Heilige Rosa von Viterbo Jungfrau

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

4. September

Die heilige Rosa von Viterbo steht in ihrem Nonnengewand, beide Hände hoch erhoben, in der linken Hand das Kruzifix, und predigt den umstehendem Volk; Frauen und Kinder sitzen und stehen in ihrer Nähe; drei Männer stehen seitlich von ihr sowie ein Schar von Menschen sieht man im Hintergrund bis zum Toreingang der Stadt

Die heilige Rosa von Viterbo Jungfrau

Rosa wurde im Jahre 1234 zu Viterbo in Italien geboren, wo damals die Päpste zeitweilig ihre Residenz hatten. An ihr zeigte Gott schon sehr frühzeitig, daß Er sie zu einem Gefäß der Gnade auserwählt hatte. Denn, erst drei Jahre alt, erweckte sie ihre Großmutter, deren Tod schon einen Tag lang unzweifelhaft war, wieder zum Leben, bewahrte stets ein heilig-ernstes Benehmen, eine tiefe Sammlung ihres Gemütes und eine sehr erbauliche Vorliebe zum Gebet und zum Gottesdienst.

Die fromme Mutter Katharina pflegte mit klugem Sinne diese Andacht in Rosa`s unschuldigem Herzen und nährte sie mit Erzählungen vom lieben Jesuskindlein, von dessen Armut, Demut, Gehorsam und Leiden. Mit gespannter Aufmerksamkeit lauschte die Kleine auf diese Worte, und manche Träne tiefer Rührung und herzlichen Mitleidens perlte über ihre Wange herab. Ihr Abscheu vor weichlicher Bequemlichkeit und sinnlichen Vergnügen erstarkte sichtbar, so wie anderseits ihr Entschluß, den armen Jesus in seinem demütigen Stillschweigen, in seinem Gehorsam gegen die Eltern und in seiner Liebe zum Leiden nachzuahmen. Deshalb trug sie nur ein rauhes Wollkleid, ging allzeit barfuß und barhäuptig und fastete sehr streng, um alles Ersparte unter die Armen verteilen zu können. Und während sie ihre Almosen spendete, ermunterte sie gar eindringlich die Armen zu Gottvertrauen und Frömmigkeit. Erfinderisch war ihr Streben, sich von dem Verkehr mit den Menschen zurück zu ziehen, und erschreckend die Strenge, mit der sie ihren schwachen Leib abtötete, um mit um so freierem Geist und glühender Andacht vor dem lieben Gott zu knien. In diesem Gebetsverkehr erhielt sie von Gott die klare Erkenntnis der großen Heilswahrheiten und eine erstaunliche Klugheit, womit sie in den verschiedensten Lagen zu raten und zu helfen wußte.

Ungefähr dreizehn Jahre alt, wurde Rosa schwer krank, und die Ärzte erklärten, daß ihr Hinscheiden sicher bald erfolgen werde. Aber auf einmal, während die Anwesenden ihren Tod erwarteten, setzte sich Rosa im Bett auf und rief mit freudigem Antlitz: „O seht doch die gebenedeite Himmelskönigin, die von heiligen Jungfrauen begleitet sich würdigt, mich, ihre geringste Magd, heimzusuchen; empfangen wir sie doch, wie es sich geziemt!“ Sogleich stand sie vom Bett auf und kniete auf den Boden hin, um der göttlichen Mutter ihre Verehrung zu erweisen. Maria sprach huldvoll zu ihr: „Sei getrost, mein Kind, du wirst diesmal nicht sterben, sondern noch viel Gutes wirken. Besuche fleißig die Kirche des hl. Johannes des Täufers, die des hl. Franziskus und die meinige; in der meinigen empfange das Bußkleid des Dritten Ordens vom hl. Franziskus, trete dann ohne Scheu auf gegen die Laster und Unordnungen deiner Mitbürger, verteidige den heiligen Glauben und fürchte nicht die kommenden Widerwärtigkeiten.“ Hierauf verschwand Maria, und ein himmlischer Wohlgeruch erfüllte das Zimmer. Rosa fühlte sich ganz gesund und so gestärkt, daß sie drei Tage lang weder aß noch trank, die drei Kirchen besuchte und das Ordenskleid anzog.

In der Kirche erschien ihr Maria zum zweiten Male, offenbarte ihr alle Schmerzen, welche Jesus um der Sünder willen gelitten, und gewährte ihr die Gnade, diese Schmerzen drei Tage lang mitzuempfinden.. Rosa litt dabei unaussprechlich, entbrannte aber in solcher Liebe zu Jesus und in solchem Haß gegen die Sünde, daß sie sogleich mit einem Kreuz in der Hand öffentlich den Ketzern und Feinden des Papstes Buße zu predigen begann. Die Wirkung ihrer Worte war eine wunderbare, das Volk ehrte sie wie eine von Gott gesandte Prophetin, bereute seine Vergehen, kehrte zur Sittlichkeit und Ordnung zurück, und die ganze Stadt, welche es mit Kaiser Friedrich II., dem Verfolger der heiligen Kirche, gehalten hatte, trat nun auf Seite des Papstes.

Der Bürgermeister aber, den der Kaiser eingesetzt hatte, und einige hartnäckige Ketzer schnaubten vor Wut wider Rosa, die mit wunderbarer Schärfe und Klarheit des Geistes ihre Irrtümer und Lügen aufdeckte, und jagten sie, unfähig, das dreizehnjährige Mädchen zu widerlegen, mit ihren Eltern aus Viterbo, unter dem Vorwand, daß sonst ein Aufruhr losbrechen würde.

Rosa und ihre Eltern begaben sich in die Stadt Soriano, wo sie wieder öffentlich Buße predigte. Noch nie hatte man eine Jungfrau gesehen, welche in so jugendlichem alter die größte Weltverleugnung, Bußstrenge und Armut mit einem so gesegneten Einfluß auf die Welt vereinigte. Sie tat Alles für Gott, von der Welt hoffte und fürchtete sie nichts, und Gott beglaubigte ihre Tugend durch Wunder, welche sie wirkte. Bald bekehrten sich die Einwohner dieser Stadt, und gelobten feierlich Ergebenheit und Treue dem göttlichen Erlöser und seinem Statthalter. Mit gleichem Erfolg segnete Gott ihre Predigten in Vitorchiaro und der Umgegend. Dort leistete ihr eine Zauberin lange Widerstand. Um denselben endlich zu besiegen, bestieg Rosa auf öffentlichem Platz einen brennenden Scheiterhaufen und blieb ganz unverletzt, während die prasselnden Flammen über ihrem Haupt zusammen schlugen. Vor diesem Wunder beugte sich nun die stolze Zauberin, und das Volk pries Gott mit lautem Jubel. Noch an mehreren andern Orten war sie tätig, die Sünder zu bekehren, Arme zu trösten und Kranke zu heilen.

Als Friedrich II. gestorben war, wie Rosa wes voraus gesagt hatte, kehrte sie unter dem Jubel des Volkes nach Viterbo zurück. Hier wünschte sie, verborgen in einem Kloster unter dem heiligen Gehorsam zu leben. Sie bat die Klarissinen um Aufnahme, erhielt aber den Bescheid, daß kein Platz mehr sei. Lächelnd erwiderte Rosa. „Ihr habt den wahren Grund nicht gesagt; ihr verachtet mich, weil ich vor der Welt zur Närrin geworden bin. Allein weil ihr mich lebend nicht wollt, so werdet ihr um so mehr wünschen, mich tot zu bekommen.“ So geschah es.

Rosa lebte nur noch zwei Jahre im väterlichen Hause in strengster Zurückgezogenheit, starb, erst achtzehn Jahre alt, im Jahre 1252, und wurde in der Mutter-Gottes-Kirche begraben. Als sehr viele Wunder an ihrem Grabe geschahen, bestürmten die Klarissinnen den Papst Alexander IV., welcher zu Viterbo residierte, mit Bitten, ihnen den Leichnam der hl. Rosa zu übergeben. Im Jahre 1258 erfüllte er ihren Wunsch, nachdem er durch eine dreimalige Erscheinung der Heiligen dazu bestimmt worden, und gestattete, daß man alljährlich am 4. September ihr Andenken festlich feiere. Ihre feierliche Heiligsprechung vollzog erst Papst Calixt III. im Jahre 1457. Noch befindet sich ihr heiliger Leib in einem unversehrten und frischen Zustand. Ihre heiligen Reliquien sind auch bis auf den heutigen durch Wunder berühmt. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 654-655

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