Die Schöpfung aus nichts
(Gen. 1, 1-2)
„Im Anfang erschuf Gott den Himmel und die Erde.“ – Im Anfang, d. i. als außer dem ewigen Gott noch nichts war, und mit der Welt die Zeit erst begann. (1) Schuf, d. i. brachte aus nichts hervor (2), was nur dem allmächtigen Gott zukommt, während die Menschen und Engel nur zu bilden und zu gestalten vermögen, d. h. dem von Gott aus nichts erschaffenen Stoffe nur diese oder jene Form geben können. So erklärt das Wort die Heilige Schrift selbst, z. B. in der Mahnung der makkabäischen Mutter an ihren jüngsten Sohn: „Ich bitte dich, mein Sohn, aufzuschauen, und Himmel und Erde und alles, was in ihnen ist, zu betrachten und zu erkennen, daß Gott dies alles und das menschliche Geschlecht aus nichts gemacht hat.“ (3) Gott, nur ein göttliches Wesen (4), nicht etwa zwei oder viele Götter, wie die Heiden in ihrer Verwirrung annahmen, oder gar ein ewig böses Wesen, wie einige heidnische Religionssysteme und selbst einige mehr heidnische als christliche Irrlehrer wollten. Den Himmel und die Erde, d. i. die ganze Welt samt allem, was dazu gehört, wie verschiedene Stellen des AT sagen (5) und wie der hl. Paulus (6) erklärt: „Alles, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare“; und, wie die Kirche (7) beifügt: „die körperlichen und die geistigen Wesen“.
In großartiger und wahrhaft göttlicher Majestät beginnt die Heilige Schrift mit der für den Menschen wichtigsten Wahrheit, die ih gleich von vornherein über Zweck, Stellung und Ziel seines Daseins vollkommen orientiert: Die ganze Welt ist das Werk des ewigen, unerschaffenen Gottes. Gott ist vor allem und über allem; alles ist durch ihn und für ihn.
Nicht dem blinden Zufall verdankt die Welt ihr Dasein, wie heidnische Weltweise in alter, und Feinde der Offenbarung in neuerer Zeit wähnten. Würde der doch für wahnsinnig gehalten, der im Ernst behaupten wollte, eine Uhr, ein herrlicher Bau, ein großartiges Kunstwerk, ein geistvolles Buch etc. sei durch Zufall und von selbst entstanden; und diese große, herrliche Welt, dieses ungeheure Reich der Gestirne, diese zahllosen Geschöpfe – und das alles aufeinander berechnet und angewiesen in alles umfassender Einheit eines großen Gedankens und liebreichen Planes, und in wundervoller Harmonie geordnet – sollte sich von selbst gemacht haben, ein Werk des blinden Zufalls sein? (8)
Andere suchten das Dasein der Welt mit allem, was in ihr ist und geschieht, aus einem dunklen Schicksal herzuleiten, was schon von vornherein der gesunden Vernunft zuwider ist. Denn ein Schicksal kann es nicht geben ohne einen, der es schickt, wie es überhaupt keine Handlung geben kann ohne einen Handelnden. Wieder andere erklären die Welt als eine Selbstentfaltung Gottes, was im Grunde ein vollendeter Unsinn ist. Wie nämlich die Raupe sich zu einem Schmetterling entfaltet, so soll sich Gott im Entstehen und in der Entwicklung dieser Welt aus unergründlichem Urzustand zu dieser herrlichen Welt entfaltet haben. Gott und Welt wäre hiernach eins (9); Gott wäre eben die noch unentfaltete Welt, und statt eine Lösung zu finden, kämen wir immer nur auf die alte Frage zurück: „Woher ist diese Welt selbst?“
Allein befriedigend und zugleich erhaben über alle Erfindungen menschlicher Weisheit ist nur die Antwort, welche die erste Zeile der Heiligen Schrift enthält: Die Welt ist nicht ewig; sie ist vielmehr endlich und kann ihr Dasein und ihre ganze wundervolle Ordnung, sowie ihre Erhaltung und Regierung nur einem unendlich über sie erhabenen, unendlich vernünftigen, weisen und mächtigen geistigen Wesen verdanken, das, selbst keiner Veränderung unterworfen (10), die Gesetze bestimmt, nach denen alles in der ganzen Ordnung der Natur sich vollzieht. – Wie ein himmlisches Licht leuchtet diese Wahrheit dem armen Sterblichen in sein irdisches Dasein. Er braucht nicht im Dunkeln zu tappen, nicht stumpfsinnig oder traurig sein Los unheimlichen, unergründlichen Mächten oder dem blinden Zufall und finstern Schicksal zu überlassen. Über ihm und der Welt und allen Wesen waltet und wirkt der allmächtige, allweise und allgütige Schöpfer und Lenker des Weltalls, der „das Große wie das Kleine gemacht hat und gleichmäßig sorgt für alle seine Geschöpfe“. (11) Im erhebenden Bewusstsein dieser Wahrheit beteuert Abraham inmitten einer bereits heidnisch gewordenen Welt: „Ich erhebe meine Hand zum Herrn, zu Gott dem Höchsten, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (12) Und in Sturm und Todesnot entgegnet Jonas auf die Frage der heidnischen Schiffer nach seinem Stand und Vaterland mit heiligem Stolze: „Ein Hebräer bin ich; den Herrn, den Gott des Himmels verehre ich, der Meer und Land erschaffen hat.“ (13) Auf diesen allmächtigen Gott allein setzt der Psalmist und mit ihm die Kirche Gottes ihr ganzes Vertrauen: „Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.“ (14)
„Die Erde aber war wüst und leer (15), und Finsternis war über dem Abgrund.“ (16) Die Schöpfung befand sich nicht gleich anfangs im Zustande der Vollendung, besaß noch nicht die Ordnung, Schönheit und Zierde, in der wir sie sehen. Sie bildete ein „Chaos“. Die Ausdrücke sind aber mehr negativ als positiv zu fassen, so daß wir, wie der hl. Augustinus (17) bemerkt, mit den Worten „Abgrund“, „Finsternis“, „Wasser“ nicht ohne weiteres die uns geläufigen Vorstellungen verbinden dürfen. Es sind Bezeichnungen des noch ungestalteten Stoffes (vgl. Weish. 11, 9), und zwar sind mehrere Worte für dieselbe Sache gewählt, damit man nicht mit einer Bezeichnung den Begriff, die Vorstellung verbinde, welche die Menschen jetzt damit zu verbinden pflegen. – Das Chaos kennen auch die heidnischen Kosmogonien (Weltbildungs-Sagen), nicht aber den bedeutungsvollen Zug, den die Heilige Schrift beifügt:
„Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“ – Der Geist Gottes (18), d. h. gleichsam der personifizierte Schöpferwille Gottes, der als schaffende, gestaltende, belebende Kraft alles beherrscht und durchdringt, also Gott selbst, dessen „Wort“ und „Hauch“ auch sonst alle Schöpfung und alles Leben zugeschrieben wird. So heißt es: „Durch das Wort Gottes ist der Himmel gegründet, und durch den Hauch seines Mundes all seine Zier.“ „Du sendest aus deinen Geist, und sie (die Dinge) werden geschaffen, und du erneuerst das Angesicht der Erde.“ (19) Er schwebte (20) über dem Gewässer, nicht etwa wie ein Körper an einem bestimmten Orte ist, sondern er waltete dort mit seinem allmächtigen Schöpferwillen (21), er ist die Kraft, der alles Leben entstammt.
Der Ausdruck „Geist Gottes“ wird von den heiligen Vätern und in der Liturgie (Taufwasser-Weihe) auf den Heiligen Geist gedeutet und als eine Andeutung der Heiligen Dreifaltigkeit betrachtet. (22) Nach der christlichen Glaubenslehre sind alle Werke Gottes nach außen, d. h. die, welche nicht das ewige göttliche Leben selbst, sondern die Geschöpfe betreffen, den drei göttlichen Personen gemeinsam, doch einer jeden derselben in anderer Weise. So ist es auch mit der Schöpfung. Sie wird dem Vater zugeschrieben, weil sich in ihr besonders die göttliche Allmacht offenbarte; dem Sohne, sofern sich dabei auch die göttliche Weisheit enthüllte, die „von einem Ende der Welt bis zum andern reicht mit Macht und alles lieblich anordnet“ (23), weshalb der hl. Johannes ausdrücklich sagt: „Alles ist durch ihn (den Sohn, das Wort) gemacht worden… die Welt ist durch dasselbe geschaffen worden“ (24); dem Heiligen Geist, sofern sich in dieser das göttliche Leben und die göttliche Liebe kund gab, durch die alles im einzelnen ausgeführt (25), belebt, vollendet und besiegelt wird.
In ähnlicher Weise kam beim Beginn der neuen, geistigen Schöpfung Gottes, im Werke der Menschwerdung, der Heilige Geist hernieder über die allerseligste Jungfrau; und als der Sohn Gottes durch seine Taufe sein Erlösungswerk gewissermaßen einweihte und unter den Menschen beginnen wollte, schwebte der Heilige Geist hernieder in Gestalt einer Taube. Endlich ruft ihn die Kirche herab über das heilige Taufwasser, damit er es mit seiner göttlichen Kraft befähige, ein neues, himmlisches Geschlecht hervor zu bringen (26); und in der heiligen Firmung vollendet und besiegelt er in jedem einzelnen Menschen das Werk der geistigen Wiedergeburt.
Über das Alter der Welt (der Erde) spricht sich die Heilige Schrift weder bei der Schöpfung noch sonst irgendwo aus. Nur eines hebt sie mit großer Bestimmtheit hervor, daß die Welt nicht ewig ist, sondern ihr Dasein von der schöpferischen Allmacht Gottes empfangen hat, daß sie „Im Anfange“ von Gott aus nichts erschaffen wurde. Wie lange jedoch vor der Erschaffung des Menschen die Welt ihren Anfang genommen, sagt die Heilige Schrift weder direkt noch indirekt. Zwar läßt sie auf diesen Anfang das Werk der sechs Tage folgen, aber sie sagt nichts darüber, ob dieses unmittelbar auf jenen Anfang folgte, oder ob es nicht vielleicht nur die letzte Stufe, die definitive Feststellung einer langen Reihe von Entwicklungen in der Bildung und Umgestaltung der Erde (und der Himmelskörper) ist. Endlich wissen wir, daß die Schöpfungstage überhaupt kein Zeitmaß für die Hervorbringung und Entwicklung der geschaffenen Dinge enthalten. Da sonach die Heilige Schrift in keiner Weise etwas aussagt über das größere oder geringere Alter der Welt, so mag die Naturforschung je nach ihren verschiedenen Systemen es berechnen so hoch, wie sie es glaubt rechtfertigen zu können. Im Widerspruch gegen die Angaben der Heiligen Schrift stünde sie nur dann, wenn sie behauptete oder über jeden Zweifel feststellen könnte, daß die Welt ewig sei. Aber gerade das kann sie nach ihrem System naturgemäßer Entwicklung und Fortbildung absolut gar nicht. Sie führt uns zurück bis zu den ersten Anfängen, und vor diesen liegt eben das Nichts. Ja je mehr das „Gesetz der Entwicklung“ betont wird, desto notwendiger muss vernünftiger Weise ein Anfang, ein Anstoß, eine Kraft angenommen werden, die nicht in den Dingen selbst liegen kann. Zwar redet die neuere Forschung von unermeßbaren Zeiträumen, welche die Bildung der verschiedenen Welt- und Fixstern-Systeme erfordert habe; zwar verlangt sie wieder unberechenbare Zeit für die Herausbildung unserer Erde aus der großen Weltmasse bis dahin, daß sie ein weiß glühende Kugel war; und von da an bis zu der Zeit, da Wasser auf ihr sich niederschlagen und bleiben konnte, rechnet sie Hunderte von Millionen, endlich für die Schichtenbildungen aus dem Wasser bis jetzt auch noch einige Millionen Jahre; gleichwohl bewegen sich diese kühnen Zahlen immerhin noch innerhalb des Rahmens, den die Heilige Schrift andeutet mit den Worten: „Im Anfang usw.“
Aus allem würde eben nur folgen, daß Gott nicht erst seit 60000 oder 600000, sondern seit ungezählten Millionen Jahren mit seiner Allmacht und Weisheit in der Welt für den Menschen tätig war, an den er jedenfalls von Ewigkeit her gedacht, und dessen Schicksale er in ewigem Ratschluss geordnet hat. Die Naturwissenschaft würd uns nur nach einer Seite hin ein tieferes Verständnis des Ausspruches Gottes vermitteln: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt.“ (27)
(1) Vatik. Konzil, 3. Sitzung, Kap. 1.
(2) Das hebräische Wort barâ entspricht unserem deutschen „erschuf“; es kommt an vielen stellen im AT vor, ist aber stets nur von göttlicher, nie von geschöpflicher Tätigkeit gebraucht. Hier an unserer Stelle nötigt schon der Zusammenhang, es in der Bedeutung „aus nichts hervorbringen“ zu nehmen, da noch nichts vorhanden, was zu gestalten war. Darum wird vor allem die Erschaffung aus nichts erzählt; darauf wird der Zustand der so erschaffenen Welt geschildert; und dann erst wird im Sechstagewerk über die Gestaltung im einzelnen berichtet. – Daß die Welt nicht ewig, sondern in und mit der Zeit von Gott aus nichts erschaffen worden, ist auch die stete Lehre des AT und NT und der jüdischen und christlichen Überlieferung, eine Lehre, die auch allein unsere Vernunft zu befriedigen vermag.
(3) 2. Makk. 7, 28
(4) Schon das Wort barâ, „erschuf“, in der Einzahl, schließt jeden Gedanken an mehrere Götter aus. Das hebr. Wort für „Gott“ ist Elohim mit der Endung der Mehrzahl, zunächst wohl, um die Größe, Erhabenheit und Majestät Gottes anzudenken. Gleichwohl bleibt es sehr merkwürdig, daß gerade der gewöhnlichste Name Gottes bei den Israeliten die Form der Mehrzahl hat, obwohl es zwei verwandte Ausdrücke in der Einzahl dafür gibt, nämlich El und Eloha, und obwohl im ganzen Alten Bund die Einheit Gottes so nachdrücklich hervor gehoben, die Vielgötterei so strenge verworfen und selbst mit dem Tode bestraft wird (Ex. 20, 2; Dt. 8, 19; 13, 6-11). Während Neuere in der Form des Gottesnamens Elohim und in den entsprechenden Zeitformen „lasset uns den Menschen machen“ (V. 26), „Adam ist geworden wie einer aus uns“ (3, 22), „lasset uns herabstiegen“ (11, 7) Spuren ursprünglichen Polytheismus oder wenigstens Überreste mythologischer Vorstellungen sehen wollen, sah man darin früher gern eine „Andeutung“ des Geheimnisses der heiligen Dreifaltigkeit. Die erstere Ansicht entbehrt aller Begründung ; die letztere bedarf einer soliden exegetischen und theologischen Begründung. Eine „Andeutung“ kann nur für solche bestimmt sein, welche die Sache schon kennen, also erst nach Offenbarung des Geheimnisses verständlich werden. Sie kann in unserem Falle nur darin liegen, daß die Ausdrucksweise der Erhabenheit, der Fülle und Majestät des göttlichen Wesens entspricht, die uns durch Offenbarung des Geheimnisses der heiligenDreifaltigkeit vollkommener als im AT erschlossen worden ist.
(5) Ex. 20, 11: Gott hat Himmel und Erde und alles, was darin ist, gemacht; Ps. 88, 12: Den Erdkreis und was ihn erfüllt, hast du geschaffen; Est. 13, 10: Du hast Himmel und Erde gemacht und was im Umkreis des Himmels enthalten ist. – Himmel und Erde ersetzen an zahlreichen Stellen unser Wort Welt (Universum), wofür das Hebräische keinen Ausdruck hat; vgl. schon Gn. 2, 1; Dt. 3, 24; 32, 1; Is. 1, 2.
(6) Kol. 1, 16.
(7) Insofern dieser erste Vers besagt: Gott habe alles außer ihm Existierende erschaffen, ist auch die Erschaffung der Engel inbegriffen. Vgl. Decr. Conc. Lat. IV, c. 1 „Firmiter“; wiederholt auf dem Vatik. Konzil, 3. Sitzung, K. 1: „Gott hat … zugleich mit dem Anfang der zeit die zweifache Kreatur aus nichts erschaffen, die geistige und die körperliche, die der Engel nämlich und die der Welt, und dann die menschliche, welche gleichsam als eine gemeinsame aus Geist und Körper besteht.“
(8) Der hl. Chrysostomus bemerkt hierüber (In Gen. Hom. 3, n. 4): „Was kann es Unvernünftigeres geben, als zu behaupten, die Welt sei durch Zufall geworden, und so die ganze Schöpfung der göttlichen Vorsehung zu berauben! Wie kann es je der Vernunft gemäß sein, anzunehmen, daß so große Elemente und ein so großer und herrlicher Schmuck ohne einen Lenker und Erhalter des Ganzen bestehen könne? Kein Schiff wird je ohne Steuermann die Fluten des Meeres durcheilen, der Soldat bringt nichts Tüchtiges zustande ohne Führung des Feldherrn, und kein Haus kann bestehen ohne Verwalter; diese unermeßliche Welt aber und ihre ganze Ausrüstung sollte zufällig und aufs Geratewohl bestehen können, ohne daß jemand da wäre, der alles zu leiten vermöchte und durch seine Weisheit es erhielte und bewahrte?“
(9) Das Weltall wäre Gott (Pantheismus, vom griech. Pan = alles, und theos = Gott).
(10) Jb. 11, 7ff.; Ps. 138, 7ff.; Ps. 101, 26ff.; Hebr. 1, 10ff. – Vgl. in der Weihe des Diakons, Präf. Am Anfang.
(11) Weish. 6, 8.
(12) Gn. 14, 22.
(13) Jon. 1, 9.
(14) Ps. 123, 8.
(15) Die hebr. Worte tohu-vabohu sind sicher ein alt-überlieferter Gleichklang, dessen letzter Teil im Assyrischen als Bahu = Göttin des Chaos und im Phönizischen als Bao = weibliche Urgöttin fortlebt. – Tohu hat sich im Hebr. Erhalten in der Bedeutung „Leere, Nichtigkeit“, vgl. Is. 45, 18; Ir. 4, 23; Dt. 32, 10.
(16) Das hebr. Wort tehôm bedeutet seiner Ableitung nach „das Rauschende, Brausende“, insbesondere das große, weite Meer mit seinen brausenden Wogen (das Assyrische hat denselben sprachlichen Stamm tihamtu = Meer, aber der Begriff des Chaos ist in Tiâmat = Göttin des Urmeeres mythologisch gefaßt); dann bedeutet es auch die tiefen Abgründe des Meeres. Daher die Vorstellung des Chaos als ungeheurer, unergründlich tiefer Wasserwüste.
(17) C. Manich. 1, 7.
(18) Das hebr. Wort rûach bedeutet zunächst „Hauch“ oder „Wind“. Doch heißt rûach elohim immer nur: Geist Gottes.
(19) Ps. 32, 6; 103, 30; vgl. Jdt. 16, 17.
(20) Das hebr. Wort merachéphet, „schwebte“ (vgl. Dt. 32, 11; die Bedeutung „brütete“, die der hl. Basilius, der hl. Hieronymus annehmen u.a., läßt sich nicht belegen), enthält nicht eine grob sinnliche Vorstellung, wie sie die heidnischen Sagen kennen, sondern ein zartes Bild, das vom Vogel hergenommen ist, der liebend über seinen Jungen schwebt (oder brütend die in den Eiern eingeschlossenen Keime zur Entwicklung bringt). Eine mythologische Vorstellung liegt nicht zu Grunde; wohl aber findet sich in den Mythen der Heiden die Vorstellung von dem Weltei, die aus einer ursprünglich erhabenen Idee ins Grobsinnliche verzerrt sein mag.
(21) Vgl. S. Aug., De Gen. ad lit. Imperf. Lib. c. 4, n. 16
(22) Vgl. S. Bas., Hexaëm. 2, 6: „Die wahrere und von unsern Vorfahren angenommenen Auslegung versteht unter dem ‚Geist Gottes‘ den Heiligen Geist, weil dieser besonders und vorzugsweise in der Heiligen Schrift so genannt wird“ usw.
(23) Weish. 8, 1.
(24) Joh. 1, 3 10; vgl. Kol. 1, 16; Hebr. 1, 2.
(25) Wegen dieser Ausführung und Vollendung der Werke Gottes im einzelnen heißt der Heilige Geist auch „Finger“ Gottes.
(26) Vgl. S. Aug., Confess. 14, 12 und die Präfation zur Weihe des Taufwassers.
(27) Ir. 31, 3. –
aus: Schuster/Holzammer, Handbuch der Biblischen Geschichte, Bd. I, Altes Testament, 1910, S. 113 – S. 118