Der Gedächtnistag Allerheiligen
Blick zur triumphierenden Kirche
(1. November)
Allerheiligen ist das Fest des kirchlichen Spätherbstes. Es trägt einerseits den Charakter der Ruhe und Vollendung nach bewegtem Schaffen, andererseits ist es eine neue Anregung zu Eifer, zu Lust und zu Schwung in der Arbeit. Offenbar kommt es der Kirche darauf an, jetzt, da das Jahr selbst alt wird und der Jahresfeldzug dem Ende zugeht, das Heer der Streiter Gottes unter ihrer Fahne wach und munter beim Waffendienst zu halten. Deshalb sucht sie nach den mächtigsten Beweggründen, um auf unser Herz zu wirken. Mächtigere Hebel und Seelenwecker aber gibt es nicht als die letzten Dinge. Und die setzt die Kirche jetzt im letzten Monat des Kirchenjahres nacheinander an: Weltgericht, Tod, Vergeltung durch Himmel, Hölle und Fegefeuer.
Das Allerheiligen-Fest entwickelte sich mit der Zeit aus dem Fest aller heiligen Märtyrer, zu deren Ehre Papst Bonifatius IV. das heidnische Pantheon weihte (609 oder 610), und aus dem Gedächtnis aller Apostel, Märtyrer, Bekenner, aller vollkommenen Gerechten, das auf Befehl Gregors III. (731-741) in einer Kapelle von St. Peter begangen wurde. Auf Anregung Gregors IV. führte es 835 mit Zustimmung der Bischöfe Kaiser Ludwig der Fromme im Frankenreich ein.
Der Zweck des Festes ist dreifach: die Ehre und Anerkennung Gottes, die Ehre und Verherrlichung der Heiligen und unsere eigene Hilfe. –
aus: Moritz Mescher SJ, Aus dem katholischen Kirchenjahr, Betrachtungen, Zweiter Band, 1919, S. 347