Heilige Lucia Jungfrau und Märtyrerin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

13. Dezember

Die heilige Lucia Jungfrau und Märtyrerin

Der glorreiche Name dieser Jungfrau glänzt im Kanon der heiligen Messe neben dem der heiligen Agatha, Agnes und Cäcilia, und die Kirche feiert ihr Andenken kurz vor dem heiligen Weihnachtsfest, wohl zur Mahnung, daß ihre Kinder zur Krippe des süßen Jesus außer dem Glauben, der Ihn als den höchsten Herrn anbetet, auch die Reinheit des Herzens mitbringen sollen, da ohne dieselbe sich Niemand Gott nähern darf. Lucia gehört auch zu dem glänzenden Dreigestirn des christlichen Siziliens; sie strahl in Syrakus, wie Agatha in Catana und Rosalia in Palermo.

Lucia war das einzige Kind der adeligen und reichen christlichen Witwe Eutychia in Syrakus und erhielt von derselben eine treffliche, fromme Erziehung; sie wuchs auf in so strenger Sittsamkeit und so inniger Gottesliebe, daß sie im Stillen, ohne Wissen der Mutter, die immerwährende Jungfräulichkeit und den Verzicht auf alle, selbst die erlaubten Freuden und Genüsse des Lebens gelobte. Ein heidnischer Jüngling, ausgezeichnet durch Geburt und Talent, warb um ihre Liebe. Die vorsorgende Mutter empfing ihn freundlich; Lucia wagte es nicht, diese unliebsamen Huldigungen offen zurück zu weisen, vermied es aber sorgsam, ihm auch nur einen Schein von Gunst zu geben, und legte sich um so vertrauensvoller in die Hand Gottes.

Inzwischen wurde Eutychia von einem körperlichen Leiden befallen, gegen das die Ärzte vier Jahre lang ihre Künste umsonst versuchten. Als einmal beim Gottesdienst das Evangelium von der Heilung des blutflüssigen Weibes vorgelesen wurde, sagte hernach Lucia voll Zuversicht: „Liebe Mutter, sei getrost; wenn das Gewand unseres Herrn Kranke heilen konnte, wie sollten es seine Heiligen, die Leib und Blut für ihn gegeben, die Er wie seine Freunde und Brüder liebt, nicht vermögen? Laß uns wallfahrten nach Catana zum Grabe der heiligen Agatha, wo schon so Viele körperliches und geistiges Heil gefunden: ich hoffe fest, Gott werde dir die Gesundheit geben.“

Beide knieten lange am Grabe der Heiligen und flehten um ihre Fürbitte, bis Lucia erschöpft einschlief. Im Traum sah sie die heiligen Agatha, von Engeln umgeben, welche zu ihr sagte: „Meine Schwester Lucia, warum verlangst du von mir, was du selbst sogleich deiner Mutter gewähren kannst? Dein Glaube hat ihr geholfen, sie ist jetzt geheilt. Durch dich wird die Stadt Syrakus verherrlicht werden, weil du durch deine Jungfräulichkeit Christo eine angenehme Wohnung bereitet hast.“ Nun erwachte Lucia und sprach zitternd vor Freude: „Mutter, Mutter, du bist geheilt! Jetzt aber bitte ich dich, daß du mir nichts mehr von meinem irdischen Bräutigam sagst, sondern die Mitgift, die du mir für einen Menschen geben wolltest, mir nun für meinen himmlischen Bräutigam Jesus gebest.“ Die Mutter erwiderte: „Dein väterliches Erbteil lege ich sofort in deine Hand, du magst es nach Belieben verwenden; mein Vermögen behalte ich, so lange ich noch lebe; hast du mir die Augen geschlossen, dann ist es dein eigen.“ „Aber Mutter“, wendete die Tochter ein, „wenn man Gott nur das gibt, was man doch im Tode nicht mitnehmen und ferner benützen kann, so ist es Ihm nicht so angenehm, als wenn man Ihm von dem gibt, was man selbst noch benützen könnte. Gib also bei deinen Lebzeiten Christo von dem, was du besitzest, und fange an, Ihm auch von dem zu geben, was du mir zu hinterlassen gedenkst.“

Eutychia erlaubte ihr nun, jungfräulich zu bleiben und reichliche Almosen zu spenden. Sie tat es mit Freuden, verkaufte Güter, kostbare Geräte und Schmucksachen, und brachte den Erlös in die Hütten der Armen und in die Hände der Witwen. Als ihr Liebhaber, der ihr Vermögen schon als sein Eigentum betrachtete, von dieser Verschwendung hörte, wendete er sich an Lucia`s Dienerin um Auskunft. Diese beruhigte ihn, daß ihre Herrin aus der tot liegenden Habe einen großen, reiche Zinsen tragenden Besitz zu erwerben beabsichtige.

Doch diese fromme Täuschung dauerte nicht lange; bald sah er mit Entsetzen, daß Lucia schon das meiste Vermögen verschenkt hatte und – ihn nicht heiraten werde. Voll Ingrimm klagte er bei dem Statthalter Paschasius Lucia an als Christin und Verschwenderin. Paschasius stellte die angeklagte zur Rede und befahl ihr, den Göttern zu opfern. Sie erwiderte: „Ein Gott wohlgefälliges Opfer ist es, Witwen und Waisen in ihrer Trübsal beizustehen; dieses Opfer habe ich drei Jahre lang gebracht; jetzt habe ich nichts mehr zu opfern, als mich selbst; möge Gott dieses Opfer annehmen!“ Paschasius: „Schwatze solches deinen Christen vor, nicht mir: mit deinem Buhlen hast du dein Vermögen vergeudet!“ Lucia erwiderte mit würdevollem Ernst: „Meine Schätze habe ich gut angewendet, vor Befleckung hat mich mein Gott bewahrt.“ Paschasius: „Ha, dein Mund wird wohl verstummen, wenn die Schläge kommen.“ Lucia: „Ich redete nur, was der heilige Geist mir eingegeben.“ Paschasius: „Also spricht der heilige Geist aus dir?“ Lucia: „Ja, die Keuschen und Reinen sind Tempel Gottes und haben Gottes Geist in sich.“ Paschasius: „Ich lasse dich in ein Haus der Unzucht führen, dort wird der heilige Geist wohl von dir weichen.“ Lucia: „Der Körper wird nie entehrt, wenn der Geist nicht einwilligt; jede mir wider meinen Willen angetane Gewalt verdoppelt nur das Verdienst meiner Keuschheit.“

Paschasius befahl, daß seine schreckliche Drohung zur Tatsache werde. Als man aber Lucia abführen wollte, konnte keine Gewalt der Menschen noch der Tiere sie vom Platz bewegen. Die Zuschauer fingen an, den ratlosen Paschasius auszulachen. Vor Zorn glühend ließ er Feuer um die heilige Jungfrau her anzünden und dasselbe mit Pech, Harz und Öl verstärken. Lucia blieb in den qualmenden Flammen unversehrt und rief: „Ich habe meinen Herrn Jesus gebeten, daß dieses Feuer mir nicht schade, um den Gläubigen die Furcht vor dem Leiden, den Ungläubigen den Mut zur Lästerung zu nehmen.“ Nun erbarmten sich einige über den ohnmächtigen Statthalter und stießen der Heiligen das Schwert durch den Hals; sie aber betete noch fort, verkündigte den baldigen Frieden der heiligen Kirche, der ihr wirklich nach wenigen Jahren gegeben wurde, und hauchte ihre schöne Seele zum Himmel am 13. Dezember 304. Von Paschasius wird erzählt, daß er beim Kaiser wegen Schlechtigkeiten und Erpressungen angeklagt, gerade in dem Augenblick, da die heiligen Lucia mit dem Schwert durchbohrt wurde, auf dem Richtplatz gefesselt, nach Rom abgeführt und zum Tode verurteilt worden sei. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 930 – S. 932

Tags: Heilige

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