umsonst hatte Herodes seine mordenden Hände ausgestreckt nach dem Lamm Gottes; Es ruhte sicher und wohl behalten an dem Herzen der süßen Mutter. Denn ein Engel vom Himmel war dem Joseph im Traum erschienen mit dem göttlichen Auftrag: „Nimm das Kind und seine Mutter und fliehe in das Land Ägypten; denn Herodes wird das Kind aufsuchen, um Es zu töten.“ Der treue Pflegevater stand sogleich auf, floh in stiller Nacht mit den Seinigen und fand in der Fremde die Sicherheit, welche ihm die Heimat gefährdet hatte.

Herodes hatte durch diese Gräueltat das Maß der Verbrechen bis zum Rand gefüllt; das Blut der Unschuld schrie um Rache zum Himmel, und Gott, der Gerechte, hörte es; sein Ende war ein Schauder erregendes. Eine scheußliche Krankheit, die wie ein Feuer seine Gebeine zu verzehren schien, verkündete ihm das Nahen des Todes; ein unersättlicher Heißhunger und Durst mehrte seine ruhelose Qual; je mehr Speise und Trank er genoß, desto wilder wütete der Schmerz in seinen Eingeweiden. Die Füße schwollen mächtig an, die Haut brach auf, und ekelhafte Würmer krochen hervor; Geschwüre am ganzen Leibe hauchten einen unerträglichen Gestank aus; nur aufgerichtet im Bett, konnte seine beängstigte Brust mühsam Atem schöpfen. Noch fürchterlicher war seine Gewissensqual, die blutigen Schreckens-Gestalten seiner glühend geliebten Gattin Marianne, seiner zwei ganz schuldlosen Söhne und der nächsten Verwandten, deren Blut er in der Raserei der Eifersucht und des Argwohns vergossen, umschwebten ihn drohend, so daß er oft laut aufschrie und wieder schaudernd zusammen fuhr. Seine Schmeichler verließen ihn, seine treuesten Anhänger wankten, seinen unnatürlichen Sohn Antipater, der ihm nach dem Leben strebte, ließ er töten; er lag da, von Allen gehaßt und Alle hassend, in unsäglichem Elend das lebendige Abbild eines Verdammten. Mit dem Tode ringend befahl er noch, die Vornehmsten der Juden zu ermorden, damit sein Hinscheiden das ganze Land mit Trauer erfülle, und starb in der Verzweiflung. Sein Befehl wurde nicht mehr vollzogen, Tränen wurden ihm nicht nachgeweint, aber die Flüche und Verwünschungen des Volkes fehlten ihm nicht. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 969 – S. 971

siehe dazu auch den Beitrag: Fest der unschuldigen Kinder – ein ungleicher Tod

Tags: Heilige

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