Heilige Pomposa von Cordoba Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

19. September

Die heilige Pomposa von Cordoba

(Aufsuchen des Märtyrertodes)

Zu den Heiligen, deren Tag vorgestern gefeiert wurde, gehört auch die hl. Kolumba. Elisabeth, die Schwester derselben, war mit einem Mann, Namens Jeremias, verheiratet, der später als Märtyrer starb. Bei diesem heiligen Ehepaar faßte Kolumba eine solche Liebe zur Gottseligekit, daß sie sich von ihrer Mutter durchaus nicht bewegen ließ, in den Ehestand zu treten. Sie ließ sich in das Kloster von Trabane aufnehmen, wo sie ein höchst tugendvolles Leben führte, musste aber später mit den übrigen Klosterfrauen nach Cordoba sich flüchten, weil sie dort vor den mohammedanischen Sarazenen, welche damals Spanien erobert hatten, nicht sicher waren. Allein Kolumba hatte keine Ruhe, sie fühlte sich innerlich durch eine Offenbarung getrieben, für das Bekenntnis Christi den Tod zu leiden. Ohne daß die Jemanden etwas sagte, verließ sie eines Tages das Haus, stellte sich vor der sarazenischen Obrigkeit, legte ihr die Wahrheit der christlichen Religion dar und forderte sie auf, auch diesen Glauben anzunehmen. Die Sarazenen waren erstaunt über den Mut dieser Christen-Jungfrau und versuchten umgekehrt sie durch Versprechungen und Drohungen zum Abfall zu bringen. Nachdem alle Zureden sich als vergeblich erwiesen, wurde Kolumba mit dem Schwert hingerichtet.

Zu eben dieser Zeit lebte eine Jungfrau, Namens Pomposa, bei Cordoba in einem Kloster, welches ihre Eltern und Verwandten errichtet hatten. Obschon sie die jüngste von allen im Kloster war, übertraf sie alle durch ihre vollendete Unschuld, Reinheit und Heiligkeit. Ihre liebste Arbeit war, Tag und Nacht mit Lesen und Betrachten der hl. Schrift zuzubringen. Wenn eine Beleidigung oder ein Unrecht ihr widerfuhr, so trug sie Alles mit herzlicher Demut und Geduld. Ihrem Klostergelübde kam sie aber nach mit häufigem Wachen, Fasten und Beten. Während nun diese heilige Jungfrau in großer Treue Gott diente, erfuhr sie den Märtyrertod der hl. Kolumba. Die Erzählung davon bewirkte im Herzen von Pomposa freudige Aufregung, und entzündete das heiße Verlangen, auch für Christus sterben zu dürfen. Ohne Jemanden etwas zu sagen, überlegte sie umständlich, wie sie solches erreichen könnte. Sie soll nämlich schon früher darnach getrachtet haben, das Märtyrertum aufzusuchen, aber von den Ihrigen immer sorgfältig bewacht worden sein, so daß sie keine Gelegenheit fand, die Christenverfolger aufzusuchen.

Durch eine offenbarte Fügung Gottes aber war gerade die Nacht darauf, nachdem Pomposa den Märtyrertod der hl. Kolumba erfahren hatte, nämlich vom 18. auf den 19. September, der Schlüssel im Klostertor stecken geblieben. Als die Metten vollendet waren, geht Pomposa in aller Stille zur Pforte, schließt sie auf und macht nun in finsterer Nacht den Weg nach Cordoba; man hatte aber vom Kloster ungefähr vier bis fünf Stunden zu gehen bis zur Stadt. Sie kam mit Anbruch des Tages daselbst an und stellte sich ohne alle Zögerung in den sarazenischen Gerichtshof.

Hier legte Pomposa die Gründe dar, weshalb man an Christus glauben müsse, und zeigte, daß Mohamed ein falscher Prophet und Lügner gewesen sei. Darauf wurde sie sogleich zum Tod durch das Schwert verurteilt, vor den Gerichtspalast hinaus geführt und hingerichtet. Ihr Leib wurde hernach in den Fluß geworfen, von einigen Kaufleuten aber heraus gezogen und beerdigt. Zwanzig Tage später gelang es einigen Mönchen mit der Hilfe Gottes den Leichnam wieder auszugraben. Sie brachten denselben in die Kirche der hl. Eulalia und beerdigten ihn daselbst neben der hl. Kolumba. Auf diese Weise kamen die beiden Märtyrer-Jungfrauen, welche im Leben einander ganz gleich waren, auch im Tode wieder zusammen.

In ähnlicher Weise starben auch am 16. September zwei Männer; der eine hieß Rogellius, der andere Servio-Deo. Diese hatten durch ein Gelübde sich verbunden mit einander nicht vom Kampf abzulassen, bis sie beide die Märtyrer-Krone gewonnen hätten. Indem sie sich aufmunterten, traten sie unerschrocken in eine Moschee, wo die Mohammedaner gerade ihre Gebete hielten, mischten sich unter die Volksmenge und predigten Christus gleichsam in der Burg des Heidentums und widerlegten die Lügen des falschen Propheten. Hiermit hatten die beiden Christen ihr Leben verwirkt, da es schon unter Todesstrafe den Christen verboten war, in eine Moschee hinein zu gehen. Die Sarazenen stürzten und schlugen auf sie los und wollten sie lebendig zerreissen, wenn nicht ein Richter sie der Wut des Volkes entrissen hätte. Sie wurden dann verurteilt, daß ihnen zuerst Hände und Füße und hernach der Kopf abgehauen werde; beide trugen dieses Märtyrertum mit Freude und Dank gegen Gott.

Hier stellt sich nun die Frage: ist es erlaubt auf diese Weise, wie Pomposa und die drei Anderen, das Märtyrertum gleichsam mit Gewalt aufzusuchen; und wenn es nicht erlaubt ist, darf man solche als Märtyrer verehren? –

Antwort: An sich ist es keinem Menschen erlaubt, absichtlich den Tod aufzusuchen, wo man ohne alle Versündigung sein Leben erhalten kann. Allein ganz anders verhält sich die Sache, wenn Gott einen Menschen ausdrücklich dazu beruft. Woran kann man aber eine solche außerordentliche Berufung erkennen? Gewöhnlich gibt man als Merkmale Folgendes an: Wenn Jemand innerlich sich fortwährend zum Märtyrertod getrieben gefühlt, bisher ein heiliges Leben geführt hat und dann den Märtyrertod mit großer Standhaftigkeit, selbst Fröhlichkeit aushält: so muss man annehmen, daß er den Entschluss dazu auf Eingebung Gottes gefaßt hat. Wer aber aus Unbesonnenheit, Eigensinn, Einbildung oder geistlichem Stolz das Märtyrertum aufsucht, der fühlt sich dann, wenn es dazu kommt, oft von allem Mut und Standhaftigkeit verlassen und gerät oft in Abfall. Die hl. Pomposa und ihre Genossen haben aber alle Zeichen wahrer von Gott gesegneter Märtyrer. Warum aber Gott diese Christen angetrieben selbst den Opfertod aufzusuchen, das läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit aus den damaligen Umständen erraten.

Die Herrschaft der Sarazenen hatte die Christen so eingeschüchtert, daß manche sogar aus Furcht dem Christentum entsagten. Der hl. Eulogius schreibt von jener Zeit: „Bei diesem Elend der Kirche war der Sarazenenfürst voll Übermut und rühmte sich, er wolle den Christen noch größeren Verdruss und Ärgernis bereiten, und wenn er länger regiere, allenthalben die christliche Kirche erniedrigen. Wo ist, höhnte er, die viel gerühmte Standhaftigkeit eurer Märtyrer? Wo ist der Mut und die Kraft eurer Glaubenshelden hingekommen? Wohin hat sich eure Kühnheit versteckt? Warum kommt ihr nicht unsern Propheten Mohamed zu bekämpfen? Sie sollen kommen, die Gotterleuchteten, und streiten für die Wahrheit.“ Bei diesem Spott und Hohn der Ungläubigen war es für die Kirche ruhmvoll und vorteilhaft, daß einige heilige Personen, insbesondere Jungfrauen, von Gott zum freiwilligen Märtyrertum erweckt wurden. Durch diese Heldentat von Seite schwacher Mädchen wurden die furchtsamen Christen im Glauben bestärkt, der Mund der Lästerer gestopft, und die Sarazenen mussten erkennen, daß sie umsonst sich rühmten, die Religion und den ehemaligen Todesmut der Christen überwunden zu haben, da sogar wehrlose Jungfrauen dafür ihr Blut zu vergießen trachteten. –
Überhaupt, das Heilige tun, darf nicht mit dem Maßstab des gewöhnlichen Alltagslebens gemessen werden. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 3 Juli bis September, 1872, S. 463 – S. 466

Tags: Heilige

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