Heiliger Joseph Tröster der Kranken

Der heilige Joseph sitzt auf einem Thron, das Jesuskind steht links und wird vom heiligen Joseph gehalten, in der Hand hält er einen Lilienzweig; vor ihnen knien rechts ein Mann in päpstlicher Kleidung und links ein Priester

Der heilige Joseph Tröster der Kranken

Der heilige Joseph liegt im Sterben; Jesus hält ihn gestützt und Maria auf der anderen Seite hält seine Hand; über ihm schweben zwei Engel

Der Dulder Job hat von Schmerzen der Krankheit gepeinigt ausgerufen: „Der Mensch, vom Weib geboren, wird mit viel Elend erfüllt.“ Unter diesem Elend nehmen die Krankheiten, womit die Menschen seit der ersten Sünde heimgesucht werden, nicht den geringsten Platz ein. –

Viele Menschen schleppen schon mit ihrer Kindheit ein sieches Leben mit sich; viele sind oft Jahre lang ans Krankenbett gebannt; viele sind mit Krankheiten geschlagen, die sie zum Gegenstand des Abscheus ihrer Mitmenschen machen; viele liegen an Krankheiten und Gebrechen darnieder ohne Hoffnung der Heilung. Um aber das Elend voll zu machen, sind oft viele dabei noch so arm, daß sie weder Mittel zur Erleichterung in ihrer jammervollen Lage, noch auch gehörige Pflege finden können. Aber den höchsten Grad des Elends müssen jene fühlen, welche mit ihrer Hände Arbeit eine zahlreiche Familie zu ernähren haben, und nun, auf’s Krankenlager geworden, sehen müssen, wie die arme Mutter, die armen Kinder hilflos der Not preisgegeben sind. –

Soll nun der Christ in solcher Lage kleinmütig werden, soll er verzagen, soll er, wie es so viele tun, klagen, gegen Gottes Anordnung murren, oder gar in Unmut und Zorn fluchen und in Verwünschungen ausbrechen?!! O das sei ferne!!

Bedenke doch, mein Christ, daß Krankheiten Heimsuchungen Gottes sind entweder zur Strafe und Buße oder zur Prüfung. –

Hast du dir die Krankheit durch ein ungeordnetes ausschweifendes Leben zugezogen, so beuge dich unter der Hand Gottes, der dich züchtigt, der deinen Leib mit Schmerzen überhäuft, um deine Seele zu retten; bist du dir keiner Schuld bewußt, so bedenke, daß dir Gott Gelegenheit geben will, dir Verdienste für den Himmel zu erwerben, und dich prüfen will, ob du im Glauben an ihn, im Vertrauen auf ihn, in der Liebe zu ihm dich bewährst. –

Krankheiten sind gar oft der Prüfstein der Tugend. Tobias wurde blind, „er beklagte sich nicht wider Gott, daß die Plage der Blindheit über ihn gekommen, sondern er blieb unbeweglich in der Furcht Gottes und dankte Gott alle Tage seines Lebens“, und der Erzengel Raphael, den Gott zu ihm sandte, sprach zu ihm: “Weil du angenehm warst, musste die Versuchung über die kommen.“ (Tob. 2)

Es ist zwar hart, sehr hart, auf dem Krankenlager oft Tag und Nacht Schmerzen zu dulden, sich und anderen zur Last, oft ohne Hilfe, ohne Trost! Was ist da zu tun? Vor allem, mein Christ, übe dich in der Geduld und Ergebung in Gottes Willen.

Vom heiligen Joseph lesen wir zwar nicht, daß er mit Krankheiten heimgesucht worden wäre, aber er hatte Schmerzen genug zu tragen. –

Die harte Arbeit, die beständigen Sorgen, Armut und Not zehrten an den Kräften seines Leibes. Wer wird wohl die Kümmernisse, die Angst, die Betrübnis schildern können, die er in Bethlehem erduldete, als er für die gebenedeite Gottesmutter keine andere Herberge als einen Stall fand?! Und kannst du begreifen und fühlen seine Furcht und Angst, als er bei Nachtzeit mit Maria, seiner geliebtesten Braut und mit dem Jesuskind, seinem größten Kleinod, flüchten musste in ein fremdes, ihm unbekanntes Land? Mit Mutter und Kind, das Teuerste, was er besaß, durchwandelte er die Wüste, der heiße Sand brannte seine Füße, Mühe und Sorge um Maria und Jesus beugten ihn nieder; wie konnte er beide vor den Strahlen der glühenden Sonne schützen, wo Wasser finden, um den brennenden Durst zu stillen, wo ein Lager bereiten, daß sie ruhen konnten?!! Wer kann die Schmerzen schildern, die in dieser Lage seine Seele und seinen Leib peinigten? Und erst welche Kümmernisse und Leiden werden über ihn gekommen sein, als er im fremden Land sein Brot suchen und verdienen musste! –

Solche Leiden, solche Schmerzen, solche Mühen, Sorgen und Kümmernisse waren mehr als Krankheit! Doch auch die Krankheit blieb ihm nicht erspart. –

Die harte Arbeit, die fortwährende Anstrengung, um den nötigen Unterhalt für seine Gattin und das göttliche Kind zu gewinnen, hatten noch mehr als das Alter seine Kräfte erschöpft, und die beständigen Sorgen seine Kräfte abgespannt, auch er, obwohl sündenrein, musste die Folgen der ersten Sünde fühlen; auch sein sterblicher Leib musste an den allgemeinen Schmerzen der Menschheit Teil nehmen. –

Ein großes Leid für ihn war, daß er, der die Arbeit gewohnt hatte, vor Kraftlosigkeit nicht mehr arbeiten, nicht mehr zum Unterhalt der Familie beitragen konnte. –

Das Alter selbst ist, so sagt man, eine Krankheit, und führt manche schmerzliche Gebrechen mit sich, das musste auch der heilige Joseph fühlen. –

Er hatte zwar die zarteste Pflege von Seite seiner geliebtesten Gattin und des göttlichen Pflegesohnes; Jesus und Maria waren immer bei ihm, trösteten ihn auf’s Beste und schon ihr Anblick goss Trost und Friede ins ein Herz. Aber wehe musste es ihm doch tun, wenn er sah, wie beide sich um ihn bekümmerten, wie viel Mühe sie auf ihn verwendeten, wie sie sogar den süßen Schlaf für ihn opferten. –

Sein größter Schmerz war für ihn aber der Gedanke, von Maria, die er so innig liebte, von Jesus, an dem er mit der glühendsten Liebe hing, der das Leben seines Lebens war, durch den Tod getrennt zu werden! Doch alle seine Schmerzen, alle seine Gebrechen, die immer zunahmen, ertrug er mit unvergleichlicher Geduld, Hochherzigkeit und Ergebung. Keine Klage kam aus seinem Mund; er liebte seine Leiden als teure Geschenke Gottes und je mehr seine Schmerzen sich vergrößerten, desto flammender wurde seine Liebe. Immer war er vollständig mit dem Willen Gottes vereinigt, und diese Vereinigung goss himmlischen Frieden in sein Herz!

O mein Christ! Wenn Krankheiten, Leibesgebrechen dich heimgesucht haben oder noch heimsuchen werden, blicke auf Joseph und bitte ihn, er möge dir Geduld und Ergebung, Stärke und Kraft, Trost und Vertrauen erflehen. –

Er, der heilige Nährvater des Herrn, ging in die schule der Leiden, er weiß, was Schmerzen sind; er wird sich deiner annehmen und dir die Gnade erbitten, daß auch Jesus und Maria mit dir sind. Er wird dich in deiner Kleinmut aufrichten, er wird dir in deiner Verzagtheit Vertrauen einflößen, er wird dir in deiner Hilflosigkeit Trost spenden aus den heiligsten Herzen Jesu und Mariä, in welcher auch er Trost und Ruhe gefunden hat. –

Doch du willst wieder gesund werden. Bei all deiner Ergebenheit in Gottes Willen verläßt dich der Gedanke, das Verlangen nicht, vom lieben Gott wieder die Gesundheit zu erlangen. Nun, so gehe zu Joseph. Ist es Gottes heiliger Wille, wird er auch dir, wie so vielen Tausenden die Gesundheit erflehen. Du hast ja die vielen Beispiele von Gebetserhörungen, Kranker und Leidender gelesen oder gehört, so wende dich denn auch mit unerschütterlichem Vertrauen an ihn. Es fehlt ihm weder an Macht noch am Willen. Nur um das Eine bitte ich dich: Bete mit Ergebung, bete mit Beharrlichkeit, bete mit Glauben und Vertrauen, und sollte dein Gebet nicht Erhörung finden, das wird Joseph dir gewiß erflehen: Trost, Geduld und den Geist der Buße, damit die Krankheit dir zum Heile, zur Rettung deiner unsterblichen Seele gereicht! –
aus: Georg Ott, Josephi-Buch oder: Die Macht der Fürbitte des heiligen Patriarchen Joseph, 1880, S. 293 – S. 295

Tags: Joseph

Verwandte Beiträge

Buch mit Kruzifix
Scholastik und Mystik im Mittelalter
Buch mit Kruzifix
Frage der Prädestination und Eucharistie