Heiligenkalender
5. Februar
Die heilige Adelheid Äbtissin zu Villich
Die heilige Adelheid, Jungfrau und Äbtissin zu Villich bei Bonn am Rhein, war die Tochter des frommen Grafen Megingoz und der Gerberta, Tochter des Herzogs von Gottfried. Als die Eltern nach dem Tode ihres einzigen Sohnes eine prachtvolle Kirche samt einem Kloster zu Villich erbauten und reichlich begabten, beriefen sie Adelheid in dasselbe. Bald sammelten sich andere heilsbegierige Jungfrauen, erwählten Adelheid zur Äbtissin und wurden von ihr nach der Regel des heiligen Benedikt ebenso weise als milde durch Wort und Beispiel geleitet. Sowohl im Gebet, Fasten und in anderen gottseligen Übungen, als in den christlichen Tugenden diente sie allen zum Muster und Vorbild.
Sie war den Ihrigen mehr eine Mutter, als eine Vorgesetzte; darum liebten sie alle und gehorchten ihr mit Freuden; denn sie wußten, wie sehr sie für ihr zeitliches Wohl und ihr Seelenheil besorgt sei. Diese Liebe und Sorgfalt erstreckte sich auch auf jene, die außer dem Kloster waren, nämlich auf die Armen und Kranken. 15 Armen ließ sie täglich aus dem Kloster die Nahrung reichen. Zum unterhalt von ebenso vielen Notleidenden bestimmte sie ein besonderes Landgut, welches ihr durch Erbschaft zugefallen war; denn auch nach ihrem Hinscheiden sollte ihre Liebe gegen den Nächsten fortdauern. Alle Kranken im Kloster oder in den dazu gehörigen Wohnungen besuchte sie täglich öfter, reichte ihnen selbst Speise und Arznei, reinigte die Zimmer und tat alles, was man nur von einer liebevollen Mutter erwarten kann. Aber ihre größte Sorge war unter solchen Umständen: durch geistliche Gespräche die Kranken zur Geduld und Ergebung in den göttlichen Willen aufzumuntern..
Nachdem sie viele Jahre in aller Frömmigkeit zugebracht hatte, schickte ihr Gott sehr heftige Halsschmerzen. Sobald sie die Gefahr erkannte, verlangte sie, mit den heiligen Sakramenten versehen zu werden. Sie empfing dieselben mit innigster Andacht und starb voll Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes im Jahre 1015.
Beherzigung
Die heilige Äbtissin Adelheid bezeigte gegen die Kranken eine besondere Liebe und suchte dieselben durch geistliche Gespräche zur Geduld und Ergebung in den göttlichen Willen aufzumuntern. Hast du Gelegenheit, den Kranken beizuspringen, so unterlasse es nicht. „Laß dich nicht verdrießen, die Kranken zu besuchen“, ermahnt der heilige Geist; „denn das wird dir Liebe gewinnen.“ (Eccle. 7, 39) Sehr lobenswürdig handeln jene, welche, wenn sie einen Kranken besuchen, ihm aus einem geistlichen Buch, aus der Legende etwas vorlesen, oder einige andächtige Gebete und Tugend-Anmutungen vorbeten, wenn auch der Kranke solche nicht nachbeten, sondern nur anhören kann. Ungebührlich ist es hingegen, wenn man bei Kranken allerlei Neuigkeiten erzählen oder von allerlei eitlen Sachen reden will. Man rede von geistlichen Dingen, von dem Leiden Christi und der Heiligen, von dem Himmel, von der Barmherzigkeit Gottes, von der Geduld und der Ergebung in den göttlichen Willen. Man quäle aber die Kranken nicht mit zu langem Vorlesen! –
Um aber nicht unnötige Skrupel zu verursachen, sei hier bemerkt: Es ist nicht sündhaft, zur Abwechslung und je nach dem Befinden den Kranken auch etwas Erheiterndes zu sagen oder vorzulesen, wenn nur nichts Unanständiges dabei ist. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 130 – S. 132