Was bedeutet das Herz Jesu?

Was bedeutet das Herz Jesu: Jesus steht mit ausgebreiteten Armen, auf der Brust das Herz mit Dornenkrone

Was bedeutet das Herz Jesu? – Der Gegenstand der kirchlich-liturgischen Herz-Jesu-Verehrung

Christus am Kreuz, der Oberkörper entblößt, mit der Dornenkrone auf dem Haupt, die Seitenwunde und auf der Brust das dornenumrankte Flammenherz

Unter dem Herzen Jesu versteht man das von Liebe durchglühte Innere des Herrn, das geistige „Herz“ Christi, einst von Schmerz und Liebe verwundet, das gleichsam sichtbar wird in seinem leiblichen, von der Lanze verwundeten Herzen. Der Gegenstand der Herz-Jesu-Verehrung ist also in letzter Beziehung Jesus Christus, der Gottmensch. „Denn was an Ehre, Anbetung und Liebe dem göttlichen Herzen geboten wird, das wird wahrhaft und eigentlich Christus selbst dargebracht.“ So Leo XIII. in seiner Enzyklika vom 25. Mai 1899 zur Weltweihe an das göttliche Herz. Als Grund für die besondere Verehrung des leiblichen Herzens hebt der Papst dann dessen symbolische Bedeutung hervor:

„Das göttliche Herz aber ist das Symbol und lebendige Bild der Liebe Jesu Christi, die uns zur Gegenliebe anregt.“ Dieselbe Auffassung finden wir bei Klemens XIII., Pius VI., Pius VII. und Pius IX. Sie erwarten von der Feier des Herz-Jesu-Festes für die Gläubigen eine neue Anregung, „sich der größten Liebestaten des Heilandes in Dankbarkeit zu erinnern“. An erster Stelle wird dabei das bittere Leiden des Herrn genannt, Pius VII. erwähnt auch die Menschwerdung und die Eucharistie.

Die Personifikation des Herzens ist kein wesentlicher Bestandteil der Herz-Jesu-Verehrung. Sie fehlt in der kirchlichen Liturgie, deren Gebete sich am Herz-Jesu-Fest an die Person des Erlösers und nicht an sein heiligstes Herz wenden. Sie fehlte auch in dem Weitergebet Pius IX. vom Jahre 1875, im Weltweihe-Gebet Leos XIII.: „Süßester Jesus, Erlöser der Menschheit“ und im Friedensgebet Benedikts XV.: „In der Angst und Not eines Krieges, der die Völker und Nationen in ihrem Bestand bedroht, fliehen wir, o Jesus, zu deinem liebevollen Herzen. Dein Herz schlug, da du noch auf Erden weiltest, voll zarten Mitleides für alle menschliche Not. Ach möge dein Herz sich unser erbarmen, auch in dieser Stunde.“

Durchgeführt ist die Personifikation dagegen in der Herz-Jesu-Litanei. Jedenfalls bietet es den Vorzug der Kürze, wenn hier direkt das Herz des Herrn statt seiner Person angeredet wird: „Herz Jesu, du König und Mittelpunkt aller Herzen.“

Diese Litanei ist von der Kirche ausdrücklich approbiert und auf Weisung der Bischöfe hin allgemein im Gebrauch. Darum muss in ihr am klarsten und bestimmtesten die kirchliche Auffassung vom Gegenstand der Herz-Jesu-Andacht zum Ausdruck kommen. Mit Recht bemerkt deshalb P. Noldin SJ: „Der kirchliche Herz-Jesu-Gedanke ist am sichersten der Herz-Jesu-Litanei Leo XIII. zu entnehmen.“

In den dreiunddreißig Anrufungen dieser Litanei wird ganz besonders das Innere und das Innenleben des Herrn, sein geistiges Herz, hervorgehoben. Voll unendlicher Majestät erscheint das Erlöser-Herz als heiliger Tempel Gottes, in dem alle Schätze der Weisheit und Wissenschaft sind, als Wohnstätte der Gerechtigkeit und Liebe und als Abgrund jeglicher Tugend, so dass der Vater sein innigstes Wohlgefallen daran hat. Für die Menschen ist es voll Güte und Liebe, voll Geduld und großer Erbarmung, so dass es sich als Schnupfer für die Sünden und Schlachtopfer für die Sünder hingibt. Gehorsam geworden bis zum Tode, wurde es in namenlosem inneren Leid mit Schmach gesättigt, ja zerschlagen um unserer Missetaten willen.

Das alles wird dem Auge sichtbar in dem leiblichen Herzen des Herrn, das vom Heiligen Geist aus der heiligsten Jungfrau gebildet und am Kreuz von der Lanze durchbohrt wurde. Mit dem Worte Gottes wesenhaft vereint, ist das sichtbare wie das unsichtbare Herz des Herrn jeglicher Anbetung und Verehrung würdig.

Für alle, die sich an dieses heiligste Herz mit Vertrauen wenden, ist es reich an Erbarmung. In seinen Gnaden und seinem Vorbild wird es zur Quelle des Lebens und der Heiligkeit, im Leiden die Quelle vollkommenen Trostes, dem Sünder aber bietet es Friede und Versöhnung. In der Todesstunde endlich ist es die Hoffnung der Sterbenden, und im Himmel das Verlangen der Engel und die Wonne aller Heiligen. So umschreibt die Litanei den heutigen Herz-Jesu-Begriff.

In einer dreifachen Seinsweise kann das Herz des Herrn Gegenstand der Verehrung sein. Zunächst so, wie es einst zur Zeit seines Erdenlebens in der Brust des Herrn schlug, von Liebe und Schmerz verwundet und am Kreuz von der Lanze durchbohrt, das leidende Herz. Sodann wie es jetzt im Himmel in seliger Liebe und Freude pocht, das verklärte Herz. Die dritte Seinsweise zeigt es in der heiligen Hostie auf dem Altar als das eucharistische Herz.

Diese dreifache Seinsweise kommt am Herz-Jesu-Fest auch in der kirchlichen Liturgie klar zum Ausdruck, vor allem die Güte und das Erbarmen des göttlichen Herzens und sein Leiden auf Erden… Als Hauptübungen der Andacht treten in Messe und Tagzeiten außer der Verehrung und Anbetung des Erlöser-Herzens die Gegenliebe und Nachahmung hervor: Wir sollen seiner Liebe und seiner Liebestaten gedenken, damit auch unsere Herzen mit der Flamme seiner Liebe durchglüht werden, von Sünden rein sollen wir nach seinem Beispiel demütig werden von Herzen und dem Hochmut der Welt entsagen…

So lehrt die Herz-Jesu-Andacht, wie sie von der Kirche dem Priester und dem Volk in ihren Gebeten vorgeführt wird, Christus, den Gottmenschen und Erlöser, unter dem Bild des leiblichen Herzens in seinem tiefsten Inneren psychologisch verstehen und gewissermaßen mit einem Blick erfassen, in seiner göttlichen Liebe und in seinem menschlichen Erbarmen, in seiner göttlichen Macht und Weisheit, wie in der Hoheit seines menschlichen Tugendlebens, in dem Segen seines Beispiels und dem Segen seines Gnadenwirkens.

Man bleibt nicht bei der äußeren Gestalt des Herrn, bei seinen Wundern und bei seinen Worten, nicht bei seinen äußeren Leiden und seiner äußeren Glorie stehen. Der Blick auf das verwundete leibliche Herz lenkt das Auge hin auf den tiefsten Beweggrund, von dem der Welterlöser in all seinem Denken, Wünschen und Verlangen geleitet war, der ihn in seinem Wirken und in seinen Reden, in seinem Leben, Leiden und Sterben allein gelenkt hat, und das ist seine gottmenschliche Liebe gewesen, von den Menschen durch namenlosen Undank verwundet. –
aus: Karl Richstätter SJ, Die Herz-Jesu-Verehrung des deutschen Mittelalters, 1924, S. 19 – S. 23

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