Die katholische Frau
Welche Macht die Frau über den Mann hat
Notwendigkeit, das Frauengeschlecht nach katholischem Gesichtspunkte zu betrachten.
Wunderbarer Plan des Schöpfers, daß er die Frau mit größerer moralischer Stärke als den Mann, und den Mann mit größerer physischer Stärke als die Frau ausrüstete, – Die Macht der Frau über den Mann zum Guten oder zum Bösen, nach der Darlegung der hl. Schrift.
Die Wesen, aus denen die Familie besteht, wie die Wesen, welche den Staat und das Weltall ausmachen, können ihre Funktionen nur erfüllen, können ihren Zweck nur erreichen, soweit Ordnung unter ihnen herrscht, und Ordnung kann nur durch das Gleichgewicht der Kräfte und der Gewalten unter ihnen herrschen. Es war also notwendig, daß Mann und Weib, als Wesen derselben Natur und Gattung, aber durch Eigenschaften und Beruf von einander so verschieden, einander das Gleichgewicht halten und mit einander in Einklang sein konnten. Dies bewerkstelligte die Weisheit des Schöpfers dadurch, daß er das Weib ebenso mächtig und sogar um so mächtiger als den Mann gestaltete durch Reize und Anmut, als der Mann mächtiger ist denn das Weib durch Stärke und Autorität.
In der Tat, das Weib, welches als physisches Wesen schwächer ist denn der Mann, übertrifft ihn an Stärke als moralisches Wesen, dem Rechte nach soll der Mann dem Weibe als ihr höchster unumschränkter Herr gebieten: Unter der Gewalt des Mannes sollst du sein, und er wird über dich herrschen, (Gen. 3, 16); tatsächlich aber muss er sich zuletzt fast immer nach ihrem Willen, sogar nach ihren Launen richten und sich ihrer Herrschaft unterwerfen. Wäre er auch so vollkommen wie Adam, so stark wie Samson, so verschlagen wie Sisara, so fromm wie David, so weise wie Salomo, so wild wie Holofernes: am Ende läßt er sich fast immer von dem Weib in das Schlepptau nehmen, zuletzt gibt er ihr nach, er leistet ihr Gehorsam: wohl ihm, wenn er nicht sogar ihr Spielball wird.
Zwar sieht man bisweilen Männer, welche ihre Weiber tatsächlich tyrannisieren; aber dies ist gewöhnlich nur dann der Fall, wenn eine sündhafte und schmähliche Leidenschaft sie unter das Joch anderer Weiber gebeugt hat, wenn sie von diesen auch tyrannisiert werden und deren elende Sklaven geworden sind.
Ist auch die Macht des Mannes dem Weibe gegenüber unabhängig, so hängt er doch mehr von ihr ab, als er nur denkt. Obgleich er ihr seine Befehle erteilt, weicht er, ohne es zu ahnen, ihrer Gewalt und unterwirft sich ihrer Herrschaft; und daher die moralische Erscheinung, welche von Jedermann, selbst von der Kirche als unbestreitbare Tatsache anerkannt wird: daß die Sittlichkeit oder Unsittlichkeit des Weibes sich leichter auf den Mann, als die Sittlichkeit oder Unsittlichkeit des Mannes auf das Weib übergeht (*).
(*) Die Kirche dispensiert viel lieber, wenn es sich um die Ehe zwischen einer Katholikin und einem Protestanten handelt, als umgekehrt.
Diese unermeßliche, furchtbare moralische Macht des Weibes über den Mann, daß sie ihn nach ihrem Bilde formen und aus ihm machen kann, was sie will, hat die hl. Schrift mit den deutlichsten und kräftigsten Ausdrücken bezeichnet. Denn in diesem göttlichen Buch, das die höchste Richtschnur aller menschlichen Gedanken und Handlungen ist, heißt es:
„Die Bosheit des Mannes kommt vom Weibe.“ Eccl. 42,
„Wein und Weiber bringen den Weisen zum Abfall.“ Eccl, 19, 2.
„Besser wohnt man bei Löwen und Drachen als bei einem boshaften Weibe. Wer nach ihr greifet, erfasset einen Skorpion.“ Eccl. 25, 26.
„Ein böses Weib macht ein beschwertes Herz.“ Eccl. 25.
„Vom Weibe hat die Sünde ihren Anfang genommen, und um ihretwillen sterben wir Alle.“ Eccl. 25.
„Alle Bosheit ist gering gegen die Bosheit eines Weibes.“ Eccl. 25.
„Viele hat sie verwundet und gestürzt, und auch die Stärksten getötet.“ Spr. 7, 26.
„Durch die Schönheit eines Weibes gingen schon Viele zu Grund, und durch sie entbrennt die Lust wie ein Feuer.“ Eccl. 9, 9.
„Besser ist Unrecht von einem Manne erfahren, als ein liebkosendes Weib, das Schande zuzieht.“ Eccl. 42, 14.
Endlich führt uns die hl. Schrift den Job vor Augen, wie er sich darüber beklagt, daß das Weib sein Herz getäuscht hätte: Mein Herz ward verführt durch ein Weib, Job 31, 9; und das göttliche Buch sagt uns von Salomo: Sein Herz ward verdorben durch die Weiber. 2. Kön. 11, 4.
Aber auch das fromme und brave Weib übt nach der hl. Schrift ebenso großen Einfluß aus in Beziehung auf das Gute, als das irreligiöse und sittenlose in Beziehung auf das Böse.
„Glücklich der Mann, der ein gutes Weib hat. Denn die Zahl seiner Jahre verdoppelt sich. Ein wackeres Weib erfreuet ihren Mann: er wird die Jahre seines Lebens im Frieden zubringen.“ Eccl. 26, 1, 2.
„Ein gutes Weib, ein gutes Los: sie wird den Gottesfürchtigen zu Teil, und dem Manne um seiner guten Werke willen gegeben.“ Eccl, 26, 3.
„Gnade über Gnade ist ein heiliges und schamhaftes Weib; und Alles, was man schätzt, ist mit einer enthaltsamen Seele nicht zu vergleichen.“ Eccl. 26, 19, 20.
„Wie die aufgehende Sonne an Gottes hohem Himmel, so ist die Schönheit des guten Weibes zur Zierde ihres Hauses. Wie die glänzende Lampe auf dem heiligen Leuchter, so ist die Schönheit ihres Gesichtes in ihren besten Jahren.“ Eccl. 26, 21, 22.
„Wie goldene Säulen auf silbernen Gestellen, so stehen die festen Füße eines standhaften Weibes auf ihren Sohlen. Wie der Grund auf festen Stein gelegt ewig ist, so die Gebote Gottes in dem Herzen eines heiligen Weibes.“ Eccl, 26, 23, 24.
„Ein fleißiges Weib ist die Krone ihres Mannes; aber die, welche Schmachwürdiges tut, wie Fäulnis in seinen Gebeinen.“ Spr. 12.
„Ein weises Weib erbauet ihr Haus: eine Törin reißt das Erbaute mit ihren Händen wieder ein.“ Spr. 14,
„Wer ein gutes Weib findet, findet ein Gut, und er wird Freude schöpfen von dem Herrn.“ Spr, 18.
„Scheide dich nicht von einem weisen und guten Weibe, das du in der Furcht Gottes dir erworben hast; denn die Anmut ihrer Sittsamkeit ist mehr als Gold wert.“ Eccl. 7,
Das ist also, nach den Worten der hl. Schrift, das Weib, das vermag sie in Bezug auf den Mann, je nachdem sie gut oder schlecht, fromm oder gottlos ist.
Viele Schriftsteller haben über das Weib geschrieben, aber in ganz entgegen gesetztem Geist. Die Einen machten aus dem Weibe einen Engel, die Andern ein Ungeheuer. Nach den Stellen der hl. Schrift die wir eben gelesen, haben beide Recht. Vom Weibe gilt, was von der Zunge gesagt worden: „Sie ist das Schlechteste und das Beste.“ Das Weib ist ein Ungeheuer, wenn sie kein Engel ist. Aber Tatsache ist es, daß sie außerhalb der wahren Religion nie ein Engel gewesen ist, und nie ein Engel sein wird. In der falschen Religion gibt das vom Mann verdorbene, unterdrückte, herabgewürdigte Weib ihm die erlittene Misshandlung doppelt zurück; sie verderbt und würdigt ihn auch herab und trachtet ihn zu unterdrücken; sie macht ihn zum Barbaren; denn die Barbarei, gerade der Zustand, wo Mann und Weib sich gegenseitig verderben und herabwürdigen, um einander zuletzt zu unterdrücken. –
aus: Joachim Ventura, Die katholische Frau, Erster Band, 1863, S. 1 – S. 4, S. 5