Gnadenorte der himmlischen Himmelskönigin
Wallfahrtskirche Unsere Liebe von Limbach in Unterfranken
Auf einer freundlichen Anhöhe am linken Ufer des Mains, eine Viertelstunde vom Pfarrdorf Limbach, in einer anmutigen Gegend erhebt sich die schöne Wallfahrtskirche U.L. Frau von Limbach. Schon in uralter Zeit stand daselbst eine Feldkapelle mit einem Muttergottes-Bild, wohin Bedrängte in verschiedenen Anliegen und Nöten ihre Zuflucht nahmen, um die Fürbitte der göttlichen Mutter anzuflehen. Im 16. Jahrhundert geriet die Kapelle in Verfall und die Wallfahrt nahm ab. Ursache war das Umsichgreifen des Protestantismus. Im Jahr 1630 kehrten die Bewohner Limbachs wieder zur katholischen Kirche zurück; und man dachte daran, der verwahrlosten Wallfahrt wieder aufzuhelfen und eine neue Kapelle im Dorf selbst aufzuführen; allein, wie alte Leute sagen, habe man Anzeichen gehabt, daß Maria in der alten Kapelle wolle besonders verehrt werden. Was nämlich die Einwohner zum Bau der neuen Kapelle herbei brachten, fand man des andern Tages an dem Ort wieder, wo jetzt die Wallfahrtskirche steht. Auch wird erzählt, daß ein gottesfürchtiger Mann, als er nächtlicher Weile vor der Kapelle vorbei gefahren, mit Verwunderung in derselben eine Musik gehört habe, und als er deshalb in die Kapelle trat, die Tag und Nacht offen stand, um nachzuforschen, sei alles still gewesen und er habe Niemand gefunden.
Im Jahr 1664 wurde während der damaligen Kriegsunruhen die Kapelle beraubt, das Gnadenbild wurde vernachlässigt und endlich sogar vom Hochaltar entfernt und in der Sakristei aufbewahrt, bis ein frommer Guttäter, in Folge eines gemachten Gelübdes, das Bild neu fassen ließ. Nun wurde es in feierlicher Prozession nach Limbach gebracht und auf den Hochaltar wieder versetzt. Das Gnadenbild ist aus Holz geschnitzt; über dem Haupt der göttlichen Mutter, welche das Jesuskind auf dem linken Arm trägt, schweben zwei Flügel, welche die Krone tragen.
Im Jahr 1727 fand nun ein wunderbares Ereignis statt, welches die Wallfahrt wieder ungemein in Aufnahme brachte. –
Die Hirtin Katharina Schwalvinger zu Limbach war von einer schweren, hitzigen Krankheit glücklich genesen, bekam aber darnach ein großes Übel in den Augen, so daß sie in Ängsten war, sie möchte, des Augenlichts beraubt, ihr Brot von Tür zu Tür betteln müssen. In dieser großen Not nahm sie ihre Zuflucht zu U.L. Frau in Limbach, besuchte den verlassenen Gnadenort und verrichtete daselbst ihr Gebet. Da kam ihr zu Nachts im Traum vor: unten am Kapellenhügel befinde sich ein Wasser in einem durch Ochsentritte veranlaßten Grübchen, mit diesem Wasser sollte sie ihre Augen waschen, so würde sie von ihrer Augenkrankheit befreit werden. Die arme, leidende Frau entdeckte diesen gehabten Traum sogleich ihrem Ehemann und anderen Leuten; allein ihre Aussage wurde verlacht, weil Niemand an diesem dürren sandigen Ort jemals etwas Wasser wahrgenommen.
Dessen ungeachtet ließ sie sich nicht irre machen und an bezeichnete Stelle bringen, fand wirklich Wasser, wusch sich damit die Augen und ward geheilt. Der Ort, wo das Wasser zum Vorschein gekommen, liegt an der Landstraße ungefähr 90 Schritte von der Wallfahrtskirche. Man hat hierauf das Wasser in einem Umkreis von etwa 16 – 20 Schuhen nachgegraben, aber keine Quelle sondern gegen die Kirche zu nur feuchten Sand entdeckt. Die Hirtin, voll Freude über ihre wunderbare Heilung, machte dies Ereignis bekannt, und bald kam eine Menge Blinder, Lahmer und mit allerlei Gebrechen Behafteter herbei, und der Ort, wo das Wasser ein wenig hervor brach, war mit Kranken und Presshaften, welche Hilfe hofften, umlagert wie der Schwemmteich zu Jerusalem. Dieses Wasser hat nebst anderen die Eigenschaft, daß wenn es in einem reinen, verschlossenen Geschirr aufbewahrt wird, in vielen Jahren keine Fäulnis, noch üblen Geruch annimmt. Von dem vielen Opfer, das nun anfiel, wurde die Kapelle repariert, und da der Andrang der Pilger immer mehr zunahm, wurde Limbach zu einer eigenen Pfarrei erhoben, damit das Seelenheil der Wallfahrer besser gepflegt werden könnte.
Eine besondere Vorliebe zu dem Gnadenort hatte der Fürstbischof Friedrich Karl von Würzburg. Er besuchte die Kapelle öfters, beschenkte sie mit Ornaten und vermachte auch für den Bau der Pfarr- und Wallfahrts-Kirche, den man beginnen wollte, die Summe von 12000 Gulden mit den Worten: „Weil ich von dem Gnadenbild der unbefleckten Mutter Gottes zu Limbach in den Gebrechlichkeiten meiner erlebten Jahre ausnehmende Guttaten empfangen, daher aus Dankbarkeit gelobt habe, die Gnadenkirche zu Limbach zu erweitern und in ansehnlicheren Stand zu setzen.“ Im Jahr 1751 wurde zum Bau der neuen Kirche geschritten und derselbe mit Hilfe vieler Guttäter im Jahr 1755 vollendet. Der Fürstbischof Adam Friedrich von Würzburg weihte sie am 7. September desselben Jahres mit größter Feierlichkeit ein. Die Kirche ist groß und schön, außer dem Hoch- oder Gnaden-Altar hat sie noch zwei Nebenaltäre, und wird noch immer wegen ihres wundertätigen Gnadenbildes und wegen der heilsamen Quelle in ihrer Nähe von zahlreichen Pilgern besucht, besonders am Sonntag nach Ostern, wo das Hauptfest gefeiert wird. (Kalender für katholische Christen.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 1115 – Sp. 1116