Heilige Timotheus und Maura Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

3. Mai

Die heiligen Timotheus und Maura Märtyrer

Während der stolze Kaiser Diokletian zu Nikomedia den gräßlichen Plan ausbrütete, das Christentum und die Anbetung des allein wahren Gottes mit Waffengewalt und Blutströmen vom Erdboden zu vertilgen und für sich selbst als Gott Weihrauchduft und Anbetung zu erzwingen, lebte in Perapium in Ägypten ein junger Christ Timotheus, dessen Demut und Gottesfurcht gar lieblich aufleuchtete, dessen Eifer für die Ehre Jesu Christi Aufsehen erregte. Seiner allgemein geschätzten Frömmigkeit wegen wurde ihm das kirchliche Amt eines Lektors übertragen, d. h. er musste in der Kirche bei dem gemeinsamen Gottesdienst aus den heiligen Schriften, aus den Akten der heiligen Märtyrer, wie auch Briefe der Bischöfe und Kirchenlehrer den Gläubigen vorlesen.

Timotheus war erst seit drei Wochen mit einer christlichen Jungfrau – Maura – verehelicht, als die diokletianische Verordnung über die gänzliche Vertilgung der Christen in allen Provinzen des römischen Reiches öffentlich ausgekündet und mit dem blutigen Vollzug derselben von den Statthaltern begonnen wurde. Unter den ersten Christen, welche der kaiserliche Verwalter Ägyptens – Arianus – vor sein Gericht beschied und aufforderte, feierlich den Glauben an Christus abzuschwören oder den Ungehorsam wider den Kaiser mit qualvollem Tode zu büßen, war der junge Timotheus. Dieser erklärte festen Mutes, daß er niemals Jesus, seinen Gott und Erlöser, verleugnen werde. Arian sprach in gebieterischem Tone: „Bevor ich mit dir weiter verhandle, verlange ich, daß du mir die heiligen Bücher und Schriften, die dir anvertraut sind, sofort übergebest.“ Timotheus gab ihm die schöne Antwort: „Die christlichen Bücher sind meine geliebten Kinder; ich wäre wohl ein Scheusal von einem Menschen, wenn ich meine eigenen Kinder den Mördern in die Hände liefern würde!“

Sehr gereizt durch diese Rede befahl der Tyrann, dem kühnen Sprecher glühende Eisen in die Ohren zu stecken; Timotheus dankte Gott für diese Pein und pries laut seinen heiligen Namen. Arian, dem dieses Lob Gottes in den Ohren weher tat, als dem Märtyrer das glühende Eisen, ließ denselben an eine Säule binden und ihm einen Knebel in den Mund stecken, damit er nicht mehr den verhaßten Gott der Christen lobpreisen könnte. Während der Statthalter auf ein anderes Mittel sann, den mutigen Bekenner zur Nachgiebigkeit zu zwingen, sagte man ihm, daß Timotheus erst seit kurzem mit einer schönen, 17-jährigen Frau, die er herzlich liebe, vermählt sei und vielleicht durch sie zum Opfern bewogen werden könne. Der Statthalter ließ Maura sogleich gefangen sich vorführen, schmeichelte ihr mit großen Verheißungen, wenn sie ihren Mann bewege, daß er wenigstens äußerlich vor dem Volk nach dem Befehl des göttlichen Kaisers opfere; sonst müsse derselbe unter den schmerzlichsten Qualen sein Leben enden.

Das furchtsame Weib zitterte vor Angst und Schrecken: ihr Herz brach zusammen ob des Mitleidens mit ihrem geliebten Gatten, der jetzt schon so jammervoll gequält war; sie versprach, ihr Mögliches zu versuchen. Timotheus wurde los gebunden, vom Knebel befreit und zur Gattin geführt, damit sie allein mit einander sprechen könnten. Maura strengte wirklich die ganze Macht ihrer weiblichen Innigkeit, ihrer Bitten und Tränen an, um den Geliebten zur Nachgiebigkeit zu bewegen und so sein teures Leben zu retten.

Timotheus, tief erschüttert über dieses Ansinnen und Benehmen seiner Frau, die er für wahrhaft fromm gehalten hatte, seufzte: „Ach Maura, bist du eine Christin oder eine Heidin? Kann und darf wohl diejenige so sprechen, welche durch Jesus Christus erlöst und in dem allein seligmachenden Glauben erzogen worden ist? Du solltest vielmehr mich ermutigen, standhaft zu leiden und auf dem Kampfplatz auszuharren bis zum vollständigen Sieg: und jetzt willst du mich zum Meineid und zum Verrat an Christus bereden! Wie, soll ich etwa für eine kurze Bequemlichkeit auf dieser Erde die ewige Glückseligkeit im Himmel verscherzen? Soll ich etwa, um einer schnell vorüber gehenden Marter zu entkommen, mic selbst in die ewigen Flammen der Hölle stürzen?“

Diese in heiliger Liebe gesprochenen Worte segnete Gottes Erbarmen im Herzen der erschütterten Maura; voll Reue über ihre Sünde, bat sie auf den Knien den Gemahl um Verzeihung und um Rat, was sie tun solle, diesen Fehler abzubüßen. Timotheus ermahnte sie liebevoll: „Gehe zum Statthalter und sage ihm, daß du, statt mich zur Verleugnung des heiligen Glaubens zu bereden, selbst bereit seiest, mit mir für denselben alle Leiden zu ertragen.“ Maura zögerte; noch hatte in ihr die Liebe zu Jesus nicht über die Liebe zum Mann gesiegt, noch entschuldigte sie sich: „Ach, ich bin noch gar jung und schwach, ich wage es nicht, dem Tyrannen unter die Augen zu treten und noch viel weniger, die fürchterlichen Martern auszuhalten!“ Timotheus tröstete sie gar innig: „O meine Geliebte, vertraue auf die Macht der göttlichen Gnade; denke an die zarten Jungfrauen Agnes und Cäcilia, deren Geschichte du so gerne gelesen! Waren sie älter und stärker als du? Und doch haben sie freudig ihr Blut für Jesus geopfert. Wie magst du dich fürchten, ein Gleiches zu tun! Oder wird Christus dir seinen Beistand im Kampf versagen? Nur Mut, die Krone winkt, bald sind wir bei Jesus vereint – auf ewig!“ So sprechend kniete er nieder zum Gebet. Während er noch betete, fühlte Maura in ihrem Herzen mächtig aufleben die heilige Liebe, welche alle Furcht verdrängt, und eine mutvolle Bereitwilligkeit, mit ihrem hoffnungsseligen Gemahl für Christus zu sterben. Sogleich begab sie sich zu Arianus, widerrief nicht nur ihr Versprechen, sondern erklärte ihm furchtlos, daß sie auch eine Christin und für ihren Glauben in den Martertod zu gehen bereit sei.

Diese freiwillige Herausforderung der jungen Frau, die vor einer Stunde noch so angstvoll zitterte und weinte, empörte den Statthalter zu solcher Wut, daß er befahl, dieser frechen Sprecherin alle Haare des Hauptes auszureißen, die Finger abzuschneiden, sie zu geißeln und dann in siedendes Wasser zu werfen: doch Gott erhielt sie wunderbar am Leben. Nun ließ er sie in brennendes Pech stellen: aber dieses Feuer vermochte ihr weder einen Seufzer abzunötigen, noch das Leben zu nehmen. Beschämt über seine Ohnmacht, verurteilte er sie und ihren Mann zur Kreuzigung und zwar so, daß Beide am Kreuze hängend, einander zur größeren Qual anschauen sollten. Auf dem Richtplatz hatte Maura noch eine neue Probe zu bestehen. Ihre geliebte Mutter erschien mit Herz brechendem Jammern, Weinen und Bitten, daß doch ihr Kind, ihre Liebe und Freude, eher zum Schein den Göttern opfere, als so grausam sich kreuzigen lasse. Doch Maura küßte die Mutter, entwand sich ihren Armen und bat die Henker, das Urteil zu vollziehen. Beide Gatten hingen, einander zugewendet, am Kreuz, beteten und priesen miteinander Gott, bis der Todesengel sie von allen Schmerzen und Leiden erlöste und zu ewiger Liebe und Freude mit Christus, ihrem Heiland, im Himmel vereinte am 19. Dezember des Jahres 305. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 946 – S. 947

Tags: Heilige

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