Der heilige Erzengel Michael unser Beistand
Man pflegt den heiligen Erzengel Michael mit dem Schwert (oder mit einer Lanze) und einem Schild in der Hand vorzustellen, auf welchem diese Worte zu lesen sind: „Wer ist wie Gott?“ oder : „Wer ist Gott gleich?“ Das Wort Michael heißt nach dem Hebräischen „Wer ist wie Gott?“ Der heilige Michael hat sich dieser Worte gleichsam als Waffen wider den stolzen Luzifer bedient, der Gott dem Herrn gleich sein wollte. „Wer ist wie Gott? Wer ist Gott gleich?“ Mit diesen Worten hat er gesiegt, den Luzifer und seinen Anhang überwunden und in die Hölle gestürzt. Dieser Waffen, dieses Schildes sollen auch wir uns in allen Versuchungen des Satans bedienen: „Wer ist wie Gott?“ Wer ist so mächtig, so weise, so schön, so liebenswürdig, wie Gott? Wer ist so sehr zu fürchten, als Gott? Wer kann mich im Gegenteil so strafen, als Gott? Wer kann mir so viel nützen, so viel schaden, als Gott? Wem habe ich so viele Ursache zu dienen und zu gehorsamen, als Gott? Um wessen Gnade habe ich mich mehr zu bewerben, als um die Gnade Gottes? Und wessen Ungnade habe ich mehr zu fürchten, als die Ungnade Gottes? etc. Wer sich dieser heilsamen Gedanken als geistiger Waffen wider den höllischen Geist bedient, der streitet nach dem Beispiel des heiligen Erzengels Michael und wird den Satan überwinden. Wer sich aber jetzt gewöhnt, so zu streiten und den Satan zu überwinden, darf auch hoffen, daß er ebenso im letzten Kampf wider den Satan streiten und denselben überwinden werde, indem der heilige Erzengel ganz gewiß demjenigen, der ihm jetzt so eifrig nachfolgt, besonderen Beistand im letzten Kampf leisten wird.
Der hl. Laurentius Justiniani ermahnt:
„Wir sind besonders schuldig, daß wir dem Feldherrn des ganzen himmlischen Heeres die größte Ehrerbietung erweisen. Wir sollen ihn nämlich besonders preisen wegen seines hohen Gnadenstandes, wegen des ihm von Gott verliehenen Vorzuges und übertragenen Amtes, wegen seiner unüberwindlichen Stärke, wegen Gottes Gewogenheit gegen ihn und wegen seiner heldenmütigen Standhaftigkeit im Streite; jedoch nur in Gott, der ihn und uns erschaffen hat. Er vermag sehr viel bei der göttlichen Majestät. Es ist uns ja auch nicht unbekannt jener herrliche Sieg, welchen er bei dem Aufstand der ungehorsamen Engel im Himmel wider sie errungen hat. Nicht ohne Ursache bemüht sich unsere Mutter, die heilige Kirche, ihn ganz besonders zu verehren; denn sie weiß, daß er von der göttlichen Majestät ihr zum besonderen Beschützer, beständigen Fürsprecher und Führer aller auserwählten Seelen beigegeben worden ist. Daher sollen alle den heiligen Michael als ihren Beschützer erkennen, mit gebührendem Lob preisen, mit andächtigem Gebet verehren, ihm ihre Anliegen empfehlen und ihm durch eine eifrige Lebensbesserung Freude verursachen; denn seine Liebe und Gewogenheit ist so groß, daß er unser Gebet nicht verschmähen, unsere Liebe nicht unvergolten lassen wird; denn einen jeden Demütigen schützt er, einen jeden Keuschen liebt er, einen jeden Unschuldigen leitet er, einen jeden Frommen beschützt und führt er auf dieser Wanderschaft hienieden und begleitet ihn bis in das himmlische Vaterland.“
So äußert sich der heilige Laurentius Justiniani über den hl. Erzengel Michael. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 779 – S. 780