Heilige Sabina und Seraphia Märtyrerinnen

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

29. August

Im Hintergrund sitzt auf einem prachtvollen Thron der heidnische Stadtpräfekt und schaut zu, wie die heilige Seraphia die zwei Jünglinge heilt; Seraphia steht mit erhobener Hand bei einem der zwei Jünglinge; der andere liegt auf einer Bahre; beide sind mit Blindheit geschlagen

Die heiligen Sabina und Seraphia Märtyrerinnen

Sabina stammte aus einer sehr angesehenen Familie Roms und erhielt eine noble, aber heidnische Erziehung. Sie war vermählt mit dem kriegsobersten Valentin und lebte ganz nach Sitte der vornehmen Damen, d.h. sie liebte luxuriöse Kleidung und üppige Mahlzeiten, saß viele Stunden am Putztisch und im Theater, oder sie quälte ihre Sklavinnen.

Ihr Mann fiel in einer Schlacht gegen die Dacier, und Sabina zog sich aus dem zu geräuschvollen Stadtleben auf ihr Landgut in Umbrien zurück. Denn sie hatte von dem Schöpfer einen kräftigen Geist und ein edles Herz empfangen, und in Folge ihrer besseren Erziehung und ihres Verkehrs mit den vornehmeren Familien eine würdevolle Selbstachtung bewahrt.

Unter ihren Sklavinnen befand sich auch eine Christin aus Antiochia in Syrien, Seraphia genannt. Sie war ein Muster von Anstand und Bescheidenheit, sprach sehr wenig, und stets in einem höflichen, liebreichen Ton: sie schmeichelte niemals ihrer Herrin in der kriechenden Art ihrer Mitsklavinnen, und entschuldigte ihr Nicht-Gehorchen mit der achtungsvollsten Ehrfurcht bei Sabina, so oft diese von ihr etwas verlangte, was das christliche Gesetz nicht erlaubte. In dieser Beziehung kannte sie keine Furcht vor den Vorwürfen und Strafen, die nicht selten sehr blutig waren; sie ertrug dieselben mit solcher Geduld, daß nie ein Wölklein des Mißmutes oder Zornes ihr mild-ernstes Angesicht trübte. Bei allen andern Aufträgen gehorchte sie mit freudiger Pünktlichkeit und verrichte die geringsten und schmutzigsten Arbeiten mit einer unerklärlichen Vorliebe.

Sabina beschäftigte sich gerne mit Beobachtung der verschiedenen Charaktere ihrer Dienerschaft und wurde besonders interessiert für Seraphia, weil sie einmal unvermerkt zuschaute, wie dieselbe einem Bettelknaben den linken Fuß, an dem er eine Eiterwunde hatte, auf den Knien liegend reinigte, küßte, wieder verband, und ihn dann noch mit einem Stück Brot beschenkte, das sie selbst abgespart hatte.

Sabina verschärfte ihre Beobachtungen und gewahrte, wie Seraphia Kleidungsstücke, welche sie ihr geschenkt hatte, an arme Mädchen verteilte, wie sie Stunden lan in ihrer Kammer auf den Knien lag, heiße Küsse auf ein Kreuz drückte und dazu ihre Lippen bewegte: ach sie wußte es nicht, daß diese Sklavin für ihre Herrin voll Inbrunst um Bekehrung flehte! Sabina konnte nicht umhin, Seraphia über das Gesehene und Gehörte zur Rede zu stellen. Diese bekannte mit Erröten, daß sie solches aus Pflicht und Dank gegen die heilige Religion tue, welche zu kennen sie so glücklich sei, sprach dann gar inniglich von der Majestät und Güte Gottes, von der Bestimmung des Menschen zu einer ewigen Seligkeit, von der Häßlichkeit der Sünde, von der Liebe und Barmherzigkeit Jesu Christi, kniete, von innerer Rührung übermannt, nieder und schloß: „O hohe Gebieterin, ich bin nur eine einfältige, unwissende Sklavin, ich bin nicht im Stande, dir die Schönheit und Süßigkeit unserer göttlichen Religion zu erklären: aber unsere Priester könnten es schon, möchtest du dieselben nicht einmal anhören?“

Sabina war erstaunt über diese so vernünftige Rede der Seraphia und entließ sie, weil der Anstand es nicht gestattete, daß die vornehme Herrin lange mit einer Sklavin spreche. Aber sie konnte Seraphia`s herrliche Worte nicht vergessen und bat sie endlich um einen Lehrer in ihrer Religion. Voll Freude eilte Seraphia in der Nacht nach Rom und meldete dem Priester Alexander ihren erfreulichen Auftrag. Schon in der folgenden Nacht begann dieser im Hause der Sabina den Unterricht, der mehrere Monate dauerte. Endlich kam der heiß ersehnte Tag, an dem Sabina die heilige Taufe und zugleich die erste Kommunion empfing. Unbeschreiblich selig im Herzen und voll Dank gegen Gott fiel die neue Christin ihrer Sklavin um den Hals und küßte sie mit dem Ausruf: „O meine Schwester, von jetzt an ewig meine Schwester!“ Sabina schenkte nun allen ihren Sklaven die Freiheit, kleidete sich sehr einfach, beglückte die Armen und Kranken mit Almosen und besuchte oft mit Seraphia den Gottesdienst in den Katakomben zu Rom.

Ein Philosoph, welcher die schöne und reiche Sabina gerne geheiratet hätte, fand auf einmal das Leben im Landhaus ganz verändert und seine Gegenwart mit Kälte geehrt. Bald entdeckte sein scharfes Auge, daß Sabina vor ihrer Sklavin zum Christentum verführt worden sei; zornentbrannt verklagte er sie beim Stadtpräfekten Beryllus. Als der Präfekt Seraphia verhaften und sich vorführen ließ, kam Sabina auch mit und erklärte, daß sie ebenfalls eine Christin sei. Doch Beryllus stellte sich, als habe er ihre Worte nicht verstanden, und befahl ihr, sich zu entfernen; dann herrschte er Seraphia an: „Opfere den Göttern und befolge die Gesetze des Kaisers.“ Seraphia: „Ich opfere den Dämonen nicht; denn ich bin eine Christin.“ Beryllus: „Opfert ihr Christen denn gar nicht?“ Seraphia: „O gewiß, wir opfern Gott alle Tage unsere Gebete, unser reines, keusches Leben, unsere Arbeiten und Leiden auf.“ Beryllus: „Wo habt ihr denn eure Tempel?“ Seraphia: „Unser Leib selbst ist ein Tempel Gottes.“ Beryllus: „Wenn ihr also Unkeusches tut, dann seid ihr keine Tempel Gottes mehr.“ Seraphia: „Gott wird den in seinem Zorne verderben, der seinen Tempel verletzt.“ Seraphia wurde ins Gefängnis abgeführt und dem Mutwillen zweier Jünglinge preisgegeben; aber wunderbar beschützte sie ein Engel und schlug die Jünglinge mit Blindheit und Lahmheit. Als die Abgesandten des Präfekten ihm am andern Morgen das Geschehen meldeten, ließ dieser die hl. Jungfrau sich wieder vorführen und fragte sie: „Durch welche Zaubermittel hast du die Jünglinge ohnmächtig gemacht?“ Seraphia antwortete: „Uns Christen ist es nicht erlaubt, Zauberei zu treibe; aber unser Herr Jesus Christus hilft denjenigen, welche Ihn anrufen.“ – Nun befahl der Präfekt, die Jünglinge herbei zu schaffen. Seraphia hob ihre Hände gen Himmel und betete. Dann berührte sie die Jünglinge und sprach: „Im Namen unsers Herrn Jesu Christi richtet euch auf!“ Und sogleich waren sie geheilt und standen auf. Vergebens forderte der Präfekt Seraphia abermals auf, zu opfern. Wütend über seine Niederlage, ließ Beryllus nun die „Zauberin“ Seraphia geißeln, foltern, mit glühenden Zangen zerfleischen und endlich mit Prügeln tot schlagen. Sabina kaufte die hl. Leiche, balsamierte sie ein, setzte sie bei in ihrer Familiengruft und betete mit Sehnsucht um die Gnade, bald mit ihrer Schwester vereint zu werden. Sie widmete sich voll Eifer den Werken der Barmherzigkeit.

Inzwischen war Elpidius an die Stelle des Beryllus gekommen und beeilte sich, die reiche Sabina wegen des Glaubens an Christus zu verhaften, um ihr Vermögen einzuziehen. Er befahl ihr, den Göttern zu opfern. Sabina erwiderte furchtlos: „Ich bin eine Christin, niemals mehr werde ich den Teufeln opfern: tue, was dir beliebt, meine zeitlichen Angelegenheiten sind geordnet, mein Vermögen ist wohl aufgehoben in den Händen der Armen, ich bin zum Sterben bereit.“ Über diese Rede geriet der Richter in tolle Wut und sprach das Todesurteil. Sabina kniete ungeheißen nieder, betete eine kleine Weile, nahm selbst den Schleier vom Haupt und bot es dem Henker dar, am 29. August 120. Die Christen begruben sie neben ihre heilige Retterin Seraphia. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 638-640

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