Heiliger Magnus Apostel des Allgäu

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

6. September

Der heilige Magnus Apostel des Allgäu

Als der hl. Kolumban im Jahre 612 aus der Gegend von Bregenz vertrieben, nach Italien wanderte und dort das Kloster Bobbio stiftete, blieb sein teurer Schüler und bisheriger Begleiter Gallus, den ein heftiges Fieber befallen hatte, in Alemannien zurück und bat den Pfarrer Willimar in Arbon am Bodensee um seine Gastfreundschaft. Dieser nahm den hoch verdienten Missionar voll Liebe auf und beauftragte seine zwei jungen Priester-Kandidaten Magnus und Theodor, den Kranken sorgfältig zu pflegen.

Magnus, ein geborener Alemanne (wahrscheinlich aus dem jetzigen Kanton Thurgau), gewann eine innige Liebe und Verehrung zu Gallus, überließ sich ganz seiner Leitung, begleitete den wieder Genesenen auf seinen Missionsreisen, leistete ihm kräftige Hilfe bei der Gründung des Klosters St. Gallen und verwaltete daselbst nach dessen Tode (638) das Vorsteheramt. Schon als Mitgründer und zweiter Abt des über tausend Jahre lang wegen seiner Wissenschaft und Tugend in ganz Europa berühmten Klosters St. Gallen verdient Magnus einen Ehrenplatz unter den großen Männern. Nach einigen Jahren, als Herzog Othwin aus Schwaben einen Raubzug in die Gegend von Arbon machte, barbarisch plünderte und mordete und das Kloster nieder brannte, wurde auch Magnus mißhandelt und verwundet; doch er verließ die Ruinen nicht, sondern suchte und fand in Bischof Boso von Konstanz einen gütigen Wohltäter, welcher ihm das zerstörte Kloster wieder aufbauen half.

Als dieses Werk vollendet war und die Mönche wieder ihre segensreiche Tätigkeit mit frischer Kraft entfalteten, kam ein frommer Priester Tosso aus der Diözese Augsburg als Wallfahrer zum Grab des hl. Gallus und bat den Magnus, mit ihm ins Allgäu zu kommen und auch dort klösterliche Niederlassungen zu gründen.

Der Heilige erkannte in dieser Einladung den Ruf Gottes und machte sich sogleich mit seinem Jugendfreund Theodor reisefertig. Über Bregenz, wo Magnus einen Blinden wunderbar heilte, wanderten sie das Waldgebirge entlang, bis sie zu einer verwüsteten Stadt an der Iller, dem heutigen Kempten kamen. Die alte Chronik erzählt. „Die frommen Männer trugen ein wunderbares Licht mit sich, das bei einbrechender Nacht von selbst sich entzündete, weder im Sturm noch im Regen erlosch und fort brannte, ohne daß die Kerze kleiner wurde – wohl ein liebliches Sinnbild des Evangeliums Jesu Christi, welches die geistige Finsternis erleuchtet und mit unbesiegbarer Kraft das Menschenherz stärkt zur Ausdauer im Kampf mit den Leiden und Trübsalen…“

Zu Epfach am Lech, wo der Bischof Wikpert von Augsburg sich aufhielt, empfing Magnus die Priesterweihe und die kirchliche Vollmacht für seine Mission und machte Halt in Kempten.

Hier predigte er dem durch die Kriege verarmten und verwilderten Volk das heilige Evangelium, und seine teilnehmende Freundlichkeit bahnte ihm den Weg zu den herzen der Unglücklichen. Er half ihnen einen Teil der Stadt wieder aufbauen, ermunterte sie durch kluge Anleitung zur Bearbeitung des Bodens und geregelter Tätigkeit, baute eine Kirche und hatte die Freude, eine hoffnungsvolle Christengemeinde aufblühen und durch immer neue Bekehrungen sich mehren zu sehen. Alsbald gründete er ein kleines Kloster, bevölkerte es mit einigen Jünglingen, die ihn von Bregenz her begleitet hatten, und übergab das Vorsteheramt über dasselbe seinem geliebten Theodor, der somit der erste Abt des fast zwölf Jahrhunderte lang so ruhmreichen Klosters war, bis es 1803 säkularisiert wurde.

Magnus wanderte mit Tosso und neuen Gefährten weiter gegen Osten auf mühsamen und gefährlichen Wegen und kam endlich in eine schöne, fruchtbare Gegend, wo jetzt das Dorf Waldhofen liegt. Hier befestigte er an einem prächtigen Apfelbaume ein kreuz, betete mit den Seinigen auf den Knien um den Segen Gottes und unterrichtete das arme, verwahrloste, aber gutmütige Völklein, das ihn für eine Gottheit ansah, in den heiligen Glaubens-Wahrheiten und leitete es an zu sittlichen Tugend-Übungen und zu besserer Haushaltung. Gott gab dem ausgestreuten Samen Gedeihen und Wachstum. In kurzer Zeit freute sich eine ansehnliche Gemeinde über ihre glückselige Aufnahme in die große Gemeinschaft der Heiligen und über die freundliche Kirche, welche zur Ehre der göttlichen Mutter Maria erbaut war. Tosso blieb bei ihnen als Seelsorger, Magnus zog weiter bis an den Fuß des Hochgebirges. An dem Engpaß-Schlund (lateinisch fauces, daher Füssen genannt) liefen vier Straßen oder Saumwege auseinander.

Magnus erbaute an dieser Stätte ein Bethaus mit einigen Zellen und legte so den Grund zu der nachmaligen Abtei und Stadt Füssen. Hier arbeitete er noch zwanzig Jahre mit rastloser Anstrengung an der Kultur des christlichen Lebens und des brachliegenden Bodens. Während er die armen Leute unterrichtete, wie sie die Sünde meiden, die Leidenschaften bändigen, Gott und den Nächsten lieben müßten, half er ihnen auch mit Wort und Tat die Raubtiere vertilgen, Sümpfe austrocknen, Wiesen und Äcker anlegen, Straßen bauen, den Wohlstand fördern und ihre Arbeit durch gute Werke heiligen. Er entdeckte auf dem Säulingsberg ein Lager von Eisenerz, ehrte die Leute dasselbe gewinnen und eröffnete ihnen dadurch eine reichliche Einnahme-Quelle für Jahrhunderte lang. Die dankbare Nachwelt nennt ihn deshalb den „Apostel des Allgäu“. Nachdem Magnus bis in sein 74. Jahr wie ein treuer Hausvater für das zeitliche und ewige Wohl der von Gott ihm anvertrauten Kinder gesorgt, kam auch für ihn der ersehnte Feierabend. An sein Sterbebett eilte Tosso, der inzwischen Bischof von Augsburg geworden, um ihm die Augen zuzudrücken. Alle Anwesenden hörten eine himmlische Stimme: „Komme, Magnus, empfange die Krone, welche der Herr dir bereitet hat.“ Seine Reliquien nebst Kelch, Kreuz und Wanderstab werden noch in der Kirche zu Füssen verehrt. Seine Heiligsprechung vollzog Papst Johannes IX. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 660 – S. 662

Tags: Heilige

Verwandte Beiträge

Buch mit Kruzifix
Die Tugend der christlichen Wohltätigkeit
Enzyklika Pascendi gegen den Modernismus