Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Salesianer
Salesianer,
1) Oblaten des hl. Franz v. Sales v. Troyes;
2) Oblaten (oder Missionäre) des hl. Franz v. Sales v. Annecy. –
3) S. Don Boscos, eigentlich Pia Societas sancti Francisci Salesii (abgekürzt SS), religiöse Kongregation, vom hl. Joh. Bosco 18.12.1859 gegründet, 1869 vorläufig und 1874 endgültig bestätigt von Pius IX. Die Salesianer üben geistliche und leibliche Werke der christlichen Liebe zu Gunsten der männlichen Jugend, besonders der armen und gefährdeten. Hierfür unterhalten sie Knabenheime oder Oratorien (1934: 517), wo die Jungen fern von den gefahren der Gasse ihre Freizeit durch Unterhaltung und geistige Fortbildung verbringen, Lehrlings- und Studentenheime (90), Jugendvereine (484), Pensionate und Seminarien (51), Berufsschulen (783) Waisenhäuser (11). Auch die pfarrliche Seelsorge (877 Stellen) , der Auswanderer-Seelsorge (57 Stellen) und den auswärtigen Missionen (14, bes. in Südamerika und Indien) widmen sie sich. Das gemeinsame Leben der Mitglieder (Kleriker und Laienbrüder) atmet echten Familiengeist. Die Benennung (Gesellschaft), die Kleidung (die Kleriker gehen wie der Weltklerus, die Brüder in Zivil)., der Inhalt des Gelübdes der Armut (nur Verzicht auf das freie Verfügungsrecht unter Wahrung des Eigentumsrechtes), die 3jährige praktische salesianische Betätigung der Kleriker vor dem Theologiestudium, die vorwiegend caritativ-soziale Richtung (Jugenderziehung), das Präventivsystem in der Erziehung, die Auswahl der Besten unter den Werktätigen für den Nachwuchs, Heranbildung vieler Priesterberufe und Pflege der Spätberufenen, das Werk der „Salesianischen Mitarbeiter“ (s.u.), Förderung der Marienverehrung unter dem Titel „Hilfe der Christen“ sind charakteristische für das Institut, zeitgemäß und erprobt. Die Kongregation hat der Kirche Cagliero und andere Würdenträger (…) geschenkt und eine große Reihe von Tugendhelden hervor gebracht (Rua, Beltrami, Czartoryski, Savio und Mertens, für die der Seligsprechungsprozess eingeleitet ist; die heiligmäßigen Jungen Besucco, Colle, Bruni und Burger).
Zweiter Orden – die Töchter Mariä
Gewissermaßen den Zweiten Orden stellen die Töchter Mariä, Hilfe der Christen dar (gelegentlich auch Salesianerinnen Don Boscos genannt), von Bosco 1872 aus einer 1852 durch Maria Mazzarello zu Mornese ins Leben gerufenen Vereinigung von caritativ tätigen Landmädchen gegründet zur Rettung der weiblichen Jugend. Sie haben einfache Gelübde und widmen sich der Kinderfürsorge, Mädchenbildung, Krankenpflege und Missionen. Sie faßten dank ihrer Vielseitigkeit und besonderen Anpassung an die Forderungen der Zeit rasch festen Fuß außer in Italien im übrigen Europa, in Amerika, im Kongo, in Palästina, Kleinasien, Indien, China und Japan; … Das Mutterhaus ist in Turin. Für Maria Mazzarello, Theresia Valsé-Pantellini und Magdalena Morano läuft der Seligsprechungsprozess.
Dritter Orden – Salesianische Mitarbeiter
Eine Art Dritter Orden sind die Salesianischen Mitarbeiter, von Bosco vor allem als Hilfstruppe für Bischof und Pfarrer (Ansatz zur Katholischen Aktion), dann als Hilfsquelle der salesianischen Werke gedacht. Sie haben Anteil an allen gebeten, guten Werken und außergewöhnlichen Ablässen der Salesianer, halten die Förderung ihrer Aufgaben nationale und internationale Kongresse ab und haben als Organ die „Salesianischen Nachrichten“ (seit 1877; in 17 Sprachen). Sie zählen (1936) über 400000 Mitglieder.
Das ebenfalls von Bosco gestiftete Werk der Söhne Mariens, Hilfe der Christen, bildet Spätberufe in eigenen Priester-Erziehungsanstalten (…) zu Salesianer aus. Es brachte bis 1936 über 3000 Salesianische Priester hervor. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, Sp. 115 – Sp. 116
Salesianerinnen
1) Orden von der Heimsuchung Mariä (Ordo Visitationis B.M.V.), Schwestern (Oblatinnen, Einsiedlerinnen, Klosterfrauen) von der Heimsuchung Mariä, auch Visitantinnen, 6.6.1610 in Annecy vom hl. Franz von Sales und von der hl. Johanna Franziska Chantal gegründet zu beschaulichem Leben in Verbindung mit dem tätigen (seit 1612 Besuch Armer und. Kranker in den Wohnungen). Franz hatte der Zeit gemäß die Klausur und Lebensweise erheblich gemildert; aber der LyonerErzbischof erwirkte, daß Paul V. 23.4.1618 die „Heimsuchung“ unter der Augustinerregel und feierlichen Gelübden zu einem Orden mit päpstlicher (Total-)Klausur erhob. Die hl. Oberin brachte 1623/24 die äußere Organisation auf der Grundlage bewunderungswerter Einheitlichkeit zum Abschluss und bildete Generationen heiligmäßiger Ordensfrauen und Kloster-Oberinnen heran. Der Orden, bald einer der blühendsten in Frankreich, leuchtete durch erbauliches Leben und reiches literarisches Schaffen (mystische, aszetischen, hagiographischen und historischen Inhalts); er verband bei aller aszetischer Milde hohe sittliche Anforderungen mit abgeklärter Stellung zur Zeit und Umwelt, formte Jungfrauen und Witwen, die in strengeren Klöstern keine Aufnahme fanden, zu großen Charakteren und gab die Vorlage ab für die Satzungen einer Reihe von neuen tätigen Kongregationen. Auf die aristokratischen und höheren bürgerlichen Kreise gewannen besonders die von ca. 1640 an zahlreicheren Pensionate des Ordens nachhaltigen Einfluss, wenn auch die Erziehungstätigkeit nur mit Einschränkung geübt wurde.
Dem Konvent in Paray-le-Monial dankt die katholische Kirche (seit 1673) die Andacht zum heiligsten Herzen Jesu in der von der hl. Alacoque verbreiteten Form. Auch die übrigen Klöster trugen die Lieblings-Andacht ihres Ordens in die Welt hinaus (Herz-Jesu-Bruderschaften). Schon frühzeitig waren solche auch außerhalb Frankreichs entstanden, seit 1744 im Orient und seit 1779 in Nordamerika. Die französische Revolution schloss 92 Konvente, die indes bald nach 1800 großenteils wieder auflebten oder Neugründungen im Ausland bevölkerten. 1936 sind es 145 Klöster in Europa, 39 in Syrien und Amerika, insgesamt 7000 Schwestern; in Deutschland (wo das 1667 gegründete Münchener Stammhaus unterging) die Häuser Dietramszell, Beuerberg, Zangberg, Pielenhofen, Oberroning, (nicht an Annecy angeschlossen), Uedem, Koblenz-Mosel weiß und Ober-Marchtal…
Man unterscheidet Chorschwestern, „beigesellte“ (vom Gesang des Offiziums dispensiert), Laien- (oder dienende) und Ausgeh- oder Windenschwestern. Letztere (ohne Klausur) legen seit 1932 auch ewige Gelübde ab. Jedes Kloster ist unter einer auf 3 Jahre gewählten Oberin und bischöflicher Jurisdiktion selbständig mit eigenem Noviziat. Als Chorgebet wird das kleine marianische Offizium rezitiert oder nach eigenem Tonus gesungen; Laien- und Ausgehschwestern beten eine Anzahl Paternoster bzw. den Rosenkranz. Tracht: schwarzes, gefältetes Kleid, weißes Brusttuch, silbernes Brustkreuz, 2 vom Gürtel nach vorn herab hängende Tuchstreifen; Schleier schwarz für Chorschwestern, weiß für Novizinnen und Laienschwestern. In vielen Ländern leiten die Nonnen Internate, Pensionate und Schulen namentlich für Töchter höherer Stände, daneben auch Freischulklassen, Lehrerinnen-Bildungsanstalten und einige Haushaltungs-Schulen.
2) Salesianerinnen Don Boscos s. Salesianer –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, Sp. 116 – Sp. 117