Heiligenkalender
5. August
Heiliger Oswald von Northumberland König und Märtyrerr
Der heilige Oswald, König von England, im Jahre 604 geboren, war der Sohn des Königs Ethelfried von Northumberland in England. Die Eltern waren Heiden, und er wurde großenteils von ihnen erzogen. Nachdem sein Vater vom König Redewald von Ostangeln 617 in einer Schlacht überwunden und getötet worden war, musste Oswald mit seinen zwei Brüdern und einigen anderen Edelleuten nach Irland fliehen, wo er im Kloster Jona in der christlichen Religion unterrichtet und getauft wurde. Nach dem Tode des Königs Redewald wurden anfangs seine Brüder, und nach deren gewaltsamem Tod Oswald von dem Adel in England zur königlichen Krone berufen. Seine erste Sorge ging dahin, daß er den Tyrannen Ceadwella, König der Waleser, welcher ein Feind der Christen war und im ganzen Land grausam waltete, aus dem Reich zu vertreiben und die christliche Religion in dasselbe einzuführen suchte. Dem Tyrannen stand ein ungemein großes Kriegsheer zu Gebote, welches er das unüberwindliche Heer nannte. Oswald nahm seine Zuflucht zu Gott, versammelte seine Soldaten und zog mit ihnen, obwohl sie an Zahl weit geringer als die Feinde waren, dem Tyrannen entgegen. Vor der Schlacht ließ er ein Kreuz aufrichten, zu zeigen, daß er sein Vertrauen auf Den setze, der am Kreuz für uns gestorben, und für dessen Ehre er stritt. Die Schlacht wurde geliefert und endigte mit einem vollkommenen Sieg über jenen Tyrannen, welcher in der Schlacht sein Leben verlor 633.
Oswald kehrte siegreich zurück, dankte Gott dem Herrn und wendete alle möglichen Mittel an, alle seine Untertanen zur Erkenntnis der christlichen Wahrheit zu bringen. Dazu war ihm Aidan, ein Mönch von Jona, besonders behilflich, der zum Bischof von Lindisfarne geweiht worden war. Dieser wahrhaft heilige Bischof predigte nebst einigen Priestern mit apostolischem Eifer die Lehre Jesu; und weil Gott der Herr mit vielen Wundern dieselbe bestätigte, so nahm die Zahl der Christen in kurzer Zeit so sehr zu, daß der König noch mehrere Geistliche berufen musste. Für sie und ihre Gemeinden erbaute er an verschiedenen Orten Klöster und Kirchen und stattete sie mit reichlichen Einkünften aus. Vorzüglich wirkte Oswald durch sein Beispiel in der getreuen Befolgung der Lehre Jesu heilsam auf seine Untertanen. Er wohnte immer mit Andacht dem öffentlichen Gottesdienst bei und widmete täglich bei seinen vielen Geschäften einige Stunden dem Gebet und der Lesung in geistlichen Büchern. Oswalds Regierung war gerecht und mild; er wurde allgemein geleibt. Im neunten Jahr seiner Regierung überzog Penda, König der Mercier, ein Feind der Christen, das Königreich des hl. Oswald mit Krieg. Der hl. König säumte sich, zum Schutz der hl. Religion ihm mit seinem Kriegsheer entgegen zu gehen, wie anfangs dem Tyrannen Ceadwella. Der Ausgang war aber sehr ungleich. Der in seinen urteilen unerforschliche, dennoch gerechte Gott ließ zu, daß der heilige Oswald in dem Treffen zu Maserfield überwunden und getötet wurde. Also endigte der für die Ehre Gottes und der heiligen Religion beständig eifernde heilige König Oswald sein Leben und gelangte, indem er zur Beschützung des Glaubens sein Leben opferte, nach Ablegung der irdischen zu der glorreichen Krone der Märtyrer in den Himmel im Jahre 642 den 5. August. Als er sterbend zu Boden sank, rief er aus: „Herr, erbarme dich der Seelen meiner Brüder!“
Außer dem unermüdlichen Eifer in der Einführung und Ausbreitung des wahren Glaubens bewunderte man an diesem hl. König die mehr als väterliche Liebe und Freigebigkeit gegen die Armen und Notleidenden, zu deren Trost er alles, was er nur konnte, mit Freuden verwendete. Täglich speiste er viele derselben bei Hof. Er hatte einen besonderen Bedienten, den er zur Besorgung der Armen bestimmte. Dieser kam einst am heiligen Ostertag, als der König in Gesellschaft des hl. Bischofs Aidan schon zu Tische saß, und berichtete, daß einige Arme in dem Vorhof seien, welche um Almosen bäten. Der fromme König nahm (…) eine silberne, auf der Tafel stehende, mit Speisen gefüllte Schüssel und gab sie dem Bedienten mit dem Befehl, nicht nur die Speisen, sondern auch die Schüssel selbst den Armen zu geben. Der heilige Bischof zeigte eine große Freude, ergriff die so mildreiche Hand des heiligen Königs und sprach: „Möge diese Hand nie verwesen!“ Dieser Wunsch wurde in der Tat erfüllt. Denn als Penda den heiligen König überwunden hatte, ließ er ihm sein Haupt samt dem rechten Arm abschlagen und an dem Ort der gelieferten Schlacht an einen Pfahl aufstecken. Aber sowohl das Haupt als der Arm blieben unverwest. Oswin, Oswalds Nachfolger im Reich, ließ dessen Haupt und Gebeine in die Kirche von Lincolnshire mit großer Feierlichkeit überbringen, wo in der Folge viele Wunder an Kranken und Bresthaften geschahen. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 614 – S.616