Beiträge von Pater Antonio Vieira SJ
von uns veröffentlicht zur Erbauung und zu unserem Seelenheil
zur Ehre Gottes und Seiner Kirche
Ich sage denn, oder sage wiederholt, wenn wir zwischen der Glorie und der Gnade eine Wahl vollziehen, dann müssen wir unserem Vorspruch gemäß: Maria (Magdalena) hat den besten Teil erwählt, lieber die Gnade, als die Glorie wählen, und zwar nicht aus einem Grund, sondern aus mehreren Gründen.
Der erste mag sein: Die Gnade schließt die Glorie in sich; und obgleich es eine Gnade ohne Glorie geben kann, so kann es doch keine Glorie ohne Gnade geben. Die Gnade ist die Grundlage der Glorie, und die Glorie ist die Folge der Gnade. Da Gott die Gnade, womit er uns die Sünden verzeiht und uns mit sich versöhnt, niemandem schuldig ist, so ist sie ganz ein Ausfluss der Freigebigkeit, und ein Geschenk seiner Barmherzigkeit; doch die Glorie, – weil sie Gott jedem verheißen, der im Stande der Gnade sein wird, sie gehört ganz seiner Wahrhaftigkeit, da er, als wahrhaftig, – sein Versprechen halten muss.
Die Gnade macht den Menschen zum Kinde Gottes, die Glorie zum Erben Gottes. Wenn die Menschen einsähen, was dieser Name „Kind Gottes“ in sich begreift, wenn sie einsähen, dass die Gnade uns nicht bloß den Namen verleiht, sondern auch die Wesenheit dessen, was der Name bezeichnet; – wie würden sie diese Herkunft, die unendlich höher ist, als die von einem König, ganz anders an uns und an den andern schätzen und in Ehren halten? (P. Antonio Vieira SJ)
Zur Biographie von P. Antonio Vieira siehe: Wikipedia (engl.) Stichwort António Vieira