Heiligenkalender
26. Januar
Die heilige Bathildis, Königin und Nonne
Bathildis wurde wegen ihrer körperlichen und geistigen Vorzüge von Chlodwig II., König von Frankreich, zur Gemahlin erwählt und von Gott mit drei Prinzen gesegnet. Während der Ehe führte sie schon ein heiliges Leben, stiftete viele Klöster und Gotteshäuser, war sehr freigebig gegen die Armen, demütig in ihrem Tun und Lassen, und bewog auch den König zu einem frommen Leben. Nach dessen Tod ging ihr einziges Verlangen nach der Einsamkeit in einem Kloster, um hier die übrigen ihres Leben Gott allein widmen zu können.
Im Kloster wurde sie Vorbild für alle, in den verschiedenen Tugenden, besonders in der Geduld. Gott schickte ihr eine schmerzhafte Kolik, woran sie oft und viel zu leiden hatte. Man sah sie aber niemals betrübt oder verzagt, auch nicht bei den größten Schmerzen; ja man hörte sie öfter zu Gott rufen: „Ich danke dir, o mein Heiland, daß du mir, deinem unwürdigsten Geschöpf, etwas zu leiden geschickt hast.“
Nachdem sie einige Jahre mir größter Heiligkeit in dem Kloster zugebracht, offenbarte ihr Gott der Herr im Schlaf den heran nahenden Tod. Sie sah eine Leiter vor dem Altar der göttlichen Mutter, welche bis in den Himmel hinauf reichte. Die Engel stiegen auf derselben herab, nahmen die Seele der heiligen Bathildis mit sich und begleiteten sie bis in den Himmel. Dieses Traumgesicht nahm sie an als ein Ziechen ihres bevorstehenden seligen Hinscheidens, welches auch bald erfolgte, 670, den 26. Januar, welcher auch ihr Verehrungstag ist.
Beherzigung.
Die heilige Bathildis erhält im Schlaf ein trostreiches Anzeichen ihrer herannahenden Seligkeit. Sie hatte Ursache, solche zu hoffen, ebenso die heilige Paula, weil sich beide in allen Tugenden übten, die man als Zeichen künftiger Seligkeit nach den Zeugnissen der heiligen Schrift und Kirchenväter ansehen kann. Anzeichen hingegen der zu befürchtenden Verdammnis sind:
1. Wenn man keinen Abscheu vor der schweren Sünde hat, sondern solche leichtsinniger Weise, ohne Furcht und Scham begeht, und sich gar nichts oder nicht viel daraus macht.
2. Wenn man lange in schweren Sünden verharrt und die ernstliche, reuevolle Lebensbesserung vor Tag zu Tag verschiebt.
3. Wenn man mit bloßer Beichte der Sünden zufrieden ist, leichten Sinnes wieder in seine vorigen schweren Sünden fällt und sogar eine Gewohnheit daraus macht. Ebenso, wenn man freiwillig in die nächste Gelegenheit zur Sünde sich begibt, oder nach verrichteter Beichte darin verharrt.
4. Wenn man in Kreuz und Leiden oder Verfolgungen ungeduldig wider Gott murrt und klagt, wider seine Verfolger Hass und Feindschaft trägt, sich an ihnen rächen will oder ihnen alles Unheil wünscht.
5. wenn man sich gegen die Armen unbarmherzig zeigt.
6. wenn man träge ist in Anhörung des Wortes Gottes.
Bedenke, lieber Christ:
Alles ist zu ertragen, nur die Hölle nicht!
aus: Wilhelm Auer OFMCap, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes für alle Tage des Jahres, 1904, S. 58