Christen im Dienst der Pestkranken

Beispielsammlung aus der Heidenmission für den christlichen Unterricht

Im Dienst der Pestkranken

Ein Missionar opfert sich im Dienst der Pestkranken

Am 26. August 1862 starb zu Key-Wert, einer Insel von Florida, Pater Silvan Huning. Er starb als wahrer Missionar mitten auf dem Kampfplatz, in der Ausübung heldenmütiger Tugend. Da er der einzige Priester in Key-Wert war, verschied er ohne den Beistand eines Mitbruders, ohne den Trost, den die Sakramente der Kirche den Sterbenden gewähren; allein dies alles war nur eine Gelegenheit zu einem noch glorreicheren Triumph, zu einer noch schöneren Krone. Er starb im eigentlichen Sinn als Märtyrer der Liebe.

In seiner Gemeinde wütete die Pest, und er hatte acht Militärspitäler zu besorgen. Tag und Nacht wandelte er hier zwischen den Sterbenden und Toten herum und außer diesen Spitälern, die allein schon die Kräfte mehrerer Arbeiter in Anspruch genommen haben würden, durchzog er auch noch die Stadt, deren Bürger ebenso wie die Soldaten, von der schrecklichen Geißel heimgesucht waren. So musste er sich lange Zeit hindurch in der verpesteten Luft aufhalten, und es war, wie der Arzt des Ortes schreibt, durchaus unmöglich, daß er dem ansteckenden Gift der Krankheit widerstehen konnte. –

Sonntag, den 24. August, hat er noch einmal Messe gelesen und das Volk zum Empfang der heiligen Sakramente ermahnt. Doch die Anstrengung war zu groß; sie nötigte ihn, sich ins Bett zu legen. Dies machte aber seinen Arbeiten noch kein Ende. Auch auf seinem Krankenlager hörte er fortwährend Beichte, bis er, wenige Stunden vor seinem Tode, die Sprache und bald auch die Besinnung verlor. (AVG 1863, 287)

Ein junger Katechismuslehrer opfert sich für die Pestkranken

„Wir hatten“, so schreibt Pater Otto Weishaupt SJ aus Indien, „wieder in allen drei Missionen (Sangamner, Wallan, Kendal), in einer ganzen Reihe von Dörfern die Pest. Bei dieser Gelegenheit gab einer meiner jungen Katechisten ein herrliches Beispiel der Selbstaufopferung, ähnlich wie vor einem Jahr der hochwürdige Pater Gerhard Kipp. Als die Pest auch in Rui, einem Dorf von 752 Einwohnern, ausgebrochen war, sagte ich dem dort stationierten jungen Katechisten, falls er Furcht habe, dürfe er für einige Zeit ins eine Heimat gehen; denn wir können und mögen nicht unsere Untergebenen zu heroischen Opfern zwingen.

Aber der junge Mann erklärte ganz entschlossen: „Nein, Pater, ich gehe nicht; denn ich kann so ja mit den kranken Christen täglich die Gebete verrichten und auch, so Gott will, manchen sterbenden Heiden taufen.“ So blieb er denn aus freien Stücken; nur seine junge Frau und die bejahrten Eltern hatte er heimgeschickt. Da gleich bei Ausbruch der Seuche alle Leute das Dorf verlassen hatten und in den umliegenden Feldern lagerten, errichtete sich mein Katechist aus Stroh eine notdürftige Hütte, kaum zwanzig Schritte von den Pestkranken entfernt.

Heiden und Christen sprechen jetzt noch voll Bewunderung von dem Eifer und der Aufopferung, mit welcher Petrus Zivon, so hieß der Katechist, die Kranken pflegte und mit ihnen wiederholt im Tage betete und die Sterbenden, Heiden und Christen, zu einem frommen Tod vorbereitete. Mehrere Heiden wurden in der elften Stund von ihm getauft. Trotzdem die Leute nun schon seit drei Wochen auf den offenen Feldern kampierten, griff die Pest immer mehr um sich. Eines Tages starb ein alleinstehender Heide, den Petrus Zivon ebenfalls gepflegt und zum Tode vorbereitet hatte. Niemand wollte den armen Mann beerdigen. Da nahm schließlich Petrus Zivon die schwere Leiche selbst auf seine Arme und trug sie ganz allein zur fernen Begräbnisstätte.; dort grub er zuerst ein Grab und legte dann den Ärmsten der Armen zur letzten Ruhe. Bei dieser Gelegenheit musste sich der Katechist wohl die Ansteckung geholt haben.

Als ich nach einigen Tagen wieder die Pestkranken jenes Dorfes besuchen wollte, fiel es mir auf, daß der Katechist nicht schon von weitem mit entgegen eilte, wie er es zu tun gewohnt war. Sofort sagte ich meinem Kutscher: „Ich fürchte, Petrus ist selbst an der Pest krank.“ So war es auch. Ich fand ihn in seiner elenden Strohhütte auf dem Boden liegen; er zeigte mir seine Pestbeule und sagte: „Gestern Abend fühlte ich mich unwohl; in dieser Nacht entstand die Beule! Gott sei es gedankt, daß Sie kommen.“ Mit großer Entschlossenheit und Ruhe machte er seine letzte Beichte und empfing die Sterbesakramente. Voll Ergebung brachte er dem Heiland sein junges Leben zum Opfer. Besonders fühlte er sich getröstet, als ich ihm sagte: Danke dem Heiland, daß du ähnlich wie im letzten Jahr Pater Kipp jetzt ein Märtyrer der Nächstenliebe geworden bist. Ich bin sicher, daß in diesem Augenblick Pater Kipp dir nahe ist und für dich im Himmel einen herrlichen Platz bereitet hat.“ Schon am dritten Tage starb Petrus. Er war erst einundzwanzig Jahre alt. Der Verlust tat mir leid, aber solch ein heroisches Opfer muss doch auch Gottes Segen auf unsere Mission herab ziehen. (KM 1904, 158) –
aus: Hermann Fischer SVD, Beispielsammlung aus der Heidenmission für den christlichen Unterricht, 1922, Bd. 2, S. 38 – S. 39

siehe auch den Beitrag: Heutige Feinde von Pater Damian de Veuster, Apostel der Aussätzigen

sowie den Beitrag: Papst Gregor I. Bußprozession gegen die Pest

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