Selige Kinga von Polen Herzogin

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

24. Juli

Die selige Kinga von Polen

Kinga, auch Kunigunde genannt – war eine Tochter des Königs Bela IV. von Ungarn, der ein Bruder der hl. Elisabeth von Thüringen und ein Neffe der hl. Hedwig war. Kaum geboren, hat sie zum freudigen Erstaunen Aller die seligste Jungfrau Maria als „Königin des Himmels und Mutter des Königs der Engel“ mit deutlichen Worten begrüßt. Von der Wiege an liebte sie die Demut, das fasten und das Gebet und entwickelte im Unterricht große Talente.

Kaum fünfzehn Jahre alt wurde Kinga, die an Schönheit des Körpers und Unschuld des Herzens nicht ihres Gleichen hatte, von dem achtzehnjährigen Herzog Boleslaus von Krakau, der alle Eigenschaften eines liebenswürdigen Bräutigams in sich vereinte, zur Ehe verlangt. Erst nach vielen vergeblichen Bitten und Tränen bei ihren Eltern willigte sie ein und reiste mit angstvoller Seele zur Hochzeit nach Krakau. Ununterbrochen betete sie u Gott für sich und ihren Bräutigam um die Gnade, daß beide die Jungfräulichkeit des Leibes und Herzens vollkommen bewahren möchten. Wirklich segnete Gottes Güte die Innigkeit ihrer Bitte, so daß der Bräutigam ihr am Hochzeitstag jungfräuliche Enthaltsamkeit auf ein Jahr zusicherte.

Als Herzogin war Kinga das vollendete Muster einer Landesmutter durch ihren Eifer für die Ehre Gottes und durch ihre wohlwollende Fürsorge für alle Untergebenen. Nach Ablauf des ersten Jahres kniete sie vor ihrem Gemahl hin mit der Bitte, ihr ein zweites Jahr jungfräulicher Ehe zu gewähren „aus Liebe zur makellosen Jungfrau Maria“. Boleslaus besann sich eine Weile und sprach dann: „Habe ich ein Jahr lang verzichtet auf meine ehelichen Rechte aus Liebe zu dir, so wäre es unrecht, wenn ich es nicht viel mehr täte aus Liebe zu Maria.“

Hoch erfreut über diese Gnade dankte sie Gott mit Tränen Gebet und Fasten und befliß sich noch mehr, all` die beschwerlichen Pflichten einer Mutter dadurch zu erfüllen, daß sie den Armen und Kranken in den Spitälern die ekelhaftesten Dienste eigenhändig leistete und ganze Nächte bei den Leidenden wachte. Ihres hohen Standes wegen trug sie zwar vornehme Kleider; aber unter denselben fehlte nie ein peinliches Bußgewand von Pferdehaaren.

Am zweiten Jahrestag der Hochzeit hielt Boleslaus es für Familien- und Fürstenpflicht, nicht ferner auf die ehelichen Rechte zu verzichten; aber Kinga flehte auf den Knien mit vielen Tränen, daß er „aus Liebe zum hl. Johannes dem Täufer“ seine bisherige Barmherzigkeit noch um ein Jahr verlängere.

Der junge Herzog sah diese Bitte wie Spott an, nahm verdrießlich seine Wohnung auf einem entfernten Schloß und drohte ihr, sie habe die Sünde zu verantworten, wenn er in der Treue wanke. Kinga, unerschütterlich in ihrem Gottvertrauen, erwiderte: „Ich kenne deine Gewissenhaftigkeit und Gottesfurcht zu gut, als daß ich für deine Treue im Geringsten besorgt sein müsste.“ Dann wandte sich Boleslaus an ihren Beichtvater, und dieser redete ihr ernstlich zu Herzen: „Frei stand es dir, zu heiraten oder nicht; da du aber die Ehe angenommen, so musst du auch ihre Pflichten erfüllen: du darfst des Herzogs und des Landes Hoffnung auf eine Nachkommenschaft nicht vereiteln. Die hl. Elisabeth, deine Tante, und die hl. Hedwig, deine Groß-Tante, haben Söhne und Töchter geboren, in ruhmvoller Heiligkeit auf Erden gelebt und im Himmel die Krone der ewigen Glorie erhalten.“ Kinga, durch diese Vorstellungen ihres hoch geschätzten Gewissensrates furchtbar beängstigt, betete unter Fasten und Tränen Tag und Nacht zu Gott um Erleuchtung und Erlösung aus dieser qualvollen Finsternis des Zweifels. Ihr Gebet ward erhört, und mit klarem Geist widerlegte sie dem Beichtvater seine Ansicht: „Mit Unrecht vergleichen Sie mich mit der hl. Hedwig und Elisabeth; denn diese waren stark im Glauben und in der Tugend, ich bin darin schwach und habe gerechte Furcht, eine Sklavin des Fleisches und der Sinnlichkeit zu werden: ferner ist es ganz ungewiß, ob Gott mir Kinder geben wird, und ein unbilliger Preis, für eine zeitliche Nachkommenschaft die ewige Glorie der Jungfräulichkeit hinzugeben.“

Diese Standhaftigkeit brachte der allein stehenden Kämpferin neue Trübsale und bittere Vorwürfe von Seiten des Gatten, des Adels und des Volkes; aber ihr Mut sank nicht. Mit Almosen, mit Bußwerken, mit aufgehobenen Händen bestürmte sie ihren Schutzpatron, den hl. Johannes den Täufer und Maria, die Mutter, um ihre Fürbitte. Endlich sah sie in einer Verzückung, wie der Gemahl ihr beim Herausgehen aus der Kirche freundlich entgegen kam, ihre Ausdauer lobte und ihren heiligen Wunsch lebenslänglich zu erfüllen versprach. Nach drei Tagen geschah dies Alles in buchstäblicher Wirklichkeit.

Unermeßlich war ihre Freude. Mit vollem Eifer oblag sie den Werken der Frömmigkeit, rettete das Land aus schweren Bedrängnissen, die es von den Böhmen und Deutschen zu leiden hatte, erflehte durch ihr Gebet den berühmten sieg, welchen ihr Gemahl im Jahre 1266 über die Russen erfocht, und veranlaßte wunderbar die Entdeckung der Salzwerke zu Bochnien, welche dem Land großen Gewinn brachten und noch bringen. Erstaunlich gesegnet war ihre zarte Klugheit: Ärgernisse zu entfernen, entzweite Eheleute zu versöhnen, dürftige Wöchnerinnen zu unterstützen, arme Mädchen auszusteuern und Trauernde zu trösten.

Ihren Vorschlag, ein Kloster für Jungfrauen zu stiften, welche für das Wohl des Volkes und für das Seelenheil der Stifter beständig beten würden, genehmigte der Herzog gerne, und bald stand das schöne Klarissinnen-Kloster Alt-Sandecz für hundert Jungfrauen fertig.

Nach dem Tode des Boleslaus bat der Adel inständig, daß Kinga die Regierung übernehme; aber die demütige Witwe war nicht dazu zu bewegen; vielmehr verteilte sie ihren ganzen Besitz, selbst noch den Brautring, an die Armen und trat als einfache Nonne in das von ihr errichtete Kloster. Hier war sie allen Mitschwestern ein leuchtendes Muster in den klösterlichen Tugenden, mit vielen Offenbarungen und Wunderwerken von Gott begnadigt; sie starb am 24. Juli 1292 eines hoch erbaulichen Todes. Ihre Leiche duftete einen wunderbar lieblichen Geruch aus, und ihr Angesicht, das durch Fasten, Wachen und Bußwerke ganz farblos geworden war, glänzte in jungfräulicher Anmut mit sanft geröteten Wangen und purpurnenLippen.
Die Polen verehrten sie als ihre gütige Patronin, was Papst Alexander VIII. approbierte. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 546 – S. 547

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