Texte der dogmatischen Theologie
Nach der Lehre des hl. Thomas ist die Theologie eine wahre Wissenschaft, weil sie von sicher feststehenden Grundwahrheiten, den Offenbarungs-Lehren, ausgeht, in einem streng wissenschaftlichen Beweisverfahren neue Erkenntnisse, theologische Folgesätze, daraus ableitet und das Ganze zu einem geschlossenen System vereinigt. Die Theologie ist Weisheit, da sie die tiefste und letzte Ursache aller Dinge zum Gegenstand hat. Sie ist höchste Weisheit, da sie die letzte Ursache im Lichte der aus dem Wissen Gottes selbst mitgeteilten Offenbarungs-Wahrheit betrachtet. Die Theologie ist Glaubenswissenschaft. Sie setzt darum Glauben im objektiven Sinne und im subjektiven Sinne voraus. Mit dem Glauben hat die Theologie gemeinsam die Erkenntnisquellen, nämlich die Hl. Schrift und die Tradition sowie die Lehräußerungen der Kirche. Auf Grund der kirchlichen Vorlage könnte man das Gesamtgebiet der übernatürlichen Theologie Dogmatik oder dogmatische Theologie nennen. Tatsächlich werden aber der Dogmatik nur die theoretischen, Gott und seine Tätigkeit darstellenden Offenbarungs-Wahrheiten zugewiesen, während die praktischen, die Tätigkeit des Menschen regelnden Offenbarungs-Lehren Gegenstand der Moraltheologie sind. Die Dogmatik kann man sonach mit Scheeben (Dogmatik, Einleitung n. 2) definieren als „wissenschaftliche Darstellung der ganzen theoretischen von Gott geoffenbarten Lehre über Gott selbst und seine Tätigkeit auf Grund des kirchlichen Dogmas“. (Ludwig Ott, Grundriss der katholischen Dogmatik)