Der Friede eines sterbenden Gerechten

Alfons von Liguori Gewissheit des Todes: Der Priester auf dem weg, einen Sterbenden zu versehen

 Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten

Neunte Betrachtung: Der Friede eines sterbenden Gerechten

“Die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes, und die Qual des Todes berührt sie nicht. In den Augen der Unwissenden scheinen sie zu sterben, sie aber sind im Frieden.” (Weish. 3, 1-3)

Der heilige Alfons steht im Ordensgewand in seiner Stube, die Hände an der Briust gekreuzt und das Kruzifix haltend, der Bischofsstab ist angelehnt an den Tisch

Erster Punkt.

Die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes. Wer kann die Seelen der Gerechten, wenn Gott sie in seiner Hand verschlossen hält, derselben entreißen? Es ist wahr, die Hölle wird nicht müde, auch die Heiligen bei ihrem Tode zu versuchen und zu bestürmen; aber Gott ermangelt auch nicht, ihnen beizustehen und seinen treuen Dienern, je größer die Gefahr ist, desto größere Hilfe zu leisten. Denn, sagt der heilige Ambrosius, Gott ist ein Helfer in der Not. Als der Diener des Elisäus die Stadt von Feinden umgeben sah, erschrak er, aber der Heilige flößte ihm Mut ein und sprach: Fürchte dich nicht; denn mehr sind mit uns als mit ihnen. (4. Kön. 6, 16)

Darauf zeigte er ihm ein großes Heer von Engeln, das Gott zu ihrer Verteidigung gesandt hatte. Freilich wird der Teufel kommen, um den Sterbenden zu versuchen; aber auch der Schutzengel wird kommen, um ihn zu stärken. Es werden seine heiligen Fürsprecher kommen; ferner der heilige Michael, der von Gott bestimmt ist, seine getreuen Diener im letzten Kampf mit der Hölle zu verteidigen; auch die göttliche Mutter wird kommen, um die Feinde zu verjagen, indem sie ihren treuen Diener unter ihren Schutzmantel nimmt; vor allen wird Jesus Christus kommen, um vor den Versuchungen dies sein unschuldiges oder bußfertiges Lämmlein zu bewahren, für dessen Heil Er sein Leben hingab.

Er wird ihm Vertrauen und Kraft einflößen, welcher es in einem solchen Kampf bedarf; weshalb es voll Mut ausrufen wird: Der Herr ist mein Helfer geworden. (Ps. 29, 11) Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wenn sollte ich fürchten? (ebd. 26, 1) Es liegt Gott mehr an unserer Seligkeit, sagt Origenes, als dem Teufel an unserem Verderben; denn Gott liebt uns weit mehr, als der Teufel uns hasst.

Gott ist getreu, sagt der Apostel, Er wird euch nicht über eure Kräfte versuchen lassen. (1. Kor. 10, 13) Ihr werdet aber einwenden: Viele Heilige sind mit großer Furcht wegen ihres Heiles gestorben. Darauf antworte ich: Unter denen, die ein gutes Leben geführt haben, finden sich nur wenige, von denen man liest, dass sie in solch großer Furcht gestorben seien; und wenn der Herr dies bei einigen zulässt, so geschieht es, um sie im Tode noch von irgendeinem Fehler zu reinigen, wie Vincenz von Beauvais bemerkt. Dagegen liest man fast von allen Dienern Gottes, dass sie mit lächelndem Mund gestorben sind.

Freilich wird jedermann beim Tod mit Furcht erfüllt vor dem Gericht Gottes; während aber bei dem Sünder die Furcht in Verzweiflung übergeht, verwandelt sie sich bei den Heiligen in Vertrauen auf Gott. Als der heilige Bernhard krank war, wurde er, nach der Erzählung des heiligen Antonin, von Misstrauen versucht; als er aber der Verdienste Jesu Christi gedachte, vertrieb er alle Furcht, indem er sagte: „Deine Wunden sind meine Verdienste.“

Anfangs fürchtete sich auch der heilige Hilarion; aber voll Freude rief er hierauf aus: „Gehe heraus, meine Seele! was fürchtest du? Fast siebzig Jahre hast du Christo gedient, und du fürchtest den Tod?“ Damit wollte er sagen: Was fürchtest du, da du einem Gott gedient hast, der getreu ist und niemanden verlassen kann, der Ihm im Leben getreu war?

Als man den P. Joseph Scamacca, aus der Gesellschaft Jesu, fragte, ob er mit Vertrauen sterbe, antwortete derselbe: „Wie, habe ich etwa dem Mahomet gedient, dass ich jetzt an der Güte meines Gottes zweifeln sollte, ob Er mich selig machen wolle?“

Wenn uns im Tode der Gedanke peinigt, dass wir Gott früher beleidigt haben, so müssen wir wissen, dass der Herr beteuert hat, Er wolle der Sünden derer, die Buße tun, nicht mehr gedenken: Wenn der Gottlose Buße tut, so will Ich all seiner Missetaten nicht mehr gedenken. (Ezech. 18, 21) Wie können wir aber versichert sein, wird jemand sagen, dass Gott uns wirklich verziehen habe? So fragt auch der heilige Basilius: „Wie kann aber jemand gewiss überzeugt sein, dass Gott ihm seine Sünden verziehen habe?“ Und er antwortet: „Wenn er sagen kann: ich habe die Ungerechtigkeit gehasst und verabscheut.“ Wer die Sünde hasst, der kann sicher sein, dass Gott ihm verziehen habe.

Das menschliche Herz kann nicht ohne Liebe leben; entweder liebt es die Geschöpfe oder Gott; liebt es also die Geschöpfe nicht, so liebt es Gott. Wer liebt aber Gott? Wer seine Gebote beobachtet: Wer meine Gebote hat und hält, der ist’s, der mich liebt. (Joh. 14, 21). Wer also in der Beobachtung der Gote Gottes stirbt, der fürchtet sich nicht. Die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. (1. Joh. 4, 18)

Erster Punkt: Anmutungen und Bitten

O mein Jesus, wann wird der selige Tag kommen, da ich Dir sagen kann: Mein Gott, ich kann Dich nicht mehr verlieren? O wann werde ich Dich von Angesicht zu Angesicht sehen und versichert sein, Dich die ganze Ewigkeit aus all meinen Kräften zu lieben! O mein höchstes Gut! Meine einzige Liebe! Solange ich lebe, bin ich stets in Gefahr, Dich zu beleidigen und deine schöne Gnade zu verlieren. Es gab eine unglückliche Zeit, da ich Dich nicht liebte, da ich deine Liebe gering achtete; jetzt aber reut es mich von ganzem Herzen, ich hoffe, dass Du mir bereits verziehen hast; ich wünsche Dich so innig als möglich zu lieben und Dir in allem wohl zu gefallen.

Aber ich bin noch immer in Gefahr, Dir meine Liebe zu versagen und Dir von Neuem den Rücken zu wenden. O mein Jesus, mein Leben und mein Schatz, lass dies nicht zu! Wenn dies Unglück je über mich kommen sollte, o dann lasse mich lieber jetzt gleich des bittersten Todes sterben! Ich bin damit zufrieden, ja ich bitte Dich darum, Ewiger Vater, überlasse mich aus Liebe zu Jesus nicht solch großem Verderben1 Züchtige mich, wie es Dir gefällt; ich verdiene es und nehme es an; befreie mich aber von der Strafe, deiner Gnade und deiner Liebe beraubt zu werden!

Und du, meine Mutter Maria, empfiehl Du mich deinem Sohne und verschaffe mir die Beharrlichkeit in seiner Freundschaft und die Gnade, Ihn zu lieben; möge Er alsdann mit mir tun, was Ihm gefällt!

Zweiter Punkt.

Die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes, und die Qual des Todes berührt sie nicht. In den Augen der Unwissenden scheinen sie zu sterben – sie aber sind im Frieden. (Weish. 3, 1) Den törichten Weltmenschen kommt es vor, als ob die Diener Gottes ebenso betrübt und ungern sterben wie sie selbst. Aber nein, Gott weiß gar wohl seine Kinder bei ihrem Tod zu trösten; ja selbst bei den Todesschmerzen lässt er sie eine gewisse Wonne genießen, die ein Vorgeschmack des Himmels ist, den Er ihnen in Kurzem erteilen will.

Gleichwie jene, die in der Sünde sterben, schon auf dem Krankenbett gewisse Vorzeichen der Hölle zu empfinden anfangen, nämlich Gewissensbisse, Schrecken und Verzweiflung; so beginnen dagegen die Heiligen durch Akte der Liebe, die sie da öfters zu Gott erwecken, mit dem Verlangen und der Hoffnung, die sie beseelt, Ihn bald zu genießen, schon vor ihrem Tode jenen Frieden zu empfinden, der ihnen im Himmel vollkommen zu Teil werden wird.

Der Tod ist für die Heiligen keine Strafe, sondern eine Belohnung: Während Er Schlaf gibt seinen Geliebten, siehe, da erben sie – von dem Herrn. (Ps. 126, 2) Der Tod dessen, der Gott liebt, wird nicht Tod, sondern vielmehr Schlaf genannt, so dass er mit Recht ausrufen kann: Ich will darüber im Frieden ruhen. (PS. 4, 9)

Der Pater Suarez starb in so großem Frieden, dass er bei seinem Tod sprach: „Ich meinte nicht, dass es so süß sei zu sterben.“ Als der Arzt den Kardinal Baronius ermahnte, nicht so viel an den Tod zu denken, antwortete er: „Warum denn nicht? Meinen Sie etwa, dass ich mich fürchte? Nein, ich fürchte ihn nicht, ich liebe ihn.“

Sander erzählt, dass der Kardinal Fisher von Rochester, als er hinging, um für den Glauben zu sterben, seine besten Kleider anlegte, indem er sagte, er gehe jetzt zur Hochzeit. Als er dann den Richtplatz erblickte, warf er den Stock, auf welchen er sich gestützt hatte, weg und sprach: „Eilt, meine Füße! Wir sind nicht mehr fern vom Himmel“; und ehe er seinen Geist aufgab, stimmte er das Te Deum an, um Gott zu danken, dass Er ihn als Märtyrer für den heiligen Glauben sterben lasse; und dann legte er ganz fröhlich sein Haupt unter das Beil.

Der heilige Franziskus von Assisi sang bei seinem Tod und forderte die anderen auf, ebenfalls zu singen. „Aber mein Vater“, sprach da der Bruder Elias, „beim Tode sollte man statt zu singen vielmehr weinen.“ „Aber ich“, antwortete der Heilige, „ich vermag nichts anderes, als zu singen, da ich sehe, dass ich in Kurzem hingehen werde, um Gott zu genießen.“ Als eine junge Karmelitin dem Tod nahe war, und die anderen Nonnen weinend um ihr Bett standen, sprach sie zu denselben: „O Gott! Warum weint ihr denn? Ich gehe ja, um meinen Jesus Christus zu finden; wenn ihr mich lieb habt, so müsst ihr euch mit mir freuen.“

P. Granada erzählt, dass eines Tages ein Jäger einen aussätzigen Einsiedler traf, der am Sterben war und ein Lied sang. „Wie kannst du in einem solchen Zustand singen?“ fragte jener. „O mein Bruder“, antwortete der Einsiedler, „zwischen mir und Gott befindet sich nur noch die Mauer dieses meines Leibes; aber jetzt sehe ich, wie diese zusammenfällt; ich sehe, wie mein Kerker einstürzt, damit ich zur Anschauung meines Gottes gelange, und deshalb freue ich mich und singe.“

Diese Sehnsucht nach der Anschauung Gottes war es, die einen heiligen Märtyrer Ignatius ausrufen ließ, dass er, wenn die wilden Tiere nicht kommen würden, um ihm das Leben zu nehmen, dieselben zu reizen werde, ihn zu verschlingen: „Ich werde ihnen Gewalt antun, damit sie mich verzehren.“

Die heilige Katharina von Genua konnte es nicht leiden, wenn jemand den Tod als ein Übel ansah und sprach: „O geliebter Tod, wie ungern sieht man dich! Ach, warum kommst du denn nicht zu mir, die ich Tag und Nacht nach dir verlange?“ Und die heilige Theresia verlangte so sehr nach dem Tod, dass sie es für ihren Tod hielt, nicht sterben u können, weshalb sie auch das berühmte Lied verfasste: „Ich sterbe, weil ich nicht sterbe.“ In diesem Lied erscheint der Tod den Heiligen.

Zweiter Punkt: Anmutungen und Bitten

O mein Gott, mein höchstes Gut! Wenn ich Dich auch früher nicht geliebt habe, so wende ich mich doch jetzt ganz zu Dir. Ich sage mich von allen Geschöpfen los und will nur Dich allein lieben, o mein liebenswürdigster Herr! Sage mir, was Du von mir verlangst; denn ich will es gerne tun. Ich habe Dich genug beleidigt. Die noch übrigen Tage meines Lebens will ich nur dazu verwenden, Dir wohl zu gefallen. Verleihe mir die Kraft, damit ich durch meine Liebe den Undank wieder gut mache, den ich gegen Dich bisher gezeigt habe.

Ach, seit so vielen Jahren hätte ich verdient, im höllischen Feuer zu brennen; und Du bist mir so lange nachgegangen, bis Du mich wieder für Dich gewonnen hast! Mache, dass ich jetzt vom Feuer deiner heiligen Liebe ganz entzündet werde! Ich liebe Dich, o unendliche Güte! Du willst der einzige Gegenstand meiner Liebe sein, und Du hast recht; denn Du hast mich mehr geliebt als alle anderen, und Du allein verdienst es, geliebt zu werden. Siehe, ich will Dich allein lieben, ich will alles Mögliche tun, um Dir wohl zu gefallen. Mache mit mir, was Dir gefällt! Es genügt mir, dass ich Dich liebe, und dass Du mich liebst.

Maria, meine Mutter, hilf mir und bitte bei Jesus für mich!

Dritter Punkt.

Wie kann jener den Tod fürchten, der hofft, nach seinem Tod zu einem König des Himmels gekrönt zu werden? „Fürchten wir uns nicht, getötet zu werden“, sprach der heilige Cyprian, „da es gewiss ist, dass wir, wenn man uns tötet, gekrönt werden.“ Wie kann sich der, vor dem Tod fürchten, welcher weiß, dass, wenn er in der Gnade Gottes stirbt, sein Leib unsterblich wird? Dieses Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit. (1. Kor. 15, 53)

Wer den Herrn lieb hat und sich nach der Anschauung Gottes sehnt, der hält das Leben für eine Pein und den Tod für eine Lust. „Er lebt mit Leiden“, sagt der heilige Augustin, „und stirbt mit Freuden.“ Und der heilige Thomas von Villanova sagt: Wenn der Tod den Menschen schlafend antrifft, so kommt er wie ein Dieb, beraubt ihn, bringt ihn um und stößt ihn in den Abgrund der Hölle; trifft er ihn aber wachend an, so begrüßt er ihn als ein Abgesandter Gottes und spricht zu ihm: „Der Herr ruft dich zur Hochzeit; komme, ich will dich in jenes selige Leben führen, wonach du dich sehnst.“

O mit welcher Freudigkeit erwartet derjenige den Tod, der sich in der Gnade Gottes befindet, da er hoffen darf, bald Jesum Christum zu erblicken und die Worte von Ihm zu vernehmen: Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du über Weniges getreu gewesen bist, so will Ich dich über vieles setzen.“ (Matth. 25, 21) O welch ein Trost werden dann die Bußübungen und Gebete, die Losreißung von den Gütern dieser Welt; welch großer Trost wird für den Sterbenden alles sein, was er für Gott getan hat! Sagt dem Gerechten, dass es wohl um ihn steht; denn er wird genießen die Früchte seiner Anschläge. (Is. 3, 10)

Wer Gott lieb hat, wird die Frucht all seiner guten Werke verkosten. Deshalb pflegte der P. Hippolytus Durazzo aus der Gesellschaft Jesu, wenn einer seiner Ordensbrüder mit Vorzeichen der Seligkeit starb, niemals zu weinen, sondern war im Gegenteil besonders heiter. Wie ungereimt wäre es, sagte der heilige Johannes Chrysostomus, an einen ewig dauernden Himmel zu glauben und dennoch Leid zu tragen, dass man dahin geht. Welchen Trost wird es vor allem gewähren, wenn man an die Andachtsübungen denkt, die man zu Ehren der göttlichen Mutter verrichtet hat, an die Rosenkränze, an die Besuchungen ihrer Bilder, an die Fasten an den Samstagen, an den häufigen Besuch der Kongregationen!

Getreue Jungfrau wird Maria genannt; o wie treu ist sie, ihre getreuen Diener bei ihrem Tod zu trösten! Ein gewisser Verehrer der allerseligsten Jungfrau sprach sterbend zu P. Binetti: „O mein Vater, Sie können nicht glauben, wie trostreich im Tode der Gedanke ist, der göttlichen Mutter gedient zu habe; o mein Vater, wenn Sie wüssten, wie zufrieden ist jetzt bin, dieser meiner Mutter gedient zu haben! Ich kann Ihnen das gar nicht sagen.“

Aber welche Freude wird es nicht jenem bereiten, der Jesum Christum geliebt, Ihn oft im allerheiligsten Altarssakrament besucht, Ihn oft in der heiligen Kommunion empfangen hat, wenn er seinen Herrn in der heiligen Wegzehrung in sein Zimmer wird treten sehen, der da kommt, um ihn auf die Reise in die andere Welt zu begleiten! O glücklich ist, wer dann mit dem heiligen Philipp Neri ausrufen kann: „Seht da, meine Liebe! gebt mir meine Liebe!“

Aber wer weiß, wird hier vielleicht jemand sagen, welches Los meiner erwartet? Wer weiß, ob ich nicht gar eines bösen Todes sterben werde? Ich frage den, der so redet: Was macht den Tod böse? Die Sünde allein; weshalb wir nicht den Tod, sondern vielmehr die Sünde fürchten sollen, wie der heilige Ambrosius bemerkt. Willst du also den Tod nicht fürchten, so führe ein frommes Leben! Wer Gott fürchtet, dem wird es wohl ergehen bei seinem Tode.

Der Pater Colombière hielt es beinahe für unmöglich, dass jemand, der Gott im Leben treu gedient, eines bösen Todes sterbe. Und vor ihm sagte schon der heilige Augustin: „Wer gut gelebt hat, kann nicht schlecht sterben.“ Wer zum Sterben vorbereitet ist, der fürchtet den Tod nicht, er komme wie immer, und selbst wenn er plötzlich käme: Der Gerechte, sollte er auch vor der Zeit sterben, wird doch Erquickung finden. (Weish. 4, 7)

Da wir nun einmal nicht anders zum Besitz Gottes gelangen können, als durch den Tod, so ermahnt uns der heilige Johannes Chrysostomus: „Bringen wir Gott dar, was wir Ihm doch einmal geben müssen!“ Wir müssen uns auch merken, dass, wer Gott seinen Tod aufopfert, den vollkommensten Liebesakt erweckt, den man nur machen kann; denn wenn man bereitwillig jenen Tod annimmt, der Gott gefällig ist, wie und wann er komme, so macht man sich den heiligen Märtyrern ähnlich.

Anmerkung: Siehe das Gebet mit vollkommenem Ablass für die Sterbestunde:

Herr, mein Gott, schon jetzt nehme ich den Tod, wie er auch nach Deinem Willen mich treffen mag, mit all seinen Ängsten, Peinen und Schmerzen aus Deiner Hand ergeben und willig an. (Pius X.)

Derjenige, welcher Gott liebt, muss den Tod wünschen und darnach seufzen; denn der Tod verbindet uns auf ewig mit Gott und befreit uns von der Gefahr, Ihn je wieder zu verlieren. Es ist ein Zeichen von geringer Liebe Gottes, wenn man keine Begierde hat, bald zu seiner Anschauung zu gelangen und sich dadurch zu versichern, Ihn nie wieder verlieren zu können. Leiben wir Ihn inzwischen in diesem Leben, so sehr wir nur können; denn nur dazu sollte uns das Leben dienen, dass wir in der Liebe Gottes zunehmen. Das Maß der Liebe, mit dem wir beim Tod getroffen werden, wird auch das Maß sein, mit dem wir Gott in der seligen Ewigkeit lieben werden.

Dritter Punkt: Anmutungen und Bitten

Vereinige mich, o mein Jesus, so innig mit Dir, dass ich mich nie wieder von Dir trennen könne! Mache, dass ich ganz Dir angehöre, ehe ich sterbe, damit ich Dich, o mein Heiland, wenn ich Dich das erste Mal erblicken werde, versöhnt sehe! Du hast mich gesucht, als ich Dich floh; o verstoße mich jetzt nicht, da ich Dich suche! Verzeihe mir alles Missfallen, das ich Dir verursacht habe! Von heute an will ich nur darauf bedacht sein, Dir zu dienen und Dich zu lieben; Du hast mich nur allzu sehr hierzu verpflichtet, da Du Dich nicht geweigert, dein Blut und dein Leben aus Liebe zu mir aufzuopfern.

Ich möchte mich deshalb ganz für Dich, o mein Jesus, verzehren, der Du ganz und gar für mich hast geopfert werden wollen. O Gott meiner Seele! Ich will Dich hier auf Erden recht lieb haben, um Dich in der anderen Welt recht innig zu lieben. O ewiger Vater, ziehe mein Herz ganz zu Dir hin, befreie es von allen irdischen Neigungen, verwunde und entflamme es ganz mit deiner heiligen Liebe! Erhöre mich um der Verdienste Jesu Christi willen! Gib mir die heilige Beharrlichkeit und die Gnade, dass ich immer darum bitte!

Maria, meine Mutter, stehe mir bei und erwirb mir die Gnade, deinen Sohn stets um die heilige Beharrlichkeit zu bitten! –
aus: Alphons Maria von Liguori, Vorbereitung zum Tode oder Betrachtungen über die ewigen Wahrheiten, 1891, S. 83 – S. 94

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