Duns Scotus und Maria mit dem geneigten Haupt
Duns Scotus hatte aber schon als Schulknabe der lieben Mutter Gottes das Gelöbnis gemacht, zeitlebens sich in ihren Dienst zu stellen und ihre Ehre gegen alle Angriffe zu verteidigen, wenn sie ihm beim Studieren behilflich sein wollte, daß er es zu etwas Rechtem bringen möchte; es hatte eben bei ihm lange nicht vorwärts gehen wollen, so hart war sein Kopf. Maria aber, der Sitz der Weisheit, hatte ihm nun wirklich nachgeholfen, und mit ihrer Hilfe ist Duns Scotus ein gar gelehrter Mann geworden, der es in der heiligen Wissenschaft fast mit Sankt Thomas von Aquin aufgenommen hat. Daher hat denn auch er seinerseits Wort gehalten, ist in dem Streit wegen der Unbefleckten Empfängnis für dieselbe aufgetreten und hat seine Gegner mit vielen Beweisstücken aus dem Feld geschlagen. Dieser Sieg aber hat der lieben Mutter Gottes im Himmel große Freude gemacht. Darum hat sie sich, so berichtet die Sage, auch bei Duns Scotus recht schön bedankt und hat, als er siegreich aus der geistigen Wahlschlacht heimkehrte und an einem steinernen Muttergottes-Bild vorüber kam, im Bild das Haupt geneigt, so daß dieses Marienbild mit dem gesenkten Haupt jetzt noch in Paris zu sehen sein soll. –
aus: Philipp Hammer, Marien-Predigten, 1909, S. 9