Wie die Heiligen U. L. Frau ihre liebe Mutter mit dem Salve Regina begrüßen
Heiliger Alphons Liguori
Der heilige Alphons Liguori hatte dieses Gebet so lieb, daß er ein eigenes Buch hierüber schrieb, „die Herrlichkeiten Maria`s“ genannt, in welchem er den Inhalt dieses Gebetes fast Wort für Wort auf eine wunderliebliche, die Seele tief ergreifende und tröstende Weise erklärt. Er sagt von diesem Gebet, daß dasselbe von der Kirch gut geheißen und den größten Teil des Jahres hindurch den Geistlichen zu beten vorgeschrieben sei, und darin auf bewunderungswürdige Weise die Barmherzigkeit und Macht Mariens geschildert werde.
Heiliger Bonaventura
Der heilige Bonaventura betete das Salve Regina überaus gerne und schrieb eine eigene Abhandlung darüber; der heilige Bernard verherrlichte dies Gebet durch mehrere Reden, und der ehrwürdige Franziskus Retza aus dem Orden des heiligen Dominikus schrieb drei sehr gelehrte Bücher hierüber. Während er die Bücher schrieb, betete oder sang er immer vor der Arbeit das Salve Regina, und grüßte Maria mit diesem Gesang, wenn er von einem Ort zum andern ging. Ja, wenn er nur den Namen Maria hörte, entfloss seinen Lippen das Salve. Nachdem er 84 Jahre alt geworden, und am Fest Mariä Geburt starb, sang er noch vor seinem Tode mit lieblicher Stimme das Salve Regina.
Heilige Gertrudis
Die heilige Gertrudis sang am Fest Mariä Geburt nach der Komplet im Chor die Antiphon: Salve Regina. Bei den Worten: „Eja, unsere Fürsprecherin“, sah sie die allerseligste Jungfrau, wie mit den stärksten Seilen herab gezogen, sogleich zu ihr kommen. Daraus erkannte sie nun, daß, wenn man ihre Fürsprache anruft, sie nicht umhin kann, unsere Bitte gnädig zu erhören. Als man die nächst folgenden Worte sang: „Wende deine barmherzigen Augen zu uns“, wendete U. L. Frau die Augen ihres göttlichen Sohnes der Erde zu, und sprach, das seien ihre barmherzigen Augen, welche sie den ihren Beistand Anrufenden dergestalt zuwende, daß diese davon reichliche Früchte des ewigen Heiles erlangen. Gleich darauf ermahnte sie der Herr, tagtäglich wenigstens einmal seine Mutter durch folgende zwei Verse zu begrüßen: „Eja, also, unsere Fürsprecherin, wende deine barmherzigen Augen zu uns!“ und gab ihr die Versicherung, daß sie einst in der Stunde des Todes davon großen Trost empfangen würde. –
Dann opferte die heilige Gertrudis U. L. Frau hundert und fünfzig Ave Maria, welche sie zu ihrer Ehre betete, auf, und flehte inständigst zu ihrer mütterlichen Liebe, sie möchte ihr doch in der Stunde ihres Todes beistehen. Und alle Worte, welche Gertrudis sprach, wurden gleich Goldstücken vor dem Thron des Herrn aufgeopfert, und von diesem seiner Mutter dargereicht, welche dieselben zum Nutzen und Trost der heiligen Gertrudis verwendete, um sie in der Stunde ihres Todes zu stärken und vor dem schrecklichen Gericht des Herrn sicher zu stellen. – (In vita)
Gottselige Reparata
Die gottselige Reparata aus dem Orden des heiligen Franziskus sah gewöhnlich, wenn von ihren Mitschwestern im Chor das Salve gesungen wurde, die seligste Jungfrau mitten unter ihnen hin- und hergehen, und ein großes Wohlgefallen an ihrem Gesang zeigen. Reparata konnte sich bei dieser Erscheinung nicht still halten, sondern sie fiel in tiefster Ehrfurcht vor der hohen Himmelskönigin auf die Knie. Dies sah die Oberin, welche sie sogleich über ihr auffallendes Benehmen fragte. Reparata, die gerne geschwiegen hätte, musste nun aus Gehorsam sagen, was sie gesehen. (Auriema.)
Anmutung
Ist nun dieses schöne Gebet U. L. Frau so angenehm, und selbst ihrem göttlichen Sohn wohlgefällig, so bete es gerne, christliche Seele, und so oft du kannst, wenigstens alle Tage abends, ehe du schlafen gehst, und wenn du die Worte sprichst: „Wende deine barmherzigen Augen zu uns“, dann bitte sie, dich in deinem Sterbestündlein nicht zu verlassen. Der heilige Anselm sagt: „Notwendig müssen diejenigen, zu denen Maria ihre Augen wendet, und für welche sie bittet, der ewigen Glorie teilhaftig werden.“ Verrichte aber dies Gebet immer mit herzinniger Andacht, und du wirst es nie ohne Segen tun.
Sel. Kolumba
Die selige Kolumba von Mailand aus dem Orden des heiligen Dominikus grüßte einmal mit ihren Mitschwestern U. L. Frau mit dem Salve. Da sah man aus ihrem Mund eine Feuerflamme hervor gehen, die bis zum Gewölbe der Kirche sich erhob, zum Zeichen, mit welch liebeglühendem Herzen sie dieses Gebet verrichtete. (Auriema.)
Heiliger Johannes von Gott
Der heilige Johannes von Gott betete einmal vor dem Bild U. L. Frau zu Guadalupe, und grüßte sie ehrerbietig mit dem Salve. Als er zu den Worten kam: „Wende deine barmherzigen Augen zu uns“, öffnete sich plötzlich der Vorhang, mit welchem das heilige Bild gewöhnlich bedeckt ist, und Maria sah ihn mit freundlichem Blick an. Auf das Geräusch, welches entstand, als der Vorhang sich erhob, lief eilig der Sakristan herbei. Als dieser den Vorhang vor dem Bild weg gezogen und Johannes vor demselben knien sah, glaubte er, er sei ein Dieb, der sich herbei geschlichen, um das Bild seiner Kostbarkeiten zu berauben. Er überhäufte daher den Heiligen mit Schmachreden, schlug und stieß ihn und wollte ihn zur Kirche hinaus jagen. Aber in diesem Augenblick verdorrte der Fuß, den er gegen den Heiligen erhoben, und halbtot fiel er zu Boden. Wie dies der Heilige sah, neigte er sich vor Mitleid zu dem Unglücklichen, und sagt ihm er möge mit möglichster Andacht das Salve Regina beten. Der Sakristan tat es, und noch hatte er das Gebet nicht geendet, als er gesund an allen Gliedern wieder sich erhob. (Auriema.)
Heiliger Bonaventura
Der heilige Bonaventura erzählt im Leben des heiligen Franz von Assisi, daß ein Weib sieben Tage heftige Geburtsschmerzen gelitten, und dadurch dem Tode nahe kam. Verlassen von aller menschlichen Hilfe flehte sie zum heiligen Franziskus um Beistand. Da erschien ihr während des Schlafes der Heilige und fragte sie, ob sie das Salve Regina beten könne. „Jawohl“, antwortete das Weib. Der Heilige gebot ihr, dies gebet zu verrichten. Sie erwacht, betet mit großem Vertrauen dies Gebet, und als sie zu den Worten kam: „Wende deine barmherzigen Augen zu mir“, ward sie glücklich entbunden.
Heiliger Philipp Neri
Im Leben des heiligen Philipp Neri wird erzählt, daß eines Tages ein Mensch, welcher dem Laster der Unreinigkeit ergeben war, zu ihm kam, um ihm zu beichten. Der Heilige nahm ihn mit vieler Liebe und Güte auf, und nachdem er das Bekenntnis aller seiner Ausschweifungen angehört hatte, sagte er liebreich zu ihm: „Ich verlange nicht viel von dir, ich lade dich ein, auf die Mutter der göttlichen Gnade dein Vertrauen zu setzen, täglich siebenmal das Salve Regina zu beten und ebenso oft sie Erde zu küssen, indem die dabei sprichst: „Es kann geschehen, daß ich bald sterbe.“ Das Beichtkind versprach es ihm und hielt Wort. Er führte von jenem Augenblick an ein christliches Leben und starb vierzehn Jahre nachher, erfüllt mit Dankbarkeit und Liebe zu Maria, seiner guten Mutter, eines heiligen Todes,
Vor einigen Jahren will sich ein Missionar an einen Ort begeben, wohin der Weg durch einen Wald führte. Mehrere seiner Schüler begleiten ihn. Da hören sie das Brüllen eines Löwen, der ganz nahe im Gesträuch stand. Schrecken und Entsetzen ergriff alle; sie glaubten sich rettungslos verloren. Der Missionar aber vertraut auf die Hilfe U. L. Frau. Er stimmt mit seinen Schülern das Salve Regina an, und siehe da, der Löwe entfernt sich, und sie gehen ungehindert ihren Weg fort. (Annalen des Glaubens.)
Der fromme Mönch Cäsarius von Haisterbach erzählt, daß ein Priester durch das Salve Regina von der Furcht vor Blitz und Ungewitter befreit worden sei. Es erschien ihm nämlich U. L. Frau, als er am Altar betete, und sprach zu ihm, bete gern und oft das Salve Regina, und Blitz und Ungewitter, die du so sehr fürchtest, werden dir nicht schaden. (Spinelli Thronus Dei Maria.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 260 – Sp. 263