Beiträge von Albert Maria Weiß O.Pr.
von uns veröffentlicht zur Erbauung und zu unserem Seelenheil
zur Ehre Gottes und Seiner Kirche
Die Gelehrten streiten über die Frage, ob sich die Geschichte wiederhole. Die Geschichte selbst geht inzwischen ihren Gang und gibt Antwort darauf durch ihre Ergebnisse. Und diese bestätigen immer und überall den selbstverständlichen Satz, dass unter gleichen Voraussetzungen die gleichen Ergebnisse eintreten müssen.Man darf nur den Blick von den zufälligen Äußerlichkeiten auf das Innerliche und Wesentliche der Erscheinungen wenden, um sich zu überzeugen, dass der Weise des Alten Bundes die Wahrheit gesagt hat, wenn er behauptet, es gebe nichts Neues unter der Sonne (Prd. 1, 10).
In ganz auffälliger Weise zeigt sich dies, wenn wir die Geschichte der religiösen Bewegungen durch den Gang der Jahrhunderte verfolgen. So verwirrend auch die Verschiedenheiten im einzelnen und im kleinen sind, so ist doch der Grundzug und der Verlauf im allgemeinen augenscheinlich der gleiche. Wir stehen vor einer doppelten Reihe von Erscheinungen auf religiösem Gebiet gegenüber.
Die einen sehen vollständig ab vom Christentum und suchen einen Ersatz dafür in irgend einer neuen sogenannten Weltanschauung zu finden. Die anderen lassen ja wohl wenigstens den Namen von Christentum und Kirche noch gelten, nehmen aber daran, unter dem Vorwand, einen Ausgleich mit den Zeitideen zu suchen und so dem angeblich verlorenen Christentum die Möglichkeit des Weiterlebens zu sichern, solche Veränderungen vor, dass es oft kaum mehr zu erkennen ist, und dass unvorsichtigen Geistern dadurch größere Gefahr bereitet wird als durch vollständige Leugnung.
Wie viele sind denn unter uns, die auch nur einen Begriff haben von der religiösen Gefahr unserer Tage? Was haben wir denn auch gegenüber der religiösen Gefahr geleistet? Wo sind unsere Kämpfe? Welche Opfer haben wir aufzuweisen? Klagen, Seufzer, fromme Wünsche, schöne Reden, das ist alles, was wir vermögen. Wenn Opfer notwendig sind, dann greifen wir in den Schatz Gottes und bringen aus ihm, was uns wertlos scheint, den Glauben, die Heilige Schrift, die Autorität der Kirche, und werfen das alles dem Herr der Zeitideen als Beute hin, nur dass wir von ihnen Schonung und Anerkennung finden.
Der Herr mochte seine Ehre, sein Leben, sein Blut für seine Sache lassen, uns ist sie keines Tropfens Schweiß wert. Wir dürfen im Hinblick auf jene großen alten Verteidiger der Sache Gottes wahrhaftig alle mit Beschämung sagen: Wir tun nichts, als dass wir unser Leben dahin leben; dafür wird uns aber auch nach unserem Tode kein solcher Name zuteil werden (Sir. 48, 12).
Elias ging, zerrissen von Schmerz über das Elend seiner Zeit, in die Einöde, und nachdem er sich dort gestärkt hatte, setzte er sein Leben im Kampf gegen den Götzendienst aufs Spiel. Jeremias trotzte nicht bloß den Qualen des Kerkers und des Todes, sondern, was noch schwerer wiegt, er gab auch seine Ehre im Kampf gegen das eindringende Verderbnis preis; noch heute geht sein Name als Sinnbild der Einfalt und der Lächerlichkeit im Munde der Spötter um.
Das waren Männer, die ihrer selbst vergaßen, um sich als eiserne Säulen und eherne Mauern dem wachsenden Unheil entgegen zu setzen. Darum brach sich auch an ihnen der Strom des Übels, und die eingeschüchterten und die wankenden und die verführten Diener Gottes erhielten durch sie wieder Richtung und Licht und Kraft. Möge der Blick auf die Gefahr der Zeit alle, die es gut mit der Wahrheit meinen, zu gleichem Ernst aufrütteln – die Lage der Dinge verlangt es. (Albert Maria Weiß)
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