Die neunzehn heiligen Märtyrer von Gorkum

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

9. Juli

Neunzehn heilige Märtyrer von Gorkum

Nachdem durch Luther und Calvin, die zwei bekannten Irrlehrer, ein großer Teil Deutschlands und der Schweiz von der wahren Religion abwendig gemacht und durch die von ihnen veranlaßten Unruhen und Empörungen verwüstet worden war, fingen auch die Einwohner der Niederlande (Belgien und Holland) an, wider ihren rechtmäßigen Oberherrn, den König von Spanien, sich aufzulehnen, um die sogenannte Gewissens-Freiheit zu erzwingen. Der Prinz von Oranien, Wilhelm von Nassau und andere unterstützten die Rebellen (Calvinisten), die man anfangs Geusen nannte. Im Jahre 1572 nahmen sie verschiedene Städte, namentlich Briel und Dortrecht mit Waffengewalt ein. Dann griffen sie das Städtchen Gorkum an, welches sechs Stunden weit von Dortrecht liegt. Der spanische Stadthauptmann Türk zog sich in das Schloß zurück, wohin auch die zwei Stadtpfarrer samt den Franziskanern, die daselbst ein Kloster hatten, sich mit einigen anderen Katholiken begaben. Der Oberst der Geusen forderte nach Einnahme des Städtchens die Besatzung des Schlosses zur Übergabe auf mit dem eidlichen Versprechen, allen Personen geistlichen und weltlichen Standes freien Abzug zu gestatten. Darauf übergab der spanische Kommandant das Schloß. Allein es zeigte sich bald, was man von denen, die Gott und der Kirche nicht getreu bleiben, selbst nach einem feierlichen Eid und Versprechen zu erwarten habe. Den Kommandanten schleppte man mit Ketten und banden gefesselt in das Gefängnis. Einen katholischen Bürger, der zuvor einen Geusen wegen eines aus der Kirche geraubten Kelches einen Kirchendieb genante hatte, henkte man ohne weiteres auf. Den übrigen Katholiken drohte man alle erdenklichen Peinen und Martern an.

Die größte Wut dieser Calvinisten ergoß sich über die Priester. Sie wurden sämtlich in einen abscheulichen Kerker geworfen. Zu Mittags setzte man ihnen Fleischspeisen vor; weil es aber Freitag war, und sie wohl sahen, daß man den Genuß dieser Speisen als einen Abfall vom wahren Glauben ansehen würde, entschlossen sich alle, lieber den bittersten Hunger zu erleiden, als das Gesetz der Kirche zu übertreten. Einer allein hielt unter diesen Umständen den Genuß von Fleischspeisen für keine Sünde; er aß vom Fleisch, verlor aber die Marterpalme. Wieviel diese gefangenen Geistlichen in dem Kerker ausgestanden, läßt sich nicht beschreiben. Die ketzerischen Soldaten kamen so oft, als ihnen beliebte, zu ihnen und trieben allen erdenklichen Mutwillen. Bald gaben sie einem nach dem andern die härtesten Backenstreiche; bald stießen sie selbe mit Füßen, rissen sie hin und her, schlugen sie unmenschlich und drohten, alle an das Kreuz zu schlagen. Gleich am ersten Abend trat einer der Verwegensten in den Kerker und rief, die Schwarzen, nämlich die Weltpriester, sollten herbei kommen. Leonard Wichel (Bechel), der ältere Pfarrer, welcher glaubte, die Stunde der Marter sei schon abgerückt, kam, kniete nieder und streckte seinen Hals zum Streich dar. Der Bösewicht verlangte aber für dieses Mal nur Geld; Leonard und die andern gaben gaben ihm, was sie an Geld hatten, und stellten ihn so für dieses Mal zufrieden. Härter setzte man dessen Seelsorgs-Gehilfen Nicolaus Poppel zu, weil dieser zuvor wider die Irrlehren eifrig gepredigt hatte. Ein Calvinist setzte ihm die Pistole an den Mund und sprach: „Wie ist es, Pfaff? Du hast so oft auf der Kanzel gesagt, du seiest bereit, für deinen Glauben zu sterben: nun sage, ist es dir noch Ernst?“ – „Ja“, antwortete Nicolaus, „mit Freuden will ich sterben für den katholischen Glauben und besonders für den Hauptartikel, den ihr verwerft, die Gegenwart Christi im heiligen Altarsakrament.“ Der Calvinist stutzte über dieses mutvolle Bekenntnis und verlangte nur zu wissen, wo die Schätze im Schloß verborgen wären? Nicolaus wußte hiervon nichts; daher wurde er mach langer Marter wieder entlassen. Dem Pater Guardian Nicolaus Pick nahm man den Gürtel vom Leibe, legte ihm denselben um den Hals und zog ihn an einer Türe so lange auf und ab, bis der Gürtel zerriß, und der Pater Guardian ohne Lebenszeichen wie tot zur Erde fiel. Die grausamen Soldaten wollten nun wissen, ob er noch lebe; deshalb nahmen sie eine brennende Kerze, hielten selbe lange an jeden Teil des Gesichtes, streckten sie ihm sogar in den offenen Mund und in die Nase hinein. Weil sie aber kein Zeichen des Lebens mehr wahr nahmen, ließen sie ihn liegen und sagten: „Es ist ein Mönch, es wird kein Hahn mehr nach ihm krähen.“
Der Pater erholte sich jedoch später wieder, und munterte alle zur Standhaftigkeit auf.

Am folgenden Tage erneuerten die calvinistischen Soldaten ihren Mutwillen und ihre Grausamkeit an den unerschrockenen Bekennern Christi. Nebst anderem gaben sie jedem so derbe Backenstreiche, daß ihnen das Blut häufig aus Mund und Nase hervor strömte. Ein 90jähriger Franziskaner namens Willehad, wiederholte bei jedem Backenstreich die Worte: „Deo gratias!“ „Gott sei Dank!“ An einem andern Tage führte man sie paarweise gebunden aus dem Kerker und zwang sie, wie in einer Prozession das Te Deum laudamus zu singen, wobei die zu Tisch sitzenden Soldaten ihr Gespött und Gelächter trieben. Nach diesem brachte man ihnen Würfel herbei mit den Befehl, sie sollten spielen, wer als erste aus ihnen gehenkt werden sollte. „Es bedarf keines Spielens“; sprach Pater Guardian. „Ich bin schon bereit; denn ich habe es schon erfahren, wie es ist, wann man gehenkt wird.“ Die Bösewichte verwunderten sich über diesen unerwarteten Mut, und nachdem sie noch einige Zeit mit Schmähen und Spotten über die heilige Religion und die gesamte Geistlichkeit zugebracht hatten, ließen sie die Gefangenen wieder in den Kerker zurück führen.

Endlich führte man die Gefangenen vor Gericht und befragte sie, ob sie die katholische Religion verleugnen wollten? Drei aus ihnen antworteten sehr wankelmütig und wurden daher von den übrigen abgesondert. Die übrigen zeigten sich alle bereit, eher zu sterben, als die wahre Religion zu verlassen. Am folgenden Tage rief man nur die sieben ansehnlichsten wieder zu Gericht und verlangte von ihnen, sie sollten wenigstens das Oberhaupt der römischen Kirche und die Gegenwart Jesu Christi in dem heiligen Abendmahl verleugnen, so würde man mit ihnen zufrieden sein und ihnen die Freiheit geben. Die Diener Gottes ereiferten sich über eine so gottlose Zumutung und beteuerten einstimmig, lieber alle Arten von Peinen zu erdulden , als nur den mindesten Artikel des katholischen Glaubens zu verleugnen. Der eifrige Pfarrer Leonard redete noch mehr und machte den Prädikanten, der dem Gericht vorstand, so zuschanden, daß derselbe kein Wort mehr vorzubringen wußte. Der Graf Lumay von der Mark, darüber entrüstet, sprach das Todesurteil über sämtliche Geistliche. Nun traf der Befehl des Prinzen von Oranien ein, die Gefangenen vertragsgemäß frei zu lassen; dennoch beharrte der Graf bei seinem grausamen Vorhaben und gebot, noch in derselben Nacht das Urteil zu vollziehen.

Daher wurden die unerschrockenen christlichen Helden um ein Uhr in der Nacht vor die Stadt hinaus geführt zu dem Augustiner-Kloster, welches von den Geusen kürzlich verwüstet worden war. Dort war noch ein großer Holzschuppen übrig, wo zwei einen gegenüber liegende Balken in der Höhe befestigt waren. Beim Anblick des zu ihrer Marter bestimmten Platzes erfreuten sich sämtliche Geistliche und munterten einander zur Standhaftigkeit auf. Der Pater Guardian war der erste, dem man den Strick um den Hals warf und ihn mit Ausübung großer Grausamkeit an einem Balken aufhängte. Er redete den Seinigen zu, so lange er reden konnte. Nach ihm erdrosselte man auf gleiche Weise die anderen achtzehn. Ein Prädikant, welcher nach dem Pater Vicarius die Leiter hinauf stieg und selben noch zum Abfall versuchte, wurde von ihm aus heiligem Eifer mit dem Fuß von der Leiter hinab gestoßen; hierdurch wurden die anderen Prädikanten von der Besteigung der Leiter und fernerem Zureden abgeschreckt. Auf diese Weise endigten den 9. Juli 1572 die neunzehn Blutzeugen Christi an jenem Ort ihr Leben und ihr glorreiches Martyrium. Keinen sah man dabei mutlos, keinen betrübt, sondern alle heiter und voll Freude.

Die ketzerischen Bösewichte schonten auch die entseelten Leiber nicht, sondern schnitten ihnen die Nasen, Ohren und andere Glieder ab, streckten einige auf ihre Hüte oder Pickelhauben und trieben noch vielen anderen Mutwillen mit denselben.

Von diesen 19 Glaubens-Helden waren 11 Franziskaner (Observanten), 4 andere Ordenspriester und 4 Weltpriester.

Papst Pius IX. sprach diese Märtyrer von Gorkum heilig am 29. Juni 1867. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 529 – S. 533

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