Die Parabel vom Fischnetz

Die Parabel vom Fischnetz: Ein Bild dazu: Fischer sondern zu kleine Fische aus und werfen sie wieder ins Meer zurück

Die Parabel vom Fischnetz (Matth. 13, 47-50)

Matth. 47. Abermals ist das Himmelreich gleich einem Netz, das ins Meer geworfen wird und allerlei Fische einfängt. – 48. Wenn es angefüllt ist, zieht man es heraus, setzt sich an das Ufer und sammelt die guten in Geschirre zusammen, die schlechten aber wirft man hinaus. – 49. So wird es auch am Ende der Welt gehen. Die Engel werden ausgehen und die Bösen aus der Mitte der Gerechten absondern – 50. und sie in den Feuerofen werfen: da wird Heulen und Zähneknirschen sein.

Die Parabel vom Fischnetz hat denselben Zweck wie die vom Unkraut. Deshalb wird sie hier gleich angereiht. Die Verschiedenheit dieser Parabel von der vorhergehenden liegt nur in einigen Nebenumständen, die hier hervorgehoben werden sollten.

1. Das Himmelreich, die Kirche, wird hier mit einem Zugnetz verglichen (Matth. 13,47), in welchem Fische in großer Menge und in verschiedener Güte gefangen und ans Land gezogen werden. Der Vergleich ist sehr passend gewählt aus drei Gründen. –

Erstens entspricht er ganz den äußeren Umständen, in denen sich der Herr gerade befand. Wahrscheinlich trug er auch diese Parabel am Seeufer vor, und vielleicht hatten die Zuhörer vor ihren Augen das Schauspiel eines solchen Netzzuges. –

Zweitens entsprach der Vergleich auch dem bisherigen Stand der Apostel, von denen mehrere Fischer waren, sowie ihrem künftigen Beruf, demzufolge sie Seelen fischen sollten (Matth. 4,19). –

Drittens passte der Vergleich auch sehr gut zum Wesen der Kirche, die ein gesellschaftlicher Verein aus allen Geschlechtern und Völkern ist, welche, geeint durch denselben Glauben, dieselben Sakramente und dieselbe Regierungsgewalt, friedlich dem Ufer der ewigen Seligkeit zusteuern. Das Netz ist der Umfang des Glaubens und der Sakramente, namentlich der Taufe, und gezogen und geleitet wird es von dem Inhaber der Kirchengewalt.

2. In diesem Verein nun gibt es Gute und Böse, sowie sich im Netz gute und schlechte Fische vorfinden (ebd. 13,48). Das Netz nämlich ist groß, geht tief und fängt und umspannt viele, ja die ganze Menschheit. Da wird es manche Gleichgültige, an Glauben und Sittlichkeit Abgestandene, manche Heuchler geben, die im Innern faul sind, sich aber äußerlich nicht von der Kirche trennen. Die Kirche kann eben nicht auf den Grund der Seelen blicken und begnügt sich für die äußere Zugehörigkeit zu ihr mit dem Zeichen, dem Namen und den Werken eines Christen.

Es ist also auch hier aufmerksam gemacht auf das Vorhandensein von Schlechten. Es ist dieses einfach prophezeit wie in der vorausgehenden Parabel, nur mit dem Unterschied, daß das Böse und Schlechte hier nicht dargestellt wird als eingeführt und verursacht durch eine äußere Macht, durch Satan, sondern entstanden aus eigener Hinfälligkeit der Natur. Es ist hier das Böse eben innere Abgestandenheit.

3. Die Auslese und Scheidung der Bösen und Guten ist aber wie in der vorigen Parabel sicher, das Los endgültig, schlimm für die Bösen und ehrenvoll für die Guten (Matth. 13,48-50). Ist das Netz voll, die Zahl der zur Kirche Berufenen erfüllt, dann ziehen die Engel das Netz an das Ufer, und die Auslese beginnt. Niemand kann das Auge der göttlichen Gerichtsboten betrügen. –

Das Los der Schlechten ist sehr kräftig gezeichnet. Was gibt es Unsauberes und Gestankvolleres als Orte, wo schlechte Fische hingeworfen werden und verfaulen? Feuer vertilgt endlich den Unrat. Also eine wahre Gehenna wird der Anteil der Bösen sein (ebd. 5,22). – Die Guten aber werden aufgehoben für die himmlischen Tafelfreuden.

Es lassen sich aus dieser Parabel drei wichtige Wahrheiten zur Beherzigung herausheben.

Erstens: Gott will alle Menschen selig machen. Deshalb ist das Netz so groß und umfangreich, alle nimmt es auf, die in sein Bereich schlagen, und mit sanfter Gewalt führt es sie den Weg des Heiles. –

Zweitens ist auch hier betont das Vorhandensein von Schlechten im Schoß der Kirche. Es muss also jeder auf sich achten. Niemand darf sich begnügen mit dem äußeren Anschluss an die Kirche. Das reicht zum Heil nicht hin. –

Drittes ist aber nirgends gesagt, dass die Zahl der Schlechten und Bösen größer sein werde als die der Guten.

Bezüglich des Heilandes und seiner Lebensweise zeigt gerade diese Parabel, wie der Herr äußere und vorliegende Umstände zum Vorwurf seiner Lehren benützt, und wie er dieselbe Wahrheit in verschiedenen Bildern vorträgt und immer mit neuen Zügen und Zutaten erörtert. Es offenbart sich darin eben die Schönheit, der Reichtum seines Geistes und das Praktische und Volkstümliche seiner Redeweisheit. –
aus: Meschler, Moritz SJ, Das Leben unseres Herrn Jesu Christi, Bd. 1, 1912, S. 381 – S. 382

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