Sterben und Tod
Du bist Staub und sollst wieder zu Staub werden.
Betrachte, daß du Erde bist und zur Erde zurück kehren wirst! Es wird der Tag kommen, da du sterben und dich in einer Grube befinden wirst, wo du vermoderst, und mit Würmern bedeckt wirst. Alle erwartet dasselbe Los, Vornehme und Geringe, Fürsten und Untertanen. Sobald bei dem letzten Öffnen des Mundes die Seele den Leib verlassen hat, so wird die Seele in ihre Ewigkeit eingehen und der Leib wieder zu Staub werden.
Mit dem Tod nimmt Alles ein Ende
Der heilige Kamillus von Lellis sprach zu sich selbst, wenn er auf die Gräber der Verstorbenen blickte: „Ach, wenn diese wieder aufleben würden, was täten sich nicht alles für das ewige Leben? Und ich, der ich noch Zeit habe, was tue ich für meine Seele?“ Das sagte dieser Heilige freilich aus Demut; aber du, mein Christ, du musst vielleicht mit Recht fürchten, daß du jener unfruchtbare Feigenbaum seiest, von welchem der Herr sprach: Siehe, schon drei Jahre komme Ich und suche Frucht auf diesem Feigenbaum, und finde keine.“ (Luk. 13, 7) Welche Früchte hast du gebracht, der du schon länger als drei Jahre in der Welt stehst? Siehe, sagt der heilige Bernhard, der Herr sucht nicht nur Blüten, sondern Er will auch Früchte, d. i. er begnügt sich nicht mit guten Begierden und Vorsätzen, sondern Er verlangt auch heilige Werke. Such dir also diese Zeit zu Nutzen zu machen, welche Gott dir in seiner Barmherzigkeit verleiht, und warte nicht, bis du nach Zeit verlangen wirst, um Gutes zu tun, wenn keine Zeit mehr übrig ist, und dir gesagt wird: „Hinfort wird keine Zeit mehr sein. Fahre hin. Schnell, jetzt ist die Zeit, von dieser Welt zu scheiden; schnell, was geschehen ist, das ist geschehen!“
O mein Christ! wenn du glaubst, daß man sterben muss, daß es eine Ewigkeit gibt, und daß man nur einmal stirbt, so daß, wer sich da irrt, sich für immer, ohne Hoffnung, das Übel wieder gut machen zu können, geirrt hat: o wenn du das Alles glaubst, solltest du dich nicht jetzt, da du dies liesest, endlich einmal entschließen, anzufangen, doch so viel als möglich eines guten Todes zu versichern? (Alphons Maria von Liguori, Vorbereitung zum Tod)