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Lexikon für Theologie und Kirche

Stichwort: Simon Magus

Der Konflikt zwischen St. Petrus und Simon Magus von Avanzino Nucci, 1620. Simon ist auf der rechten Seite und trägt Schwarz.

Der hl. Petrus im Konflikt mit Simon Magus

Simon Magus der Magier, aus Gittä in Samaria, vom Diakon Philippus dort für das Christentum gewonnen (Apg. 8, 9-13). Er glaubte, die Gabe, durch Handauflegung des Hl. Geist zu erteilen, von den Aposteln Petrus und Johannes mit Geld erkaufen zu können (ebd. 18-24); danach seitdem die Bezeichnung Simonie = Kauf oder Verkauf von geistlichen Sachen. Simons Geschichtlichkeit ist unbezweifelbar. Für die nicht durchweg übereinstimmende Berichterstattung einzelner altchristlicher Schriftsteller (Justin, Origenes, Irenäus, Tertullian, Hippolyt) stand seine Lehre, eine älteste Stufe des Gnostizismus, im Vordergrund: Simon Magus „die Kraft Gottes, welche die große genannt wird“ (Apg. 8, 10), aus der durch Emanation die weibliche Gottheit, die Engel, die Materie und als deren Endglied der Mensch hervorgegangen seien.

Mit jenem Titel, der übrigens auch aus Inschriften für Gottheiten des Ostens fast gleichlautend nachweisbar ist, war Simon Magus von seinen Landsleuten wegen seiner Zauberkünste und wohl auch deshalb beehrt worden, weil diese darin eine Angleichung an das samaritanische Wort Megala (= Offenbarer der verborgenen Gottheit, i. e. Ta`eb = samaritanischer Messias) empfanden. Simon Magus scheint in Wirklichkeit auch messianische Ansprüche („Ich bin der Große“) erhoben zu haben. Dass ihm in Rom Kaiser Claudius ein Standbild mit der Inschrift „Simoni Deo Sancto“ errichtet hätte, beruht auf einer Verwechslung Justins (Apol. I 26) bzw. seiner Quelle mit dem durch die 1574 aufgefundene Inschrift der Tiberinsel „Semoni Sanco Deo Fidio Sacrum“ bezeugten altitalienischen Gott Semo Sancus.

Doch hat, wie Irenäus (Adv. Haeres. I 23,4) verlässlich berichtet, die Sekte der Simonianer, die einem sittlichen Libertinismus huldigte und in geringen Resten bis ins 4. Jahrhundert sich behauptete, dem Standbild des Simon göttliche Ehrungen erwiesen. –

Gelegentliche Angaben antiker Profanschriftsteller (Juvenal, Sueton, Dio v. Prusa, Lucian) lassen erschließen, dass mit Simon Magus identisch sein muss ein in der klaudinischen-neronischen Zeit berühmt gewordener Zauberkünstler des Ostens, der im Theater zu Rom in Anwesenheit Neros als 1. Aeronaut des Altertums nicht mit einem der schon früher bekannten „Petauristen“, sondern mittels angehefteter Flügel einen (misslungenen) Flugversuch unternahm. Dieses Auftreten Simons in Rom (wahrscheinlich Herbst 66), vielleicht zugleich als Parodie der Lehre von der Himmelfahrt Christi gedacht, mag eine der Veranlassungen zu Gefangensetzung und Martyrium des hl. Petrus gewesen sein.

Beide Begegnungen des Simon Magus mit Petrus in Samaria und Rom bilden ein beliebtes Motiv der altchristlichen Roma-Literatur, so in den Pseudo-Klementinen und Acta Petri, wo Streitreden oder Wettkampf im Wunderwirken zwischen Petrus und Simon Magus phantasiereich ausgemalt sind. –

Mit dem Zauberer Barjesus aus Zypern ist Simon Magus nicht gleich zu setzen, wenn auch das Wandern solcher Astrologen und Zauberkünstler zwischen Fürstenhöfen und Statthalter-Residenzen damals vorkam. –
aus: Michael Buchberger, Lexikon für Theologie und Kirche, Bd. IX, 1937, Sp. 572 – Sp. 573

Siehe auch den Beitrag:

Weitere Informationen siehe in Wikipedia Stichwort Simon Magus

Bildquellen

  • Nucci__Avanzino_-_Petrus__Auseinandersetzung_mit_Simon_Magus_-_1620: wikimedia
Tags: Sekten
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