Lexikon für Theologie und Kirche
Stichwort: Ultramontanismus
Ultramontan, im Mittelalter in Italien Bezeichnung der „jenseits der Berge“ (Alpen) gelegenen Länder bzw. ihrer Bewohner, besonders auch deutscher Studenten in Italien. –
Seit der Wiederbelebung des Katholizismus und der Erstarkung des Papsttums im Laufe des 19. Jahrhunderts infolge des Kampfes gegen Revolution, Liberalismus, Aufklärung und Unglauben, besonders aber durch die Lehrverkündigung der päpstlichen Unfehlbarkeit, bezeichnet Ultramontan bzw. Ultramontanismus in ablehnendem, vorwurfsvollem Sinn katholisch-kirchentreue Gesinnung. Es soll damit zum Ausdruck kommen, die Kirche strebe in Veräußerlichung und Verkehrung der Religion nur politische Macht des internationalen Papsttums an, und so könnten die Katholiken weder als religiös ehrlich, noch als national zuverlässig gelten. In dieser Form enthält die Bezeichnung Ultramontan eine unbegründete Verdächtigung; sie verkennt, daß die religiöse Wahrheit in sich eine allgemeine Geltung und Autorität verlangt, ferner, daß gerade die religiös-sittliche Ehrlichkeit es verbietet, ihr im politisch-wirtschaftlichen Leben entgegen zu handeln, endlich, daß die kirchentreuen Christen häufig genug eine echt christliche und gerade darum auch treu vaterländische, nationale Gesinnung bewiesen.
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. X, 1938, S. 372