A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T Ü V W Z

Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Doketen

Doketen, zusammenfassender Name für einen vielgestaltigen christologischen Irrtum. Gemeinsam ist den Doketen der Ausgangspunkt: Die Materie ist böse, Ursache der Sünde, kann deshalb nicht in hypostatischer Verbindung mit dem Sohn Gottes treten. Aus Irenäus ergibt sich für das Ende des 2. Jahrhundert ein vierfache Form der Irrlehre:

1) Der Mensch Jesus war nur vorübergehend (von der Taufe bis vor der Kreuzigung) Wohnung des Christus;
2) Christus besaß nur einen Scheinleib);
3) Christus besaß einen sichtbaren Leib, aber nicht aus der Jungfrau (ex virgine), sondern brachte ihn vom Himmel mit, ging durch die Jungfrau (per virginem) wie durch einen Kanal;
4) gekreuzigt wurde nicht der Christus, sondern Simon von Cyrene, dem er seine Gestalt gegeben (Adv. Haer. 3, 16, 1;1, 24, 4).

Die Doketen gelten neben dem Judaismus (ob Verbindungen zwischen beiden bestehen?) als die älteste Häresie des Christentums; sie werden schon bekämpft (anonym) durch Paulus (Kol. 1, 19f; 2, 9; 1. Tim. 2, 5) und Johannes (Joh. 1, 14; 19, 35; 1. Joh. 1, 1; 4, 2 5 u.a.). Auch Ignatius von Antiochien (Ad Smyrn. , Trall., Magn., Philad.) warnt vor ihnen und betont, daß Christus wahrhaft geboren wurde, wahrhaft gegessen und getrunken hat, wahrhaft verfolgt wurde unter Pontius Pilatus, wahrhaft gekreuzigt wurde und starb. (Ad Trall. 9, 1). führende Doketen waren Simon der Magier (Simon Magus) Cerinthus, Saturninus, Basilides, Valentinus, Marcion, Manes. Der Doketismus tritt auf im Gefolge mannigfacher Irrlehren, namentlich kosmologischer Spekulationen, nie als isoliertes System; er leugnet die Menschwerdung und Erlösung, aber auch andere Dogmen (Schöpfung der sichtbaren Welt, Auferstehung des Fleisches, die Sakramente als sichtbare , materielle Träger der Gnade, Erlaubtheit der Ehe usw.). Die gnostische Doketen wurden von Irenäus (Adv. Haeres.), Philosophumena (1.6-8,1.10) bekämpft, Marcion namentlich von Tertullian (Adv. Marc., Adv. Valent., De carne Christi), der manichäische Doketismus von Augustin (De haer., Contra Faustum), Epiphanius (Haer. 21-33) und Theodoret (Haer. Fab. 5, 11-14) –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. III, 1931, S. 370

Tags: Häretiker
Buch mit Kruzifix
Limbus
Buch mit Kruzifix
Ophiten

Weitere Lexikon-Einträge

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Sigismund deutscher Kaiser (1361 bis 1437)   Sigismund, Deutscher Kaiser, *15.2.1361 zu Nürnberg, †9.12.1437 zu Znaim. Sigismund erhielt von seinem Vater Karl IV. 1378 die Mark Brandenburg. Als Gemahl der ungarischen Erbin Maria musste…
Buch mit Kruzifix

Goldene Bulle

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Goldene Bulle – Bulla aurea Bulla aurea, Goldene Bulle, wird technisch die von Kaiser Karl IV. auf den Reichstagen zu Nürnberg und Metz im Jahre 1356 fixierte Ordnung für die deutsche Kaiserwahl genannt. Diese…
Buch mit Kruzifix

Apostelkonzil

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Apostelkonzil Apostelkonzil, 1) zu Antiochia, scheint als Tatsache behauptet bei Innozenz I. in einem Brief an Bischof Alexander von Antiochia (Jaffé n. 310); wird ausdrücklich zitiert von Gregor v. Pisinunt (vgl. Akten des 2.…
Buch mit Kruzifix

Gratian

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Gratian Gratian, weströmischer Kaiser 375-83, * 18.4. (oder 23.5.) 359 zu Sirmium; 24.8.367 zu Amiens zum Augustus ausgerufen, von Ausonius nach dem Tode seines Vaters Valentinian I. erzogen, 375 Regent über den Westen des…
Buch mit Kruzifix

Eudoxius

Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Eudoxius Eudoxius, einflußreicher arianischer Bischof, * ca. 300 zu Arabissus (Kappadokien), † 370 als Bischof von Konstantinopel. Wahrscheinlich in der antiochenischen Schule gebildet (lucianischer Einfluß), wurde Eudoxius nach 330 Bischof von Germanicia, nahm als…

Weitere Lexikon-Beiträge

Buch mit Kruzifix

Albigenser

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Albigenser Albigenser, mittelalterliche Häretiker, benannt nach der Stadt Albi. Neben Waldensern bezeichnete man so vornehmlich die von diesem aber scharf zu unterscheidenden und nur durch den gemeinsamen Haß gegen die Kirche geeinten Katharer, von denen hier nur die Rede ist. Die Albigenser sind Neu-Manichäer, weil sie jedenfalls sachlich mit…
Buch mit Kruzifix

Noailles

Bischof
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Noailles Noailles, altes französisches Adelsgeschlecht in Limousin, dem u.a. angehören: 1) François, *1519, 1556 Bischof v. Dax, †1585; französischer Gesandter in England, Venedig, Rom, in der Türkei, überall (außer in Rom) mit Erfolg für Frankreich tätig. – 2) Dessen Bruder Gilles, †1597 zu Bordeaux; gleichfalls französischer Gesandter in England,…
Buch mit Kruzifix

Bogumilen

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Bogumilen Bogumilen (= „Gottesfreunde“), neu-manichäische Sekte, in griechischen Quellen auch Phundagiagiten oder Phundagiaten (Name ungeklärt) genannt und mit den Messalianern, Euchiten und Batenern gleich gesetzt. Anderseits scheinen die Lehren der ober-italienischen Patarener, der süd-französischen Albigenser, der makedonischen Babunier mit der bogumilischen Irrlehre nicht nur zufällig stark überein zu stimmen,…
Buch mit Kruzifix

Independenten

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Independenten Independenten, Kongregationalisten, puritanische Sekte, von den Presbyterianern getrennt durch die Verfassung ihrer Gemeinden (congregations), die voneinander, von staatlicher und kirchlicher Obrigkeit unabhängig (daher auch Independenten), unmittelbar der Leitung Christi unterstehen und in seine unsichtbare Kirche sich eingliedern wollen. Nach H. Barrow wird jedem durch sein Charisma vom Geist…
Buch mit Kruzifix

Ekthesis

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Ekthesis Ekthesis, Glaubenserklärung des Kaisers Heraklius vom Jahre 638, vom monotheletischen Patriarchen Sergius I. von Konstantinopel verfaßt. Sie behauptet einen Willen in Christus und verbietet, von einer oder zwei Energien zu sprechen, weil beide Ausdrücke sich häretisch deuten lassen. 2 Synoden zu Konstantinopel 638 und 639 bestätigten die Ekthesis,…
Buch mit Kruzifix

Fraticellen

Irrlehrer und Irrlehren
Lexikon für Theologie und Kirche Stichwort: Fraticellen Fraticellen. Etymologisch soviel wie Brüderchen, hat das Wort nicht immer häretischen Sinn. Das älteste päpstliche Dokument, das den Ausdruck in der Bedeutung von Häretiker gebraucht, ist die Bulle Johannes XXII. v. 30.12.1317 (BullFranc V 134) gegen die spiritualistischen Anhänger des Angelus von Cingoli. Andere dort gebrauchte Namen sind:…
Consent Management Platform von Real Cookie Banner