Der Gottmensch Jesus konnte Erlösung bewirken

Das Leben und Leiden und der Tod am Kreuz, das kostbarste Blut Jesu am Kreuz vergossen; Jesus hängt, halb nackt und mit einer Dornenkrone "geschmückt", mit ausgebreiteten Armen am Kreuz, geschunden durch die Marter der Geißelung und der Wunden, und verspottet

Nur der Gottmensch Jesus konnte Erlösung bewirken

Nun aber belehrt uns der Glaube, daß Gott dem Menschen ursprünglich eine übernatürliche Bestimmung in der Anschauung, im Besitz und Genuss Gottes gegeben, wie dies aus der Glaubenslehre über die Wiederherstellung jenes Zustandes erhellt (1.Joh. 3,2), und daß Gott ihm zur Erreichung dieser Bestimmung das Leben übernatürlicher Gerechtigkeit und Heiligkeit mit den erforderlichen übernatürlichen Gnaden zur Betätigung dieses Lebens verliehen (Eph. 4,24); daß der erste Mensch gesündigt (Gen. 3); daß dieser erste Mensch als Prinzip und Stammvater des menschlichen Geschlechts seine Sünde auf seine ganze Nachkommenschaft vererbt (Röm. 5,12), und mit sich das ganze Geschlecht von Gott losgerissen; daß er mit demselben alle Güter der Glorie und der Gnade verloren habe (Eph. 2,3), und zur gerechten Strafe der vielseitigen Knechtschaft der Sünde (Röm. 6,20), des Todes (ebd. 5,12) und des Teufels (Hebr. 2,14 u.15; Joh. 12,31; 8,44; 1. Joh. 3,8; 2. Tim. 2,26; Conc. Trid. Sess. V. Decret. De peccat. orig), auf dessen Anstiften er gesündigt hat, übergeben worden, und der ewigen Verdammnis verfallen sei (Röm. 5,16 u. 18).

Sollte also der Mensch mit Gott wieder versöhnt werden, so musste, vorausgesetzt, daß die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes volle Genugtuung forderte, für das Unrecht und für die Unbild diese Genugtuung forderte, für das Unrecht und für die Unbild diese Genugtuung geleistet, die Gnade und Glorie verdient, und die Erlösung aus der Knechtschaft und Verdammnis bewerkstelligt werden. Das Alles aber war der gefallenen Menschheit und allen möglichen bloßen Geschöpfen durchaus unerschwinglich. Denn der beleidigten göttlichen Majestät konnte nur eine gleiche Majestät für die zugefügte Unbild genugtun; die übernatürlichen Schätze der Gnade und der Glorie konnte nur derjenige verdienen, dessen Werk und dem Wert derselben gleich kamen, oder ihn überstiegen; und aus dieser Knechtschaft und Verdammnis konnte nur der befreien, welcher stärker als diese feindlichen Gewalten, und auch im Stande war, die Ursachen dieser Knechtschaft und Verdammnis zu entfernen und aufzuheben.

Wie nun dieses Alles der Gottmensch Jesus Christus durch sein Leiden und Sterben geleistet hat, erörtert der heilige Thomas, auf die Wahrheiten des Glaubens gestützt, nach den Prinzipien und Folgerungen der Vernunft, nicht um diese großen Geheimnisse und das, was an denselben unerforschlich und unbegreiflich ist, zu erforschen und begreiflich zu machen, sondern um dieselben auch nach dieser Seite hin zu beleuchten, und von denselben unserem Verständnis dasjenige näher zu bringen, was auch der natürlichen Fassungskraft des menschlichen Geistes zugänglich ist, wie auch der heilige Apostel Paulus spricht: „Wir lehren Gottes Weisheit, die geheimnisvolle, die verborgene, welche Gott vom Anbeginn der Welt zu unserer Herrlichkeit bestimmt hat.“ (1. Kor. 2,7) Wie viel man auch darüber lehrt und davon versteht; so bleibt doch unendlich mehr verborgen und geheimnisvoll, was man nicht lehren, nicht verstehen kann. Denn der ganze Christus, nicht bloß an sich, sondern auch in Allem, was von ihm ist, bleibt, wenn auch geoffenbart, gepredigt, geglaubt und geschaut, doch immer das größte, ein unendliches Geheimnis, wie derselbe heilige Apostel sagt: „Offenbar groß ist das Geheimnis der Gottseligkeit, welches geoffenbart ward im Fleisch, gerechtfertigt im Geist, geschaut von den Engeln, gepredigt den Heiden, geglaubt in der Welt, aufgenommen in Herrlichkeit.“ (1. Tim. 3,16) –
aus: Georg Patiss SJ, Das Leiden unsers Herrn Jesu Christi nach der Lehre des heiligen Thomas von Aquin, 1883, S. 9 – S. 11

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