Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten
Sechste Betrachtung: Der Tod des Sünders
“Wenn die Bedrängnis kommt, werden sie Frieden suchen; aber er wird nicht da sein. Schrecken über Schrecken wird über sie kommen.” (Ezech. 7, 25)
Erster Punkt.
Jetzt schlagen die Sünder den Gedanken und die Erinnerung an den Tod sich aus dem Sinn, und suchen auf solche Art Frieden zu finden, den sie aber, so lange sie in der Sünde fortleben, nicht finden werden. Befinden sie sich aber in Todesängsten, sind sie ganz nahe daran, in die Ewigkeit einzugehen, dann suchen sie, wenn die Bedrängnis über sie kommt, den Frieden und finden ihn nicht; dann können sie der Folter ihres bösen Gewissens nicht entgehen. Sie werden Frieden suchen; aber was für einen Frieden kann eine Seele finden, die mit Sünden beladen ist, welche gleich Nattern an ihrem Herzen nagen?
Wie können die Sünder Frieden haben, wenn sie bedenken, dass sie in wenig Augenblicken vor ihrem Richter Jesus Christus erscheinen müssen, dessen Gesetz und Freundschaft sie bisher verachtet haben! Schrecken über Schrecken wird kommen. Die schon empfangene Todesnachricht, der Gedanke, dass sie jetzt alles in der Welt verlassen müssen, die Gewissensbisse, die verlorene Zeit, die Zeit, die jetzt mangelt, die Strenge des göttlichen Gerichts, die unglückliche Ewigkeit, die den Sünder erwartet: das alles wird einen furchtbaren Sturm bereiten, welcher den Geist verwirren und das Misstrauen vermehren wird, so dass der Sterbende in schrecklicher Verwirrung und ohne Vertrauen in jenes Leben hinübergehen wird.
Abraham erlangte große Verdienste, da er gegen alle menschliche Hoffnung auf Gott hoffte, indem er der göttlichen Verheißung glaubte: Er hat wider die Hoffnung an die Hoffnung geglaubt. (Röm. 4, 18) Aber der Sünder wird sich nur Strafe bereiten, da er fälschlich und zu seinem Verderben nicht nur gegen die Hoffnung, sondern auch gegen den Glauben gehofft, da er sogar die Drohungen verachtet, welche Gott den Hartnäckigen gemacht hat. Sie fürchten sich, eines schlechten Todes zu sterben; aber sie fürchten sich nicht, ein schlechtes Leben zu führen. Aber wer gibt ihnen die Versicherung, dass sie nicht plötzlich vom Blitz getroffen, am Schlagfluss oder an einem Bluterbrechen sterben werden?
Und wenn sie auch noch Zeit haben, sich vor ihrem Tod zu bekehren, wer versichert sie, dass sie sich wirklich bekehren werden? Der heilige Augustin musste zwölf Jahre lang kämpfen, um seine bösen Gewohnheiten zu besiegen; wie wird da ein Sterbender, dessen Gewissen stets in Unordnung war, in Mitte der Schmerzen, bei der heftigsten Betäubung des Kopfes und in der Verwirrung des Todes sich wahrhaft und leicht bekehren? Ich sage: wahrhaft; denn es genügt nicht, dass man es nur sage und verspreche; man muss es auch mit aufrichtigem Herzen sagen und versprechen.
O Gott! welch ein Schrecken wird dann den armen Kranken befallen, welcher sorglos dahin lebt, wenn er sich von Sünden und von der Furcht vor dem Gericht, vor der Hölle und vor der Ewigkeit niedergebeugt erblickt. In welche Verwirrung wird er bei diesen Gedanken geraten, wenn sein Kopf betäubt, sein Geist verdunkelt, wenn er von den Schmerzen des nahen Todes ergriffen ist! Er wird beichten, er wird Versprechungen machen, er wird weinen, er wird Gott um Barmherzigkeit anflehen, ohne zu wissen, was er eigentlich tut.
Und in diesem Sturme innerer Verwirrung, unter den schrecklichsten Gewissensbissen, voll Angst und Schrecken wird er in die andere Welt hinübergehen: Es kommen die Völker in Unruhe und gehen dahin. (Job 34, 20) Mit Recht sagt ein Schriftsteller, dass das Gebet, das Weinen und die Versprechungen des sterbenden Sünders dem Weinen und den Versprechungen eines Menschen gleichen, der von einem Feind angegriffen wird, welcher ihm den Dolch an die Brust setzt, um ihn ums Leben zu bringen. Ach, wie unglücklich ist der, welcher sich im Stande der Sünde aufs Sterbebett legt, um von da in die Ewigkeit einzugehen!
Erster Punkt: Anmutungen und Bitten
O Wunden Jesu, ihr seid meine Hoffnung! Ich würde an der Verzeihung meiner Sünden und an meiner ewigen Seligkeit verzweifeln, wenn ich nicht euch sähe, ihr Quellen des Erbarmens und der Gnade, durch welche ein Gott all sein Blut hat vergießen wollen, um meine Seele von so vielen Sünden rein zu waschen. Ich bete euch an, ihr heilige Wunden! Und setze all mein Vertrauen auf euch. Tausendmal verabscheue und verfluche ich jene unwürdigen Vergnügungen, durch welche ich meinem Erlöser so sehr missfallen und so elendiglich seine Freundschaft verloren habe. Wenn ich auf euch blicke, so erhebt sich meine Hoffnung, und meine Neigungen wenden sich euch zu.
O mein geliebter Jesus! Du verdienst, dass alle Menschen Dich lieben, dass sie Dich von ganzem Herzen lieben; aber ach, ich habe Dich so oft beleidigt und deine Liebe verachtet, und des ungeachtet hast Du mich so lange ertragen und mir so erbarmungsvoll Verzeihung angeboten. O mein Heiland, lasse nicht zu, dass ich Dich je wieder beleidige und mich selbst ins ewige Verderben stürze! O Gott, welche Qual würde mir in der Hölle der Anblick deines Blutes bereiten und der großen Barmherzigkeit, die Du an mir geübt hast!
Ich liebe Dich und will Dich ewig lieben. Gib Du mir die Gnade der Beharrlichkeit! Reiße mein Herz von aller Liebe los, die nicht Dich zum Gegenstand hat, und begründe in mir eine wahre Begierde und einen festen Entschluss, von heute an nur Dich, mein höchstes Gut zu lieben! –
O Maria, meine Mutter, ziehe mich zu Gott hin, damit, ehe ich sterbe, ich ganz und gar Ihm angehöre!
Zweiter Punkt.
Nicht nur eine Angst, sondern mehrere und vielfache Ängsten wird der arme sterbende Sünder auszustehen haben. Einerseits werden ihn die Teufel quälen. Beim Tode wenden diese furchtbaren Feinde alle Gewalt an, um die Seele, die im Begriff steht, diese Welt zu verlassen, ins ewige Verderben zu stürzen. Sie wissen, dass ihnen nur wenig Zeit mehr übrig ist, um dieselbe zu gewinnen, und dass, wenn sie jetzt für sie verloren geht, sie dieselbe für immer verloren haben: Der Teufel ist zu euch hinabgekommen und hat großen Zorn, indem er weiß, dass er wenig Zeit hat. (Offenb. 12, 12)
Aber nicht nur ein Teufel wird die Seele alsdann versuchen, nein, unzählige werden den Sterbenden umgeben, um ihn zu Grunde zu richten: Ihre Häuser werden voll Drachen ein. (Is. 13, 21)
Der eine wird zu ihm sprechen: Fürchte dich nicht! Du wirst wieder gesund werden. Ein anderer: Wie, du bist so lange Jahre taub gegen die Stimme Gottes gewesen, und du meinst, Er werde sich jetzt deiner erbarmen? Wie kannst du, fragt ein Dritter, diesen Schaden jetzt gut machen, wie den guten Namen, den du anderen geraubt hast, wieder ersetzen? Siehst du denn nicht, wird ein Vierter dem Sterbenden zuflüstern, dass alle deine Beichten ungültig gewesen sind, ohne wahre Reue, ohne festen Vorsatz? Wie kannst du sie jetzt wieder gut machen?
Andererseits wird sich der Sterbende von seinen Sünden umgeben sehen: Den ungerechten Mann wird Unglück treffen zum Untergang. (Ps. 139, 12) Gleich ebenso vielen Henkersknechten, sagt der heilige Bernhard, werden diese Sünden ihn festhalten und zu ihm sprechen: „Wir sind deine Werke, wir werden dich nicht verlassen.“ Wir sind dein Anteil, wir wollen uns nicht von dir trennen; wir werden dich in jene Welt begleiten und uns mit dir dem ewigen Richter vorstellen.
Der Sterbende wird sich zwar von solchen Feinden losmachen wollen; aber um sich davon losmachen zu können, müsste er sie hassen, müsste er sich von Herzen zu Gott bekehren: Einem harten Herzen wird es zuletzt übel gehen; und wer die Gefahr liebt, wird darin umkommen. (Eccli. 3, 27) Ein Herz, sagt der heilige Bernhard, welches sich in einem bösen Lebenswandel verhärtet hat, wird sich Gewalt antun, um den Stand des Verderbens zu verlassen; aber es wird ihm nicht gelingen, sich loszureißen, und von seiner Bosheit niedergedrückt, wird es in demselben Zustand das Leben beschließen.
Weil der Sünder bis dahin die Sünde geliebt, so hat er auch die Gefahr seiner Verdammnis geliebt; deshalb lässt der Herr es mit Recht zu, dass er in jener Gefahr umkomme, in welcher er bis zu seinem Tode hat leben wollen. Der heilige Augustin sagt, dass der, welchen die Sünde verlässt, ehe er selbst sie verlassen, dieselbe beim Tode schwerlich wahrhaft verabscheuen werde, weil er da alles, was er tut, nur gezwungen tun werde.
Unglückselig ist also ein Sünder, welcher verhärtet ist und dem göttlichen Gnadenruf widersteht: Sein Herz wird hart wie ein Stein, und dicht wie des Hämmerers Amboss. (Job 41, 15) Der Undankbare wird, statt sich auf die Stimme Gottes hin zu ergeben und weich zu werden, immer noch verhärteter, gleichwie der Amboss durch die Schläge des Hammers noch härter wird.
Zur Strafe dafür wird es ihm im Tode noch ebenso ergehen, obwohl er schon im Begriff ist, in die Ewigkeit einzugehen: Einem harten Herzen wird es zuletzt übel gehen. Die Sünder, sagt der Herr, haben Mir aus Liebe zu den Geschöpfen den Rücken gekehrt: Sie wenden Mir den Rücken zu, und nicht das Angesicht. Aber zur Zeit ihrer Trübsal sprechen sie: Steh auf und rette uns! Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht hast? Lass sie aufstehen und dich retten. (Jer. 2, 27)
Die Elenden werden im Tode zu Gott ihre Zuflucht nehmen; aber Gott wird dann zu ihnen sagen: Jetzt kommt ihr zu Mir? Ruft doch die Geschöpfe zu eurer Hilfe herbei; denn sie sind ja eure Götter gewesen. So wird Gott sprechen; denn wenn sie auch bei Ihm Hilfe suchen, so sind sie doch nicht wahrhaft entschlossen, sich von ihrem bösen Wandel zu bekehren. Der heilige Hieronymus sagt, er halte es fast für gewiss und wisse aus Erfahrung, dass niemand ein gutes Ende nehme, der bis zu seinem Ende ein schlechtes Leben geführt habe.
Zweiter Punkt: Anmutungen und Bitten
O mein geliebter Heiland! Hilf mir doch und verlasse mich nicht! Ich sehe meine Seele ganz von Sünden verwundet, meine Leidenschaften tun mir Gewalt an, meine bösen Gewohnheiten drücken mich nieder; ich werfe mich Dir zu Füßen und bitte Dich, Du wollest Dich meiner erbarmen. Auf Dich, o Herr, habe ich gehofft, ich werde in Ewigkeit nicht zu Schanden werden. Lasse nicht zu, dass eine Seele zu Grunde gehe, die auf Dich vertraut! Übergib nicht den Raubtieren die Seelen, die auf Dich vertrauen. (Ps. 73, 19)
Es reut mich, o unendliche Güte, Dich beleidigt zu haben. Ich habe böse gehandelt, ich bekenne es: ich will mich bessern, möge es auch was immer kosten; wenn Du mir aber nicht mit deiner Gnade beistehst, so bin ich verloren. Nimm gnädig auf, o mein Jesus, diesen Aufrührer, der Dich so sehr beschimpft hat! Bedenke, dass ich Dich dein Blut und dein leben gekostet habe.
Nimm mich um der Verdienst deines Leidens und Sterbens willen wieder in deine Arme auf, und verleihe mir die heilige Beharrlichkeit! Ich war schon verloren, aber Du hast mich gerufen; siehe, ich will Dir nicht länger widerstehen. Ich weihe mich Dir; binde mich fest an deine Liebe und lass nicht zu, dass ich mich von Neuem dadurch ins Verderben stürze, dass ich deine Gnade verliere! O mein Jesus, lasse das nicht zu! –
Maria, meine Königin, gestatte auch Du es nicht! Erwirke mir eher den Tod, ja tausendmal den Tod, als dass ich von Neuem die Gnade deines Sohnes verliere!
Dritter Punkt.
Merkwürdig! Gott droht den Sündern unaufhörlich mit einem bösen Tod:
Dann werden sie Mich anrufen; Ich werde sie aber nicht hören. (Sprichw. 1, 28) Wird Gott sein Schreien hören, wenn über ihn Betrübnis kommt? (Job 27, 9) Ich will bei eurem Untergang lachen und spotten. (Sprichw. 1, 26) “Das Lachen Gottes“, sagt der heilige Gregorius, „heißt aber so viel, als: Sich nicht erbarmen wollen.“ Mein ist die Rache, und Ich will ihnen vergelten zu seiner Zeit, auf dass ihr Fuß wanke. (Deut. 32, 35) Und an so vielen anderen Stellen der heiligen Schriften droht Gott auf gleiche Weise; und die Sünder – sie leben so ruhig und sicher dahin, als ob Gott ihnen ganz unfehlbar für die Stunde des Todes Verzeihung und den Himmel versprochen hätte.
Es ist freilich wahr, dass Gott verheißen hat, wann immer der Sünder sich bekehrt, werde Er ihm vergeben. Er hat aber nicht gesagt, dass sich der Sünder in seiner Todesstunde bekehren werde; nein, mehrfach beteuert der Herr, dass, wer in der Sünde lebt, auch in der Sünde sterbe: Ihr werdet in euren Sünden sterben. (Joh. 8, 24) Er hat gesagt, dass, wer Ihn erst im Tode suche, Ihn nicht finden werde: Ihr werdet Mich suchen, aber nicht finden. (ebd. 7, 34) Deshalb muss man Gott suchen, da man Ihn noch finden kann: Suchet den Herrn, das Er zu finden ist. (Is. 55, 6)
Denn es wird eine Zeit kommen, da man Ihn nicht mehr finden kann. O ihr armen Sünder, ihr armen Verblendeten! Die ihr es bis auf die Sterbestunde verschiebt, euch zu bekehren, wo keine Zeit mehr zur Bekehrung sein wird. Oleaster sagt: „Die Gottlosen haben es nie gelernt, Gutes zu tun, außer wenn es nicht mehr Zeit dazu ist.“ Gott will freilich alle Menschen retten, aber Er bestraft die Hartnäckigen.
Wenn man sähe, wie irgendein Elender, der sich in der Sünde befindet, plötzlich vom Schlag gerührt und der Sinne beraubt würde; o welches Mitleiden würden alle mit ihm haben, die ihn ohne Sakramente und ohne Zeichen der Reue dahinsterben sähen! Und wie froh würde jedermann sein, wenn dieser Unglückliche wieder zu sich kommen, wenn er um die heilige Lossprechung bitten und Akte der Reue erwecken würde!
Ist aber jener kein Tor, der, obwohl er Zeit hat, dies alles zu tun, dennoch im Stande der Sünde fortlebt, oder von Neuem sündigt und sich in die Gefahr begibt, zu einer Zeit vom Tode hinweggerafft zu werden, wo er sich vielleicht noch wird bekehren können, vielleicht aber auch nicht? Man erschrickt, wenn man jemanden plötzlich sterben sieht; und dennoch begeben sich so viele freiwillig in Gefahr eines solchen Todes, und zwar im Stande der Sünde zu sterben.
Waage und Gewicht unterliegt dem Gericht des Herrn. (Sprichw. 16, 11) Wir berechnen nicht, wie viele Gnaden uns Gott erweist; aber der Herr führt Rechnung darüber; Er wiegt sie ab, und wenn Er sich bis auf einen gewissen Zeitpunkt gering geschätzt sieht, so lässt Er den Sünder in seiner Sünde und lässt ihn so dahinsterben.
O wie unglückselig ist, wer die Buße bis auf den Tod verschiebt! „Die Buße, die man von einem Kranken erlangt“, sagt der heilige Augustin (Serm. 57 de temp.), „ist selbst krank.“ Der heilige Hieronymus sagt (In epist. Euseb de morte ejusd.), dass von hunderttausend Sündern, die bis zum Tode in der Sünde verharren, kaum einer selig werde. Der heilige Vinzenz Ferrerius sagt (Serm. 1. de Nativ. Virg.), es sei ein größeres Wunder, wenn ein Mensch, der einen schlechten Lebenswandel geführt, ein gutes Ende habe, als wenn Tote zum Leben erweckt würden.
Ach, welchen Schmerz, welche reue kann wohl jener im Tode fassen, der bis dahin die Sünde geliebt hat? Bellarmin erzählt, er habe, als er einem Sterbenden beistand, denselben ermahnt, einen Akt der Reue zu erwecken; dieser aber habe ihm geantwortet, er wisse nicht, was Reue sei. Bellarmin suchte es ihm zu erklären; allein der Kranke antwortete: „Mein Vater, ich verstehe Sie nicht, solche Sachen kann ich nicht begreifen.“ Und so starb er, nach der Bemerkung Bellarmins, mit offenbaren Zeichen ewiger Verdammnis. Es ist eine gerechte Strafe, sagt der heilige Augustin (Serm. 10. de sanct.), dass der Sünder, der im Leben Gott vergessen hat, im Tode sich selbst vergesse.
Deshalb ermahnt uns der heilige Paulus: Täuschet euch nicht, Gott lässt seiner nicht spotten. Denn was der Mensch sät, das wird er auch ernten; wer in seinem Fleische sät, der wird vom Fleisch Verderben ernten. (Gal. 6, 7) Es heißt aber verspotten, wenn man in Verachtung seiner Gesetze dahin lebt, und hierauf dennoch Lohn und ewige Herrlichkeit von Ihm ernten will. Aber Gott lässt seiner nicht spotten, und was man in diesem Leben sät, das erntet man im künftigen Leben. Denjenigen, welcher verbotene Fleischeslust sät, trifft nichts anderes als Verderben, Elend und ewiger Tod.
O mein Christ! Was man für andere sagt, das sagt man auch für dich. Sage mir, wenn du schon auf dem Punkt wärest, deinen Geist aufzugeben, wenn die Ärzte schon alle Hoffnung verloren, wenn du der Besinnung beraubt, schon mit dem Tode kämpftest: wie innig würdest du da Gott bitten, dass Er dir noch einen Monat, noch eine Woche Zeit lasse, um dein Gewissen in Ordnung zu bringen! Siehe, Gott gibt dir jetzt noch diese Frist; danke Ihm also und hilf also gleich dem begangenen Übel ab; ergreife alle Mittel, damit du dich, wenn der Tod kommt, im Stande der Gnade befindest; denn alsdann wird keine Zeit mehr übrig sein, dem Übel abzuhelfen.
Dritter Punkt: Anmutungen und Bitten.
Wer hätte wohl so viel Geduld mit mir gehabt, als Du, o mein Gott! Wenn deine Güte nicht unendlich wäre, so würde ich daran verzweifeln, jemals Verzeihung von Dir zu erlangen. Aber ich habe mit einem Gott zu tun, der gestorben ist, um mir zu verzeihen und mich selig zu machen. Du befiehlst mir, dass ich auf Dich hoffe; siehe, ich will auf Dich hoffen. Wenn meine Sünden mich erschrecken, wenn sie mich verurteilen, so flößen mir deine Verdienste und deine Verheißungen Mut ein.
Du hast das Leben deiner Gnade jedem versprochen, der zu Dir zurückkehrt: Bekehrt euch und lebt! (Ezech. 18, 32) Du hast versprochen, jeden in deine Arme zu schließen, der in deine Arme zurückkehren will: Bekehrt euch zu Mir, so werde Ich Mich zu euch kehren. (Zach. 1, 3) Du hast gesagt, dass Du niemanden verschmähen könnest, der sich demütigt und seine Sünden bereut: Ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz wirst Du, o Gott, nicht verachten. (Ps. 50)
Siehe, o Herr! ich kehre zu Dir zurück, ich wende mich zu Dir; ich bekenne, dass ich tausendmal die Hölle verdiente, und ich bereue es, Dich beleidigt zu haben. Ich verspreche Dir fest, dass ich Dich nicht mehr beleidigen, sondern Dich immer lieben will. O lass es nicht zu, dass ich noch länger undankbar sei gegen so große Güte! Ewiger Vater! um der Verdienste des Gehorsams Jesu Christi willen, der gestorben ist, um Dir zu gehorchen, bewirke, dass auch ich bis zu meinem Tode deinem Willen gehorche! Ich liebe Dich, o höchstes Gut, und aus Liebe zu Dir will ich Dir in allem gehorsam sein.
Gib mir die heilige Beharrlichkeit, gib mir deine Liebe! ich bitte Dich sonst um nichts.
O Maria, meine Mutter, bitte für mich! –
aus: Alphons Maria von Liguori, Vorbereitung zum Tode oder Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten, 1891, S. 49 – S. 59
siehe auch den Beitrag auf katholischglauben.online:
Bildquellen
- Bitschnau Hl Alfons Von Liguori: © https://katholischglauben.info
- Messbuch Versehgang: © https://katholischglauben.info