Der Katechismus über die Freimaurerei
Mit vollem Recht haben demnach die Päpste zu verschiedenen Zeiten die Gläubigen sehr ernstlich vor dem Freimaurer-Bund gewarnt und die Exkommunikation über alle verhängt, welche sich demselben anschließen. Schon im Jahre 1738 tat dies Klemens XII. Auch gesteht ein Mitglied des Freimaurer-Ordens in einem Aufsatz der Deutschen Vierteljahresschrift (1. Heft 1841) ganz offen: „Die Gerechtigkeit muss man der römischen Hierarchien widerfahren lassen: sie erkannte Zweck und Tragweite des Bundes und die Wichtigkeit desselben früher und klarer und blieb ihren Ansichten treuer als viele Glieder des Bundes selber.“ Weil aber die Freimaurerei, um das Zerstörungswerk des Christentum ungehindert auszuführen, ihren eigentlichen Zweck unter dem Schleier des Geheimnisses sorgsam verbirgt, auch keinem seines religiösen Bekenntnisses wegen die Aufnahme in ihren Bund verweigert, so sind noch immer viele in dem Wahn befangen, als hätte die Freimaurerei nichts mit der Religion zu schaffen und beabsichtige nur gesellige Unterhaltung, Bildung und wohltätige Unterstützung. Solche mögen sich die Worte des Freimaurers Prusson aus der Genfer Loge zur „Vollkommenen Gleichheit“ merken, in seiner 1856 bei L. Sabot herausgegebenen Schrift: „Nur das dumme, gemeine Volk glaubt, daß die Freimaurerei ein bloßer Erholungs-Verein oder eine wohltätige Gesellschaft sei. Die Freimaurerei ist eine Religion, welche aber nicht einmal die vornehmsten Grundwahrheiten des Christentums als solche anerkennt, eine Religion, die dispensiert von allen übrigen Religionen. Die Freimaurerei nimmt zwar einfach Gott als die Grundlage ihrer Prinzipien an, aber Gott als die Seele einer gleich ewigen Materie.“ Es ist übrigens eine vielfach erwiesene geschichtliche Tatsache, daß die Freimaurerei von jeher mit rastlosem Eifer an der Zerstörung des Christentums arbeitete. Ganz richtig sagt der protestantische Kirchenhistoriker Guericke in seinem Handbuch der Kirchengeschichte 4. Aufl. 2. Bd. S. 553: „Die Freimaurerei hat einen unermeßlichen Einfluß auf die Zerstörung des positiven Christentums geübt; sie hat mit ihrem Hammer nach Möglichkeit das positive Christentum in tausend Trümmer und Stücke zu schlagen gesucht; ist darauf ausgegangen, an die Stelle des von Christus erbauten einen neuen Kultustempel aufzurichten, wenn auch daraus nur ein babylonischer Turm wurde. Sie ging insbesondere und allerorten daraus aus, in Tat, Lehre und Schrift die katholische Kirche, den päpstlichen Primat, die Hierarchie und das Priestertum, das Ordens- und Korporations-Wesen und die spezifisch katholischen Lehren, Institute und Gebräuche herabzusetzen und zu stürzen und nur jenem Katholizismus Geltung zu lassen und ihre Huldigung darzubringen, der sein Wesen, seinen Inhalt und sein Leben aufgab und mit dem Deismus, Naturalismus und verwandten Richtungen im herzlichsten Einverständnis lebte.“ –
Auch läßt sich nicht leugnen, daß in der gräuelvollen französischen Revolution, die vor allem auf die Zerstörung des Christentums hinarbeitete, die Freimaurer eine Hauptrolle spielten. Dieses „Verdienst“ nahmen die berufenen Vertreter der französischen Freimaurerei bei Gelegenheit des 1889 gefeierten hundertjährigen Jubiläums der großen Revolution einstimmig für ihren Orden in Anspruch. (Vgl. Stimmen aus Maria Laach 1889 II. S. 317ff) Ebenso offen und nachdrucksvoll rühmen sich die italienischen Freimaurer, treue Gefährten und Nacheiferer der Mustermaurer Mazzini und Garibaldi zu sein und in Italien die revolutionäre Bewegung seit 1800 gefördert zu haben. (Cf. Gruber: Mazzini, Masoneria e Rivoluzione 1901, p. 69 sqq.) Die deutschen Freimaurer, welche sich hauptsächlich der stillen Verbreitung der freimaurerischen Grundsätze befleißigen, verehren besonders Lessing als ihr Muster und Vorbild und sind dementsprechend eifrigst bestrebt, den christlichen Glauben sowohl bei Protestanten wie bei Katholiken systematisch zu bekämpfen. (Vgl. Handbuch der Freimaurerei, 2. Aufl. 1900, I. S. 608f) Die Freimaurer englischer Zunge in Großbritannien und Nordamerika halten zwar am Gottesglauben fest, stellen es aber jedem frei, was er sich unter „Gott“ denken will. Durch diese indifferentistische Stellung zum positiven Christentum üben aber auch derartige Logen ähnlich wie die zahlreichen verwandten interkonfessionellen Vereinigungen mit sittlich religiösen oder auch antireligiösen Zwecken auf die Orthodoxie und das Glaubensleben ihrer Mitglieder einen höchst verderblichen Einfluß aus. Katholiken, welche solchen Gesellschaften beitreten, gelangen, wie eine tausendfache Erfahrung beweist, gewöhnlich schon in kurzer Zeit dahin, daß sie bezüglich ihrer religiösen Pflichten gleichgültig werden, sich über die Kirche und ihre Lehren hinweg setzen, mit einer rein äußerlichen Rechtschaffenheit sich begnügen und nur schwer mehr den Weg zur Kirche zurückfinden. –
aus: Joseph Deharbe SJ, Religionsgeschichte, 1907, S. 458 – S. 460