Der heilige Benedikt zertrümmerte die Götzenbilder
Aus dem Rundschreiben von Papst Pius XII. vom 21. März 1947
Fulgens radiatur
1796 So begriff der Heilige, dass die von Gottes vorsorgendem Ratschluss bestimmte Zeit für ihn gekommen sei, um eine Familie von Ordensleuten zu gründen und sie mit allen Mitteln zur Vollkommenheit des Evangeliums heranzubilden. Das geschah mit bestem Anfangserfolg. Viele nämlich „wurden von ihm am gleichen Orte zum Dienste des allmächtigen Gottes … versammelt, so dass er mit Hilfe des allmächtigen Herrn Jesus Christus ebendort zwölf Klöster errichtete, die er mit je zwölf Mönchen unter bestimmten Oberen besetzte; einige wenige, von denen er annahm, dass sie besser in seiner Gegenwart zu erziehen seien, behielt er bei sich.“
1797 Während nun das Unternehmen einen glücklichen Verlauf nahm und bereits reichliche und heilsame Frucht zeitigte und für die Zukunft noch größere Erfolge versprach, musste Benedikt zu seinem größten Schmerz wahrnehmen, wie sich ein Sturm gegen die wachsende Saat erhob, der durch niederträchtigen Neid und das Verlangen nach irdischen Gütern entfesselt worden war. Da jedoch Benedikt sich nicht von menschlichem, sondern vom göttlichen Ratschluss leiten ließ, und damit der zumeist gegen ihn gerichtete Hass den Seinen nicht zum Schaden gereiche, „wich er dem Neide und übergab alle von ihm gegründeten Oratorien nach Einsetzung von neuen Oberen den versammelten Brüdern; er selber aber verlegte mit einigen wenigen Mönchen seinen Sitz anderswohin.“ (Gregorius Magnus, Lib. Dial. II 8. PL 66,148)
1798 So zog er im Vertrauen auf Gottes allgegenwärtige Hilfe nach dem Süden und kam zur Burg, „die Cassino heißt, und am Abhang eines hohen Berges liegt. ..; dort war noch ein uralter Tempel, in dem von unwissendem Bergvolk nach altheidnischem Brauch Apollo verehrt wurde. Ringsum gab es auch Haine mit Dämonenkult, in denen noch zu jener Zeit Scharen verruchter Heiden sakrilegische Opfer darbrachten. Dort angekommen, zertrümmerte er das Götzenbild, stieß den Altar um, zündete die Haine an, erbaute anstelle des Apollotempels eine Kapelle zu Ehren des seligen Martin und anstelle des heidnischen Altars ein Oratorium des heiligen Johannes. Die Bevölkerung der Umgebung lud er durch unablässige Predigt zur Annahme des Glaubens ein.“ (ebd., II 8. PL 66, 152)
1799 Cassino war bekanntlich der Hauptsitz des heiligen Patriarchen und der vornehmlichste Schauplatz seiner Tugend und Heiligkeit. Während ringsumher Unwissenheit und Laster alles verdunkelten und verschütteten, strahlte von jener Bergeshöhe ein neues Licht aus, das nicht nur durch die Weisheit der alten Kultur und Zivilisation, sondern auch durch die christliche Lehre genährt wurde, die irregeleiteten Völker und Stämme erleuchtete und sie wieder zur Wahrheit und auf den rechten Weg zurückführte. So kann man mit vollem Recht sagen, dass jenes Kloster heilige Zufluchtsstätte und Bollwerk der höchsten Wissenschaften und Tugenden wurde und in den damaligen überaus traurigen Zeiten „gleichsam die Säule der Kirche und die Schutzwehr des Glaubens“ (Pius X., Apostolisches Schreiben Archicoenobium Casinense v. 10. Februar 1913. AAS V (1913) 113) war. –
aus: Anton Rohrbasser, Heilslehre der Kirche, Dokumente von Pius IX. bis Pius XII., 1953, S. 1126 – S. 1128
Das Schloss namens Cassino befindet sich auf der Seite eines hohen Berges, der sich etwa fünf Kilometer in der Luft erhebt, so dass es den Himmel zu berühren scheint. Auf dem Monte Cassino stand ein alter Tempel, in dem Apollo von den törichten Landleuten nach dem Brauch der alten Heiden verehrt wurde. Um sie herum wuchsen ebenfalls Haine, in denen bis zu dieser Zeit die verrückte Menge der Ungläubigen ihre götzendienerischen Opfer darbrachten. Der Mann Gottes, der an diesen Ort kam, zerbrach das Götzenbild, stürzte den Altar, verbrannte die Haine und machte aus dem Tempel eine Kapelle des Heiligen Martin; und wo der profane Altar gestanden hatte, baute er eine Kapelle des heiligen Johannes und bekehrte durch ständiges Predigen viele der Menschen um sich herum.
Aber der alte Feind, der dies nicht stillschweigend ertrug, stellte sich vor den Augen des Vaters und beklagte sich mit großem Schrei über die Gewalt, die er erlitten hatte, so sehr, dass die Brüder ihn hörten, obwohl sie nichts sehen konnten. Denn wie der ehrwürdige Vater seinen Jüngern sagte, stellte sich der böse Teufel in Flammen vor seine Augen und schien mit brennendem Mund und blitzenden Augen gegen ihn zu wüten. Und sie hörten alle, was er sagte, denn zuerst rief er ihn beim Namen, und als die Marke Gottes keine Antwort geben würde, fiel er darauf herein, ihn zu beschimpfen. Und während er, bevor er rief: „Benedikt, Benedikt“ und sah, dass er keine Antwort bekommen konnte, rief er: „Maledict, nicht Benedikt, was hast du mit mir zu tun und warum verfolgst du mich?“ (Papst Gregor der Große, Das Leben des Heiligen Benedikt, 1995 von TAN Books and Publishers neu aufgelegt, S. 24 – S. 25.)